Surfen auf einer steinernen Welle, von der wir einfach nicht genug kriegen konnten. Eine lustige Weintour, die uns alles vergessen liess. Bizarre Steinformationen mitten im Nirgendwo. Im abgelegenen Mullewa haben wir sogar die Beerdigung der Queen mitbekommen. Und in Monkey Mia waren nicht die Affen sondern die Delfine los. Also noch mehr wilde Tiere auf unserer Tour.
ROCKINGHAM
Dienstag, 13. September - Campervan ahoi!
Das heutige Frühstück gibt es wieder unter der Veranda, da es ziemlich frisch ist und zwischendurch auch einen "Gutsch" regnet. Heute ist es endlich so weit, der Campervan wird abgeholt und dann heisst es 101 Tage quer durch Australien campen. Wir bestellen uns ein Uber-Taxi und Thelge Navinda Kalinga Ranjan aus Sri Lanka führt uns sicher zu unserem Zielort. Er erzählt mir, dass er in Perth Maschinen-Ingenieur studiert hat und nun versucht einen Job zu kriegen, was aber nicht so einfach sei, wenn man keine australische Staatsbürgerschaft hat. Er überbrückt sich die Zeit mit Uber-Fahrten und sein Traum sei es in den Schweizer Bergen zu heiraten. Die indischen Filme lassen grüssen.
Bei GoCampervan angekommen steht unser Van bereits parat. Darrell, der Chef des Unternehmens, stellte sich als trockener Geselle heraus. Kein «Hello, nice to see you» oder «How are you», sondern einfach möglichst rasch und mit wenig Aufwand uns den 6.40 m langen Fiat Campervan zeigen und dann «Bye». Meinen Scherz, wo sich die Abwaschmaschine befindet, fand er nicht lustig. Ähm, wir mieten den Camper während 101 Tagen und sind sicherlich einer der einzigen Langzeit-Kunden, da wäre es doch noch nett, wenn man auch etwas freundlich wäre. Generell sind die Aussies, wie die Einheimischen genannt werden, superfreundlich und auch immer für eine kurzen Schwatz zu haben.
Unmittelbar nach der Übernahme des Vans kaufen wir die fehlenden Sachen ein, wie zum Beispiel einen Grill, ein paar Kisten, wo wir unsere Sachen versorgen können und natürlich das Starter-Kit an Lebensmittel. Das Bier und den Wein holt man sich in Australien im Bottle Shop, denn in den normalen Läden wird kein Alkohol verkauft.
Die erste Nacht verbringen wir auf dem Campingplatz Rockingham Holiday Village. Ein etwas kurliger Campingplatz mit vielen Langzeitmietern die sich wohl keine normale Wohnung leisten können. Um die Zelte oder Wohnwagen türmt sich viel Gerümpel.
Wir waren ziemlich lange mit dem Herausfinden des besten «Wo versorgen wir was hin»-System beschäftigt, so dass wir ganz vergessen haben zu essen. Wir begnügen uns dann mit Hummus und Crackers bevor wir müde in unsere Betten fallen.
HYDEN (WAVE ROCK)
Mittwoch, 14. September – die Geschichte mit dem dritten Weinglas Fahrt: Rockingham - Hyden (Wave Rock) (355 km)
Die erste Nacht war sosolala und gegen Morgen ist es empfindlich kalt. Es hat in der Nacht auch wieder geregnet und der Morgen ist grau. Unsere Daunenjacken sind wieder gefragt – das Frühstück nehmen wir draussen im Stehen ein.
Wir gehen noch einmal zurück zu GoCampervan zu Darrell um ein paar Unklarheiten zu beseitigen und u.a. nach einem dritten Weinglas zu fragen – denn schlussendlich soll der Wein stilecht von allen drei Parteien getrunken werden können. Er murmelt irgendwas von wegen er hätte kein drittes Glas mehr. Am Schluss komme ich auf das Thema zurück und frage noch einmal, ob er wirklich kein drittes Glas mehr habe und er meinte, normalerweise werde der Camper nur mit zwei Gläser ausgestattet. Hä? Wir sind zu Dritt und haben auch drei Teller, dreimal Besteck, drei Gläser usw. und das dritte Weinglas rückt er nicht heraus, weil es immer so war? Gohts no! Er bemühte sich dann doch noch in sein Lager und übergibt mir ein weiteres Weinglas. Bye, Darrell. Wiederum keine «Gute Reise», «Passt gut auf euch auf» oder ähnliches. Was für ein «Mürgel».
