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Broome, Fitzroy Crossing, Halls Creek, Kununurra, Lake Argyle (Bericht 5)

Ferien vom Reisen, das machten wir in Broome, wo wir gleich sechs Tage verbringen. Am Schluss sehen wir sogar noch das Naturphänomen «Treppe zum Mond». Unterwegs Richtung Norden begleiten uns die Flaschenbäume entlang vom Strassenrand und um den geschlossenen Nationalpark mit den skurilen Bungle Bungles zu sehen, chartern wir kurzerhand durch einen Maschendrahtzaun ein Flugzeug. In Kununurra müssen wir einen Walk aufgrund der grossen Hitze abbrechen und das bereits um 11.00 Uhr morgens. Zudem muss Donkey zum Mech. Dafür gönnen wir uns danach am Lake Argyle zwei Tage im Infinity-Pool. Es ist also wieder viel los bei den Mosers!



BROOME

Mittwoch, 5. Oktober 2022

Fahrt: Port Hedland nach Broome (602 km)

Heute geht es wieder so richtig in die Zivilisation – nach Broome. Dazu müssen wir aber zuerst die bisher längste Etappe fahren. Wir müssen deshalb bereits um 07.15 Uhr aus den Federn. Nach dem obligaten Tankstopp – wir wollen ja für die lange Fahrt gerüstet sein – geht es auf den Highway 1, der mit über 3’000 km längste Highway Australiens. Die Mittagsrast machen wir im Roadhouse Sandfire, das gespickt ist mit Souvenirs von Vorbeireisenden. Hier werden Baseballmützen, Strassenschilder sowie Autokennzeichen aus aller Welt an die Wände und Decken montiert - sogar ein Luzerner Kennzeichen ist da. Wer findet es?

Nach den bisher guten Erfahrungen entscheiden wir uns wieder für einen RAC Campingplatz, der sich ganz in der Nähe des Cable Beaches, DEM Strand von Broome, befindet. Zur Feier des Tages gibt es Spaghetti.


Donnertag, 6. Oktober 2022

Heute ist wieder Waschtag angesagt. Die Waschmaschinen in Australien werden von oben her gefüllt und funktionieren meist mit 4 x 1 Dollar Münzen und haben drei Programme zur Auswahl. Die Wäsche riecht nach dem Waschgang gut, doch nicht alle Outback-Flecken sind weg.

Papi stört sein Moos auf dem Kopf (nicht lachen!), doch für die wenigen Haare rentiert sich ein Coiffure-Gang kaum. Also bemächtige ich mich kurzerhand der Küchenschere und dem Kamm und schneide Papi eine kurze Sommerfrisur mit ein paar Stufen. 😊

Den kilometerlangen Cable Beach Strand steht am Nachmittag auf dem Programm. Wow, das ist grad mal ein Beach. Zurzeit herrscht Ebbe und wir müssen über 100 m bis zum Wasser laufen. Wir können dann auch Mami davon überzeugen sich in die Fluten zu stürzen … denn ab und zu schaut hier ein Krokodil vorbei. Später haben wir erfahren, dass in den letzten zwei Wochen keines gesichtet wurde … Die Kamel-Karawanen, die Touristen während dem Sonnenuntergang dem Strand entlang transportieren, sind ein schönes Fotosujet.

Auf dem Rückweg gönnen wir uns während dem Sonnenuntergang einen Kübel voll Crevetten und kühle Drinks.

Kurz vor dem Campingplatz befindet sich ein Pub … genau, wir konnten nicht widerstehen und genossen noch einen Schlummi während wir auf die vielen riesigen Bildschirme starrten und uns von allen möglichen Sportanlässen berieseln liessen.