Wir begeben uns auf die erste Test-Strecke nach Hyden – über 350 km durch den Getreidegürtel von Australien. Auch viele Schaf- und Kuhherden sind zu sehen. Zurzeit blühen die riesengrossen knallgelben Rapsfelder und Wildblumen. Einfach wunderschön! Den ersten Teil aus der Stadt fahre ich noch, danach überlasse ich das Steuer Papi und die letzten 100 km fährt Mami. Beide souverän und immer vom Zettel neben dem Steuerrad darauf hingewiesen, dass wir links fahren müssen. Es ist aber ehrlich gesagt ziemlich herausfordernd auf den teilweise schmalen Strassen zu fahren, wo der Asphalt gleich beim weissen Strassenmarkierungsstrich endet und man dann auf roter holpriger Erde fahren würde.
Im verschlafenen Brookten machen wir in einem kleinen Kaffee, wo sich Einheimische und Reisende treffen (da der einzige Ort, wo es was zwischen die Zähne gibt), eine Pause. Da das Kaffee keine Toilette hat (ja, so klein ist es), machen wir uns auf in das öffentliche WC, das keine 100 m, auf der anderen Strassenseite liegt – ein kleines gelbes Häusschen. Plötzlich ist Mami wie vom Erdenboden verschwunden. Hä, wie kann sie innert wenigen Sekunden einfach nicht mehr da sein? Aha, da ist sie wieder! Sie kommt aus einem Shop heraus, der sich auch in einem gelben Häusschen befindet. «Hey, du hast mir gesagt, im gelben Haus!», meinte Mami zu mir. Ich bin froh, ist sie wieder aufgetaucht. 😊
Etwas ausserhalb von Hyden befindet sich der Wave Rock und gleich nebenan der Campingplatz. Kaum parkiert, zieht es uns gleich zum Wave Rock. Woooow, was für eine wunderschöne Steinformation … und noch einmal Wooooow, wir sind bis auf einige wenige Personen die einzigen Touristen. Die Abendsonne beleuchtet die steinerne Welle und bringt die schönsten Farben hervor. Wir sind sprachlos und geniessen den Augenblick. Nachdem wir dutzende von Fotos gemacht haben, laufen wir auf den Felsen, am Wasserreservoir und an skurrilen Felsformationen entlang. Der Sonnenuntergang begleitet uns dabei. Ganz am Schluss sichten wir sogar noch zwei Kängurus.
Donnerstag, 15. September – Surfen auf der steinernen Welle
Phhuuu, das war aber grad eine ziemlich kalte Nacht – zum Glück funktioniert unsere
Heizung, die wir eigentlich als Klimaanlage einsetzen wollten, einwandfrei. Ich kann es kaum erwarten den Wave Rock noch einmal zu sehen, diesmal in der Morgensonne. Ich «speede» also noch vor dem Frühstück zu diesem Naturphänomen und siehe da, einfach wunderschön. Gerade mal mit zwei anderen Leuten muss ich den Anblick des Felsens teilen, der von den wenigen Sonnenstrahlen, die sich durch die Wolken mogeln, beleuchtet wird.
Nach dem Frühstück und nach einem weiteren Blick auf den Wave Rock und ein paar obligatorischen (Surf-)Bildern, machen wir uns auf den Weg zum Hippos Yawn – ein Fels, der aussieht wie das Maul eines Nilpferdes. Danach laufen wir noch zu den Salzseen, wo wir über 150 Jahre alte Zaunpfosten sehen. Ich weiss, nicht grad das Highlight einer Australien-Reise, aber ich dachte, ich erwähne auch mal so simple Sachen. 😊
Am Nachmittag steht ein Ausflug zu der 18 km entfernten Mulka Cave an, wo Dutzende von alten Handabdrücken von Aborigines, das indigene Volk Australiens, zu sehen sind. Der Legende nach war der Aborigine-Junge Mulka der illegale Sohn einer Frau, die sich in einen Mann verliebte, mit dem die Ehe nach ihrem Gesetz verboten war. Der Junge schielte stark und obwohl er zu einem ausserordentlich starken Mann von kolossaler Größe heranwuchs, hinderten ihn seine schielenden Augen daran, mit seinen Speer genau zu zielen und ein erfolgreicher Jäger zu werden. Mulka war frustriert und fing Menschenkinder ein um sie zu (Achtung gruselig!) zu essen und so wurde er zum Schrecken der gesamten Region. In der Höhle sind die Abdrücke seiner Hände zu sehen die viel größer und höher sind, als die eines gewöhnlichen Mannes.
Rund um die Mulka-Höhle machen wir zwei schöne Wanderungen – einen über den Felsen, wo uns auf der höchsten Stelle der Wind um die Ohren bläst und einen durch die trockene Ebene und den Wald. Überall hat es kleine Wildblumen, die wir bestaunen.
Am Abend steht die graue Armee, wie die herumreisenden Australischen Senioren heissen, am Lagerfeuer. Wir gesellen uns mit Bier und Wein zu den Einheimischen – nur Schade, dass MaPa sich nicht unterhalten können, da ihnen die nötigen Englisch Kenntnisse fehlen.
PERTH HILLS
Freitag, 16. September – oh Schreck, sind das Ratten?
Fahrt: Hyden - Perth Hills (340 km)
Ein aller letzter Blick auf den Wave Rock (alle drei sind einfach super fasziniert) und schon sind wir zurück auf der Strasse Richtung Perth. Wieder säumen riesengrosse Felder und Wiesen den Strassenrand und überall gibt es was zu entdecken. Im alten Städtchen York bewundern wir die Hauptstrasse, die von schönen Häusern gesäumt ist, als wären diese aus einem alten Westernfilm entsprungen.
Auf der Autobahn verpassten wir dank der sehr unpräzisen Anweisung des Navis dreimal die Ausfahrt. Schlussendlich schafften wir es doch noch auf den Campingplatz vor den Toren von Perth, wo wir nach einem ungewöhnlich komplizierten Check-in endlich auf unseren Standplatz fahren. Kaum da, «secklet» uns schon ein kleines Tierchen über den Weg. Iiiiii, ist das etwa eine Ratte?? Ein Plakat im Waschraum klärte dann auf: Nein, es ist ein Quenda, zu Deutsch: Kurznasenbeutler. Uff!
Wiederum müssen wir unser Abendessen in unserem Van einnehmen, da es schlichtweg zu kalt ist. Das habe ich mir irgendwie anders vorgestellt, aber eben, der Frühling kann auch in der südlichen Hemisphäre ziemlich kalt sein. Die Heizung läuft jedenfalls wieder die ganze Nacht hindurch.
BICKLEY VALLEY
Samstag, 17. September – Weintour und einfach sehr vergesslich
Heute sehe ich endlich wieder Lorraine, meine Kollegin aus Perth, die ich im 2004 in Perth kennen gelernt habe. Kleiner Exkurs ins Jahr 2004: An Weihnachten hat der Tsunami u.a. in Sri Lanka grosse Zerstörung angerichtet. Im März weilte ich im Süden von Sri Lanka in der Unterkunft von Abby und Pushpa, ein älteres superfreundliches Paar. Als ich von der Zerstörungskraft des Tsunamis hörte, machte ich mich im Internet sofort auf die Suche nach Informationen zu den beiden. Auf der Rotkreuz-Homepage stiess ich auf den Eintrag von Lorraine, die auch nach den beiden suchten. Wir erfuhren dann bald, dass es den beiden gut geht, jedoch ihre Infrastruktur schwer beschädigt sei. Ich tauschte mich ein paar Mal mit Lorraine aus, bis wir herausfanden, dass Lorraine in Perth lebt und ich zu diesem Zeitpunkt auch gerade in Perth aufhielt. Wir trafen uns vor einer Bank, um zusammen eine Überweisung an Abby und Pushpa zu machen und wir uns damit die Bankspesen teilten. Lorraine und ich waren uns auf anhieb sympathisch und seitdem stehen wir in Kontakt und auf all den nachfolgenden Australien-Reisen besuchte ich sie jeweils. Einmal bereisten wir sogar zusammen Tasmanien.