Freitag, 7. Oktober 2022

Heute Morgen sucht Papi wieder mal nach zwei seiner drei seit ein paar Tagen unauffindbaren Lesebrillen. Das waren meine grössten Bedenken, dass die mitgebrachte Lesebrille nicht mehr auffindbar ist und sich MaPa um die zweite Brille streiten. Also bläute ich den beiden ein, genügend Lesebrillen mitzunehmen – jeder für sich seine eigenen Brillen. So endeten wir also damit, dass beide drei mit nach Australien nahmen … doch nach wenigen Tagen im Campervan vermisste Papi bereits zwei. Ich wurde auch schon heimlich beschuldigt, dass diese vermutlich nach dem Malheur mit meiner Brille hinter den Kühlschrank gefallen sind … ich kann es nicht zu 100 % ausschliessen. 😉

Es herrscht eine Affenhitze in Broome, mehr als 35 ° und der Schweiss drückt es uns nur so aus den Poren. Dementsprechend freuen sich Mami und ich auf den heutigen Shoppingtag mit der Aussicht, dass wir uns mehrere Stunden im klimatisierten Laden aufhalten können. Gleich beim Eingang vom Shoppingcenter begrüsst uns ein Beauty-Salon, der u.a. Pedicure anbietet … genau das richtige für Mami und mich, um unsere Füsschen in Sandalen vorzeigen zu können. Die Vietnamesinnen (werden eigentlich weltweit die Mani- und Pedicure-Salons nur von Vietnamesen geführt?) machen einen guten Job und unsere Nägel leuchten in Rosa und Fuchsia. Papi macht sich währenddessen auf, um die Umgebung auszukundschaften. Er berichtete uns von seinen Beobachtungen. Einerseits ist er begeistert von China Town, das auch das Zentrum von Broome ist. Vor über 150 Jahren begann hier die Perlentaucherei und aufgrund dessen liessen sich viele Asiaten hier nieder. Inzwischen hat es zu einer regelrechten Perlenindustrie mit Perlenfarmen entwickelt. Die alten Blechhütten der Chinesen wurden liebevoll restauriert und das ganze Zentrum hat sich in ein Shopping- und Restaurant-Quartier entwickelt. Anderseits war Papi aber auch etwas schockiert über die grosse Anzahl herumhängenden Aborigines, die barfuss herumschlurfen und teilweise lautes und aggressives Verhalten gegeneinander zeigen. Es ist der erste Ort von vielen, wo wir auf die Schattenseite der Invasion der Weissen stossen. In Papis Reiseführer steht folgendes: Der Autor hat einen weissen Australier gefragt, wie er denn zu der Aborigines-Situation steht: «Ja, das ist ein Problem.» Das sagt eigentlich schon alles aus. Kein Nachsatz, was man tun könnte oder wie man mit der Situation umgehen sollte. Es scheint, als gäbe es einfach keine Lösung. Die Aborigines haben in diesem Land über 60'000 Jahre friedlich in totalem Einklang mit der Natur gelebt, sind als Nomaden durch das Land gezogen und haben sich von dem ernährt, was die Natur hergegeben hat. Jeder im Stamm hatte seine klar definierte Aufgabe und war vollständig in das Sozialleben integriert. Und plötzlich nehmen die Weissen den Aborigines das Land weg, wo sie Generation für Generation durchgezogen sind und ihre Bräuche und Rituale gelebt haben. Ihnen wurde das Land und die Rechte entzogen und die Kinder von Missionaren (Halleluja! ☹) Mitte des 20. Jahrhundert weggenommen. Ihre ganze Identität zerstört … und nun hängen sie in den Zentren der Städte herum, mit Alkohol- und Drogenproblemen, ohne Zukunftsaussichten. Inzwischen gibt es Bewegungen, wo sich die Clans ihre Landrechte via Gerichte zurück erkämpfen und teilweise sich in diesen Reservaten gezielt abschotten um wenigstens ihren Kindern wieder eine Zukunft mit (traditionellen) Aufgaben zu ermöglichen.

Wir laufen durch China Town und schon entdecke ich mein geliebtes über 100 Jahre alte Openair-Kino, das sich in einem Haus mit offenem Innenhof befindet, wo noch heute Abend für Abend zwei Filme gezeigt werden. Schade können MaPa nicht Englisch, denn es ist definitiv ein Erlebnis – ich war vor Jahren schon mal hier.

Mami und ich sind begeistert von den schönen Kleider- und Schmuckläden in diesem coolen Quartier. Papi steht nicht auf shoppen, deshalb entscheiden Mami und ich, dass wir noch einmal alleine shoppen gehen. Wir laufen entlang der Mangroven-Küste und am Ende verpflegen wir uns in einem kleinen Kaffee, bevor es mit dem Bus zurück nach China Town geht.