Lorraine und ihr Freund Phil holen uns auf dem Campingplatz für eine Weintour (schliesslich will der Campervan-Weinkeller aufgefüllt werden) durch das Bickley Valley ab. Das kleine Tal ist gesäumt von kleinen Weingütern. Nach dem ersten Weingut und bereits sechs probierten Weinen intus, haben wir es schon lustig. Ab geht es zu einer Gin-Degustation. Hmm, wo ist bloss mein Rucksack … shit, den habe ich voll im ersten Weingut vergessen … mit all meinen Karten und Pass. Mann-o-mann, wie kann denn sowas passieren. «Oh Schreck, ich habe meinen auch dort vergessen.», meint Mami! Hallo, was sind wir denn für Hühner! Phil bietet sich an, die Rucksäcke zu holen, während wir Gin degustieren. Ich mache mir keine grosse Sorge um die Rucksäcke, denn wir sind in Australien und sogar auf dem Land. Phil trudelt dann auch mit unserem Gepäck ein, als wir einen Gin probieren, der beim Einschenken von Tonic seine Farbe von violette auf rosa wechselt. Den kaufen wir dann für uns als Reiseration.
Das Mittagessen nehmen wir in einer schönen Taverne ein – mit Blick auf die Weinreben. Jedoch leider mit heruntergezogener Plane, da es doch ziemlich kühl ist. Die kalten Platten sind vorzüglich und der Ziegenkäse einfach fantastisch. Lorraine stellt sicher, dass sie erfährt, von wo der Ziegenkäse ist, so dass wir am Schluss der Tour diesen noch besorgen können. Wir machen noch halt auf zwei weiteren Weingütern und kaufen die eine oder andere Flasche.
CERVANTES
Sonntag, 18. September - bizarre Steinformationen
Fahrt: Perth Hills - Cervantes (Pinnacles) (256 km)
Am Sonntagmorgen stelle ich fest, dass ich mein Duschzeug am Vortag in der Dusche vergessen habe. Noch keine Woche unterwegs und schon ist es weg. Das hat mich geärgert – auch ein Nachfragen bei der Rezeptionistin brachte dieses nicht mehr zu Tage. Naja, es gibt schlimmeres und so kam das Duschgel auf unsere Einkaufsliste, denn heute ist Grosseinkauf angesagt. Doch zuerst bockt noch unser Campervan, der beim Einschalten der Zündung piepst und will einfach keine ruhe geben will. Wir kontrollieren die Türen, die Gas-Lucke, das Treppchen unter der Türe usw. und es scheint alles in Ordnung zu sein. Wir beschliessen mal zur Rezeption zu fahren und kaum rumpelten wir über eine Bodenschwelle ist der Esel ... äh pardon, der Campervan wieder ruhig. Seit dem nennen wir unseren Van "Donkey".
Da am Sonntag die Läden erst um 11.00 Uhr öffnen, machen wir ins nahegelegene Städtchen Guildford noch einen Ausflug und laufen entlang den historischen Häusern.
Der Grosseinkauf dauerte geschlagene zwei Stunden, schliesslich wollen wir für die Reise gewappnet sein und uns mindestens für zwei Wochen eindecken, da grosse Läden entlang der 4'000 km langen Westküche Seltenheitswert haben. Ich muss mir zudem für meine stehengebliebene Swatch-Uhr eine Batterie kaufen. Ich erhoffe mir, dass wir eine Batterie im grossen Lebensmittelladen (analog Migros) finden. Es gibt sogar Knopf-Batterien, aber ob eine passende dabei ist, muss ich herausfinden, indem ich die abgelaufene Batterie aus der Uhr nehme. Nach einigem «geknorze» mit einer Münze und schlussendlich Sackmesser habe ich die Batterie in der Hand und keine Sekunde später liegt sie unter dem Gestell. Ich sehe aus den Augenwinkeln, wie MaPa sich Blicke zuwerfen, die nur eines bedeuten können: «Typisch Cönnchen!» Tja, ich knie mich also auf den Boden (zum Glück geht es meinem Rücken wieder besser) und fische die Batterie mühsam unter dem staubigen Gestell hervor. Schlussendlich hat dann nicht einmal eine zur Auswahl stehenden Batterie gepasst. Ausser Spesen, nichts gewesen. Beim asiatischen «Hier-gibt-es-alles-Laden» war ich dann erfolgreicher und ich fand die passende Batterie. Juhee!