Nach dem Grosseinkauf geht es noch zum Alkohol-Laden, wo wir uns für die nächsten drei Wochen eindecken möchten. Doch oha lätz, hier ist der Einkauf von Alkohol pro Person beschränkt: nur drei Flaschen Wein pro Person oder ein Karton Bier. Weshalb? Während der Corona-Situation artete anscheinend der Alkohol-Konsum aus und man möchte dies wieder in den Griff kriegen. Zudem möchte man Alkohol-Handel unterbinden. Etwas leiser meinte dann der Käufer, es gehe vor allem um den Konsum der «Locals». Damit werden die Aborigines angesprochen. Wir müssen also alle drei den Ausweis zeigen, der dann eingescannt wird, so dass wir unser Kontingent kaufen dürfen.

Den restlichen Nachmittag verbringen wir im Pool, der zwar ziemlich warm ist, aber trotzdem eine willkommene Abkühlung ist ... einfach ja nicht bewegen, sonst schwitz man sogar im Pool.


Samstag, 8. Oktober 2022

Mami und ich fahren mit dem Bus nach China Town um unsere gestrige kurze Shopping-Tour fortzusetzen. Auf dem Weg dorthin entdecken wir einen Markt, der lokale Produkte anbietet. Die Hitze setzt heute ziemlich zu und deshalb sind die Strassen von China Town wie ausgestorben. Es kommt mir vor wie High Noon, kurz vor dem entscheidenden Revolver-Duell. Es fehlen nur noch die beiden Hauptakteure. Wir schleppen uns von Laden zu Laden und kühlen uns jeweils in den klimatisierten Räumen ab. So richtig Shopping-Stimmung kommt nicht auf, jedoch ergattern wir schönen Silberschmuck. Bald geht es wieder zurück zu Papi, der den Tag zur Nachführung des Reiseberichtes nutzte. Wir stürzen uns umgehend in die Bade-Sachen und schon geht es ab zum Pool. Ziemlich viele Leute tummeln sich bereits darin. Mir fällt auf, dass viele Jungs den Vokuhila-Haarschnitt tragen. Die 80-Jahre-Kinder sollten diese "Frisur" noch kennen. Vorne kurz, hinten lang. Auch die Australischen Footballer laufen mit dieser Frisur herum, dazu oftmals noch ein … excüse … Pornobalken im Gesicht (Schnauz). Dass diese 80er-Trends sich tatsächlich wieder mal durchsetzen, hätte ich nicht für möglich gehalten.

Heute gönnen wir uns im benachbarten Pub das Abendessen, das von Touristen und lokalen Leuten gleichermassen stark besucht wird, da Ausgangstag (Samstag).

Als wir uns auf dem Nachhauseweg beim Eingang des Campingplatzes auf der Bank gemütlich machen um das WiFi zu nutzen, läuft uns plötzlich ein Teenager entgegen, der auf dem schwarzen Brett verzweifelt nach der Notfallnummer sucht. Sie hätten am Strassenrand eine Schlange entdeckt. Ups … in Australien gibt es ziemlich viele giftige Schlangen. Auf dem Weg zum Campervan stossen wir auf die Gruppe, die sich um die fingerdicke, ca. 1 m lange schwarze Schlange versammelt hat. Sieht ziemlich harmlos aus … aber eben, nichts riskieren.


Sonntag, 9. Oktober

Zum Glück haben wir eine Klimaanlage in unserem Campervan, so dass wir wiederum eine gute Nacht darin verbringen. Heute war Bürotag angesagt. Wieder mal die Reiseberichte nachschreiben und damit unsere Homepages updaten. Papi hat auch eine Seite, wo er über Velo- und Wandertouren sowie Reisen berichtet. Schaut doch mal hier rein: www.moserswelt.ch.


Montag, 10. Oktober

Nach dem täglichen Pool-Gang und dem obligaten Eis geht es mit dem Bus an den Towns Beach, wo heute ein seltenes Naturschauspiel auf dem Programm steht: Staircase to the Moon. Bei Vollmond und Ebbe spiegelt sich der aufgehende Mond im Schlamm, so dass es aussieht, als führt eine Treppe zum Mond. Gleichzeitig findet noch der Nachtmarkt mit u.a. Fressständen statt. Wir decken uns ein und setzen uns auf die roten grossen Felsen hinter den Mangroven und warten auf das Spektakel. Der Mond geht auf und wow, wunderschön … nur die Treppen sind winzig, wir sind viel zu weit entfernt. Anyway, es war trotzdem schön. Als Abschluss noch ein Bierchen in unserem Pub und ab ins Bett.


FITZROY CROSSING

Dienstag, 11. Oktober 2022

Fahrt: Broome nach Fitzroy Crossing (400 km)

Auf gehts, wir sind bereit für neue Abenteuer. Unterwegs begegnen uns viele Kühe – hinter und auch vor dem Zaun, was uns etwas Respekt einflösst, denn ein solches Tier möchten wir lieber nicht vor der Kühlerhaube. Die Strasse ist gut ausgebaut, doch die Brückenübergänge sind meist nur einspurig. Nach einer Brückenüberquerung passierte das, was ich eigentlich schon lange Mal erwartet habe. Papi fährt auf der rechten Strassenseite weiter. Zum Glück gibt es sehr wenig Gegenverkehr und die Beifahrer sind aufmerksam und weisen ihn auf das Malheur hin!

Unterwegs fahren wir immer öfter an den lustigen Boab Trees vorbei, deren Stamm wie ihr deutscher Name «Flaschenbaum» verrät, aussehen wie bauchige Flaschen. Zudem trägt er nur selten Blätter, so dass er aussieht, als hätte man ihn aus der Erde gezerrt und verkehrt herum zurück in die Erde gepflanzt. Ein besonders riesiger Boab Tree beeindruckte uns sehr. Der umfang des Stammes war sicherlich um die 12 m – innen war er hohl und man könnte sogar hinein gehen … wenn man die Spinnen und die vielen anderen wilden Tierchen nicht fürchten würde.

In Fitzroy Crossing gibt es sehr wenige Touristen und generell werden wir wohl nun auf weniger Reisende treffen, denn im Norden kündigt sich langsam die Wet Season (Regenzeit) an, so dass u.a. die graue Armee sich Richtung Süden bewegt, wo angenehmeres Klima herrscht. An der Rezeption wird freundlich darauf hingewiesen, dass man sich hier in der Kimberley Region befindet und man deshalb nichts herumliegen lassen und immer alles abschliessen soll. Die «Locals» machen gerne mal einen Spaziergang durch den Campingplatz. Aha, verstanden. Die Polizei fährt am Abend dann auch zweimal durch den grosszügig angelegten Campingplatz und markiert Präsenz.

Der Pool gehört inzwischen zur Standard-Ausrüstung in den Campingplätzen, die wir natürlich gerne nutzen. Auf dem Weg dahin hüpfen ein paar scheue Kängurus vorbei.


HALLS CREEK

Mittwoch, 12. Oktober 2022

Fahrt: Fitzroy Crossing nach Halls Creek (333 km)

Bevor wir die Weiterfahrt unter die Räder nehmen, möchten wir noch dem nahen Geikie Gorge (Schlucht) einen Besuch abstatten. Auf der Fahrt dorthin sehe ich im hohen Gras drei Schafe … oder halt, da schauen drei lange Hälse heraus. Das sind Emus! Cool!

Im Informationsunterstand des Geikie Gorge wird eindringlich darüber informiert, dass an heissen Tagen die 40°-Marke überschritten werden kann und man genügend Wasser mitführen muss. Wir tragen uns ins Wanderbuch ein, wo man angibt, um welche Zeit man mit dem Walk beginnt und man sich dann wieder einträgt, sobald man wohlbehalten zurück ist. Die knapp zweistündige Wanderung führt uns zuerst an Felswänden vorbei, die dann in einer grossen sandigen Fläche münden. Der Fitzroy-Fluss führt während der Regenzeit 20 m über dem jetzigen Rinnsal Wasser. An den Wänden sieht man die hellen und dunklen Stellen, die anzeigen, wie hoch das Wasser normalerweise steht. Am Ende des Wanderweges sehen wir auch in den Fluss und siehe da, da schaut mich ein Süsswasserkrokodil an. Hallo!? Noch bevor ich ein Beweisfoto schiessen kann, taucht es unter. Oho, wir sind also bereits in der Krokodil-Region. Phhuuu, es ist heiss … ich würde auch gerne ein Bad im Fluss nehmen, aber eben, ich möchte auch nicht von wilden Tieren gefressen werden. Zurück beim Informationsstand haben wir unsere Wasservorräte getrunken und wir sind pflotschnass – die Hitze und Luftfeuchtigkeit setzen uns ziemlich zu. Ab in das gekühlte Auto.