Nun sind wir endlich on-the-road und wir fahren nach Cervantes, teilweise direkt an der Küste entlang. In Cervantes angekommen, taucht plötzlich die Sonne auf, die sich den ganzen Tag hinter Wolken versteckt haben. Nach einem kurzen Blick auf den Wetterbericht, der für morgen Regen ansagt, entschliessen wir uns noch einmal in den Van zu steigen und zu den Pinnacles zu fahren. Es ist bereits halb fünf und die Sonne steht tief, aber noch tiefer ist die Besucherzahl um diese Zeit. Der Nationalpark steht praktisch leer da und wir machen uns zu Fuss auf den Weg zu den bizarren Steinformationen. Das sind Tausende bis zu 5 m hohe Kalksteinsäulen, die wie Stalagmiten aus dem Sandboden herauswachsen. Sehr eindrücklich. Uff, eine dunkle schwarze Wolke zieht auf und schon regnet es ... doch zum Glück nur kurz. Auf dem Parkplatz sehen wir noch zwei Kangurus, ein Zeichen, dass es bereits gegen Sonnenuntergang geht und die Beuteltiere nun aktiv werden - keine guten Voraussetzungen um mit dem Auto zu fahren, da die Gefahr besteht, dass ein hüpfendes Känguru vor das Chassis springt. Doch wir hatten Glück und wir kamen ohne Beule zurück zum Campingplatz. Zur Feier des Tages gönnten wir uns mexikanische Fajitas.
MULLEWA
Montag, 19. September - Wo sind die Wildblumen?
Fahrt: Cervantes nach Mullewa (322 km)
Nach einer stürmischen Nacht mit erneutem Einsatz der Heizung fahren wir Richtung Geraldton, wo wir in einem Pub einen Mittagsstopp einlegen. Mami geht es nicht so gut - ist es der Magen? Oder die Blase? Wir bestellen im örtlichen Pub einen Tee, doch es gibt nur Alkohol oder Softgetränke. Im Fernsehen wird London in den frühen Morgenstunden gezeigt, wo heute die Beerdigung von der Queen stattfinden wird. Wir entscheiden uns ins Inland ins beschauliche Mullewa zu fahren, das uns von eine Mitglied der grauen Armee (australische Senioren, die campend durchs Land ziehen) als Geheimtipp für Wildblumen verkauft wurde. Auf der Fahrt dorthin jedoch nur grüne oder graue Felder - die schönen Blumenfelder, wie wir sie südlichen angetroffen haben, sind nirgendwo in Sicht. Mullewa ist einfach nur ein munzig kleines Dorf mit einer Polizeistation, einem Campingplatz und sogar einer Touristeninformation. Da es Mami nicht gut geht, verbringen wir den Nachmittag im Van und schauen uns die Beerdigung der Queen an und verschieben den Wildblumen-Walk auf den nächsten Morgen.
KALBARRI
Dienstag, 20. September – starke Brandung
Fahrt: Mullewa nach Kalbarri (248 km)
Mami geht es etwas besser, so dass wir uns auf den knapp einstündigen Wildflower-Walk gleich neben dem Campingplatz begeben. Überall kleine farbige Blümchen – der Weg ist abwechslungsreich denn auch Metall-Kunstwerke von lokalen Künstlern sind am Wegrand zu sehen.
Heute schonen wir Mami als Fahrerin – Papi und ich fahren von Mullewa nach Kalbarri, zurück an die Küste. Kurz vor Kalbarri stechen wir ab zur Küste, wo wir einem schönen Boardwalk (Holzweg) entlanglaufen und die schroffe Felsenküste mit der starken Brandung bestaunen. Sogar eine Naturbrücke ist zu sehen. Im zentralen Campingplatz finden wir grad noch ein Plätzchen, zwar ohne Strom, aber da unser Donkey Solarzellen auf dem Dach hat, ist das nicht so tragisch. Aufgrund des Todes von Königin Elisabeth gibt es diverse Feiertage, die in einem langen Wochenende zusammengefasst werden und gleichzeitig beginnen auch noch die Schulferien. Deshalb sind sehr viele Australier unterwegs. Wir müssen nun öfters vorreservieren, was wir nicht so gerne machen, da wir dann einfach sehr unflexibel sind. Wir laufen noch entlang vom Strand und bestaunen die heftigen Wellen bei starkem Wind.