Wir sind wieder back on the road und als wir den Fitzroy-Fluss mit dem Campervan überqueren (also natürlich über eine Brücke), sehe ich frischfröhlich Aborigine-Kinder im Fluss baden … Süsswasserkrokodile sind nicht so aggressiv … sagt man … kann man sogar streicheln …

Die 333 km lange Strecke nach Halls Creek ist kaum befahren, so dass wir gemütlich durch die Gegend mit den tausenden Termitenhügeln cruisen können.

Im kleinen Städtchen Halls Creek suchen wir den einzigen Campingplatz auf und siehe da, wir sind die einzigen Gäste!? Die betreibende Frau macht uns darauf aufmerksam, dass der Pulunuru Nationalpark mit den berühmten Bungle Bungles für diese Saison bereits geschlossen sind, da die Regenzeit naht. Schade, denn die skurilen Felsformationen gehörten immer zu meinen Highlights auf meinen früheren Reisen durch Australien. Nun macht es auch Sinn, dass die vor ein paar Tagen geschriebenen Mails an einen Tourveranstalter unbeantwortet blieben. Die Campingplatz-Frau meinte, wir könnten doch darüber fliegen. Diesen Gedanken hatte ich auch schon, ich wollte aber MaPa nicht zu früh in diesen Plan einweihen, damit sie sich nicht zu viele Gedanken machen. Ev. sei jetzt noch jemand am Flugplatz, meinte die hilfsbereite Frau. Wo befindet sich denn der Flughafen? 200 m hinter dem Campingplatz. Aha, auf geht’s. Der Flugplatz liegt ziemlich verlassen und umzäunt da. Keine Menschenseele und auch kein Flugzeug in Sicht. Weiter vorne zwei Auto hinter dem Zaun. Aha, da sitzt sogar Jemand im Auto und ich mache mich durch den Maschendrahtzaun bemerkbar. Als der junge Mann dann endlich meine Rufe hört, begibt er sich an den Zaun. Ich teile ihm mit, dass wir uns mit dem Gedanken befassen über die Bungle Bungles zu fliegen. Ah ja klar, er fragt gleich seinen Kollegen, der sich in der Hütte befindet. G’day! Der zweite junge (gutaussehende 😉) Mann begab sich auch an den Zaun und nach zwei Minuten war der Deal geritzt. Wir chartern für den nächsten Morgen um 06.00 Uhr ein Kleinflugzeug. Die Verhandlungen verliefenunkompliziert durch den Maschendrahtzaun. Das Geld sollen wir auf das Bankkonto, dessen Nummer er mir kurzerhand diktiert, transferieren. Mein Hinweis, dass die internationale Überweisung ein paar Tage dauern könnte, tat er mit einem typisch australischen «No worries» (kein Problem) ab. Wir sollen ihm am nächsten Tag einfach die Bestätigung des Überweisungsauftrages zeigen. Ooookay, so unkompliziert sind die Australier. Keine Rechnung, keine Quittung, kein Ticket, nichts … er vertraut uns, wir vertrauen ihm. Das gefällt mir. Wir sollen am nächsten Morgen einfach um 05.50 Uhr wieder hierhin kommen.

Als wir 10 Minuten später wieder zurück auf dem Campingplatz sind, sind doch immerhin zwei weitere Camper eingetroffen. Vor dem Abendessen noch ein Bad im Pool, wo wir auf unseren morgigen Flug einschlagen. Mami ist noch etwas überrascht von der Zägg-zägg-Entscheidung, aber auch sie freut sich darauf.