Mittwoch, 21. September – Wanderungen im Kalbarri Nationalpark
Endlich warmes Wetter und nach langer Zeit sind wieder mal kurze Hosen angesagt. Heute geht es zum Kalbarri Nationalpark, der vor allem durch den Murchison River, der sich tief ins Land gegraben hat, geprägt ist. Zuerst begeben wir uns zu den Aussichtsplattformen, die über die Landkante herausragen und man so einen fantastischen Blick auf den Fluss hat. Bei dieser Plattform wird auch ausführlich über die Ureinwohner, die vor langer Zeit auf diesem Land gelebt haben, berichtet. Das Land des Nationalparks von Kalbarri wurde vor einigen Jahren nach über 20-jährigem Kampf den Aborigines zurückgeben. Wir begeben uns auf zwei kurze Wanderungen, doch die Wanderung runter an den Fluss mit den drei Leitern und einigen kleinen Kletterpartien hat es in sich. Gratulation, Mami, du hast es geschafft! Unten am Fluss erfrischen wir uns mit einem kühlen Bad im Fluss. Die roten Steinformationen sind wunderschön und wir können uns daran kaum satt sehen.
Auf der Rückfahrt aus dem Kalbarri Nationalpark hüpft uns doch tatsächlich ein ziemlich grosses Känguru vor der Motorhaube durch. Uff, das war ein Schreckensmoment! So ein Tier möchten wir keinesfalls auf der Motorhaube oder sogar unter dem Auto haben … wir sehen genügend tote Tiere am Wegrand liegen. Etwas später sehen wir sogar noch ein Echidna, ein Ameisenigel, über die Strasse laufen. Der Igel war im Turbomodus – für ein Foto reichte es leider nicht.
Den Abend mussten wir wieder in unserem Campervan verbringen, da es wieder empfindlich abkühlt. Heute ist wieder Spielabend mit dem Kartenspiel Skip-bo angesagt – auf vielseitigem Wunsch von Mami.
MONKEY MIA
Donnerstag, 22. September 2022 – die wilden Tiere sind los!
Fahrt: Kalbarri nach Monkey Mia (407 km)
Heute gehen wir noch einmal in den Kalbarri Nationalpark, aber durch den kleinen Eingang, wo niemand steht, um den Eintritt einzufordern, sondern man ein Couvert mit einigen Informationen ausfüllen muss und das Bargeld hineinlegt. Hmm, Bargeld? Wir haben schon Ewigkeiten kein Bargeld mehr benutzt und somit haben wir auch kaum Kleingeld. In Australien läuft alles über Kartenzahlung. Wir kratzen aus allen verschiedenen Portemonnaies das Geld zusammen. Nach den zwei einfachen Wanderungen mit wiederum schönen Aussichten auf den Fluss geht es nun auf die lange Fahrt nach Monkey Mia.
Wiederum ist die Fahrt alles andere als langweilig. Zuerst sehen wir einen grossen Schwarm
von grünen Vögeln, die wie grosse Wellensittiche aussehen. Danach war wohl eine Echse zu wenig rasch vom Strassenrand weg – entweder haben wir sie leider noch erwischt oder aber das Auto hinter uns. Zu guter Letzt der Höhepunkt des Tages: eine Straussenfamilie – Mutter Strauss mit drei kleinen Sträusschen … äh Straussen-Kinder. Jööööh, wie herzig! Zum Glück herrscht kaum Verkehr, so dass wir auf der Strasse anhalten und ein paar Fotos machen können.
Den Mittagshalt machen wir diesmal in einem Roadhouse, wo wir auch gleich tanken. Der Liter Diesel kostet hier 1.98 AUD, was ungefähr CHF 1.50 sind.
Kurz vor Monkey Mia machen wir einen Zwischentopp an der Shell Beach. Der schneeweisse
Strand besteht nicht aus Sand, sondern aus Muscheln … einfach nur Muscheln. Der «füdliblutti» Wahnsinn!
Monkey Mia besteht nur aus einem Resort, wo von 5-Sterne-Luxus bis zu Mehrbettzimmern über Campingplatz mit und ohne Strom alles geboten wird. Wir ergatterten mittels Vorreservation gerade noch einen Platz ohne Strom. Bevor man ins Resort fährt, muss man den Nationalpark-Eintritt (der übrigens überall in Westaustralien AUD 15.- (ca. CHF 10.- pro Auto beträgt) bezahlen. Ich weiss nicht genau, wie das ganze hier funktioniert und erkläre also dem Ranger, dass wir eine Reservation für den Campingplatz haben und dass wir morgen die Affen anschauen möchten. Er: «Du meinst die Delfine, oder?» Ich: «Habe ich gerade die Affen gesagt?» Riesiges Gelächter. Die wilden Tiere sind tatsächlich los! Näääämlich, kaum haben wir in der hypermodernen Reception eingecheckt und wir Richtung unserem zugewiesenen Campingplatz (ohne Strom, da alle Stromplätze ausgebucht sind – Schulferien lassen grüssen) gefahren sind, watscheln uns zwei Emus entgegen. In den nächsten drei Tagen begegnen uns die beiden neugierigen Tiere immer wieder – sie sind Stammgäste auf dem Campingplatz und schauen neugierig in jedes Zelt und jeden Wohnwagen, um nach Essbarem zu suchen.
Zur Feier des Tages gönnen wir uns in der Monkey Bar einen Drink und etwas zum Knabbern – auf der Terrasse bei schönstem Sonnenuntergang unter Palmen mit Meeresblick. Was will man noch mehr? Delfine, die einen Freudensprung aus dem Wasser machen und uns zuzwinkern? Das haben wir nicht gesehen. *zwinker*
Uns gefällt es sehr in Monkey Mia … es kommt so richtig Ferienstimmung auf: die neue Camping-Infrastruktur lässt keine Wünsche offen und alles sieht sehr gepflegt aus. Der schneeweisse Sandstrand und das klare Wasser laden zum Baden ein.
Freitag, 23. September 2022 – Delfine in Sicht!
Tagwache bereits um 06.50 Uhr, denn schliesslich wollen wir die Delfine sehen, die pünktlich um 08.00 Uhr am Strand auftauchen sollen. Jedenfalls lebt Monkey Mia von dieser Attraktion und obwohl ich bereits viermal der Küste entlanggefahren bin, habe ich es noch nie nach Monkey Mia geschafft, weil ich mir die Delfine lieber in der freien Wildbahn ansehe und bereits mehrmals dazu die Gelegenheit hatte. Doch diesmal haben wir den Halt in Monkey Mia fest eingeplant. Von der Rangerin gibt es ein paar Anweisungen, u.a. dass man die Tiere keinesfalls berühren darf, sobald diese in Strandnähe kommen. Die Tiere kommen seit Jahrzehnten an den Strand, um zu fischen. Bis in den neunziger Jahren wurden die Tiere von den Besuchern gefüttert – den Fisch konnte man als Snack einfach im Laden kaufen und so starben einige Delfine, weil sie nicht mehr wussten, wie man fischt. Inzwischen hat man dazu gelernt und seitdem erhalten die weiblichen Delfine, die an den Strand kommen, nur noch 10 % ihrer Tagesration. Die Männchen sowie die Baby-Delfine werden nicht gefüttert. Aufgrund der Schulferien stehen ca. 150 grössere und kleinere Menschen am Strand und auf dem Steg, die alle gespannt warten. Der erste Delfin schwimmt von weitem dem Strand entlang und so kommt auch bei mir Aufregung auf. Die Delfine werden während der Jagd auf die Fische meist von schwimmenden Pelikanen verfolgt um den gefangenen Fisch zu «stibitzen». Das ergibt dann ein schönes Fotosujet – gleich zwei wilde Tiere auf dem Bild. Ein zweiter Delfin kommt auch noch an den Strand und so können wir die Säugetiere von nahem beobachten. Anscheinend erwarten gleich beide Delfine ein Baby. Die Delfine sind während 12 Monaten schwanger und ziehen die Jungen während drei Jahren auf. 50 % der Babys fallen den Haien zu Opfer. Der normale Lauf der Natur – zum Wohle des Ausgleichs. Als die beiden ihre Fischration erhalten haben, verschwinden sie wieder hinaus in die grosse Bucht.
Wir entscheiden uns noch zwei weitere Nächte an diesem wunderschönen Ort zu bleiben. Die nette Rezeptionistin findet sogar noch einen Platz mit Strom. Im Shop kaufen wir Eier und Brot und so gibt es zur Abwechslung mal Rühreier. Heute ist Waschtag angesagt und wir ergattern gleich zwei Maschinen. Die Wäsche können wir an den vorhandenen Wäscheleinen aufhängen. Am Nachmittag geht es dann an den Strand. Einfach Wow! Türkisblaues klares Wasser und nur ein paar wenige weitere Touristen am Strand. Phuuu, das Wasser ist aber ziemlich kalt, nur etwas mehr als 20°. Doch sobald ich es ins Wasser geschafft habe, war es einfach nur herrlich.
Aufgrund des endlich wärmeren Wetters konnten wir endlich auch den neuen Grill einweihen. Wir gönnten uns Pouletflügeli – für das Grillieren ist Papi zuständig. Hmm, sehr fein. Dazu noch ein Glas! Cheers!
Samstag, 24. September 2022 - … noch mehr Wildtiere!
Um unser Portfolio mit noch mehr wilden Tieren zu füllen, steht heute eine Katamaran-Tour an. Kaum haben wir den Steg verlassen, sind schon die ersten Delfine sichtbar und ein paar schwimmen sogar mit uns um den Wellengang zu geniessen. Plötzlich taucht eine kleine Schildkröte an der Oberfläche auf. Jöööhhhh! Und siehe da, ein Dugong (Seeschwein) mit ihrem Baby und überall noch mehr dieser Meereskolosse. Zu guter Letzt sehen wir noch ein Nest von einem Osprey (Seeadler) auf einem stillgelegten Bootshaus. Wow, das ist alles sehr aufregend und wir verlassen das Schiff alle mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
Heute weht wieder ein zügiger Wind, so dass uns das Bad im Meer zu kalt erscheint und wir einen gemütlichen Nachmittag beim Camper verbringen. Am Abend gönnen wir uns noch einmal Drinks in der Monkey Bar und ein gutes Abendessen. Schliesslich schauen wir auf ein paar wunderschöne Tage zurück, die sich auch gebührend gefeiert gehören.
CARNARVON
Sonntag, 25. September 2022
Fahrt: Monkey nach Carnarvon (361 km)
Ich kann es natürlich nicht lassen und bin vor dem Frühstück noch einmal an den Strand gelaufen. MaPa begleiten mich, da auch sie noch einmal die Delfine sehen wollen. Wieder sind die zwei gleichen Weibchen am Strand und lassen unsere Herzen mit ihrem immer lachenden Gesichtsausdruck höherschlagen.
Auf der Fahrt nach Carnarvon halten wir noch beim Hamelin Pool wo die weltberühmten Stromatolithen zu sehen sind. Das sind im Meer lebende Bakterien und diese gibt es anscheinend nachweislich bereits seit über 3.5 Milliarden (das ist eine eins mit ziemlich viel Nullen). Der Steg, der über die lebende Kolonie gebaut wurde, ist dem letzten grossen Sturm im 2021 zum Opfer gefallen. Anyway, ist eh nicht so spannend auf Steinformationen zu schauen und nichts bewegt sich. Ich habe diese komischen Dinger bereits vor Jahren gesehen und fand sie damals schon zum Gähnen. Viel spannender an diesem Ort ist ein Muschel-Steinbruch. An diesem Strand wurden die Abermillionen von Muscheln so stark in der Erde abgelagert und komprimiert, dass die westlichen Einwanderer vor 150 Jahren Blöcke mit der Handsäge herausschneiden konnten und damit Häuser gebaut haben. Der «Steinbruch» sowie ein paar Mauern sind nach wie vor zu bewundern.
Im Roadhouse gönnten wir uns Kaffee und Kuchen und machten einen Fahrerwechsel. Eine Person fährt jeweils, eine Person hält Ausschau nach wilden Tieren und eine Person darf sich entspannen und sich durch Karten-Material, Prospekte oder Reisebücher wühlen.
In Carnarvon war wieder mal ein Grosseinkauf nötig – wir deckten uns für AUD 270.- (ca. CHF 180.-) mit allem nötigen ein.
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