KUNUNURRA

Donnerstag, 13. Oktober 2022

Fahrt: Halls Creek nach Kununurra (373 km)

Um 05.00 Uhr ist Tagwache. Ich habe etwas unruhig geschlafen, Mami hat geträumt und Papi meint, dass er gut ausgeruht sei. Wir sind also ready! Um 05.50 Uhr treffen wir auf unsere zwei Piloten.

Top Gun lässt grüssen ...

Als Uniform dienen kurze Hosen und ein weisses Hemd mit den entsprechenden Streifen auf den Schultern.

Jack gibt uns eine sehr kurze Sicherheitsanleitung inkl. dem Hinweis, dass im Rumpf des Flugzeuges sich Wasser und andere überlebenswichtige Utensilien befinden, falls wir Notlanden müssten. Aha, hoffentlich verlieren wir den hinteren Teil des Flugzeuges nicht während dem Absturz, dann kann ja nichts passieren … 😊. Unser Pilot Caleb meint noch, dass er uns gestern auf der Strasse überholt hat – gleich vor dem Viehtransporter. Ah, das war er! Uns überholte nämlich gestern genau ein Auto – so merkt man, dass wir sehr weit weg von der Zivilisation sind: kaum Verkehr. Er fliegt anscheinend das erste Mal über die Bungle Bungles, da er normalerweise in Broome fliegt. Sein «Hilfspilot» ist aber ein sehr erfahrener Bungle Bungle «Überflieger» und zusammen werden sie das Ding schon schaukeln. 😉 Papi nimmt ganz hinten Platz, wir zwei Damen gleich hinter den Piloten. Kurzer Anlauf und schon sind wir in der Luft. Während der Hochsaison gibt es hier bis zu 50 Flugbewegungen pro Tag. Heute sind wir wohl die einzigen. Jack informiert uns, dass der Park zurzeit geschlossen ist, da die letzten vier Wochen vor der Regenzeit den lokalen Aborigines gehören, die dann ungestört ihr ursprüngliches Land ohne Touristen besuchen. Wir fliegen über riesige Farmen, grosse Erdverwerfungen und ausgetrocknete Wassersysteme. Nach 25 Minuten haben wir die Bungle Bungles erreicht. Domartige gelb-schwarz gestreifte Felsen, die sich über eine weite Fläche verteilen. Grosse Einschnitte führen in schattige Täler. Faszinierend! Ich war vor Jahren schon mal in dieser Naturschönheit wandern. Unvergesslich! Aufgrund der frühen Morgenstunde (und tieferen Temperaturen) ist nicht nur der Flug ruhig, sondern auch die Farben durch die tiefstehende Sonne sind intensiver. Wahnsinnig schön … mir gehen die Superlativen aus.

Nach 1 ¼ Stunden sind wir wieder auf sicherem Boden gelandet. Das war ein besonderes Highlight unserer bisherigen Reise ... die Mundwinkel bleiben vor Glück den ganzen Tag oben.

Wir versuchen ein Café in dem kleinen Ort zu finden, doch es scheint keines zu geben. Deshalb begeben wir uns, nach dem Volltanken von Donkey, zurück zum Campingplatz, wo wir im Stehen frühstücken. Ich habe im Reiseführer etwas von einer China Wall (Chinesische Mauer) gelesen, die sich ganz in der Nähe von Halls Creek befindet. Phuaaa, was hat denn da die Natur hervorgebracht? Eine ca. 80 cm breite und bis zu 5 m hohe schnurgerade weisse Mauer. Wahrscheinlich war diese weisse Felsader umgeben von weicherem Gestein, die mit der Zeit durch Regen und Wind abgetragen wurde und nun diese Mauer stehen geblieben ist. Faszinierend! Bei der Rückfahrt auf der kurzen Naturstrasse sahen wir drei angezogene kleine Termitenhügel. Witzbolde haben diesen T-Shirts übegezogen.

Bei der Rückfahrt auf der kurzen Naturstrasse sahen wir drei angezogene kleine Termitenhügel. Witzbolde haben diesen T-Shirts übergezogen.

Wieder zurück auf der einsamen Strasse Richtung Norden. Diesmal sehen wir öfters ausgebüxte Kühe und Pferde unmittelbar am Strassenrand. Gefährlich, gefährlich – für die Tiere und die Fahrer. Unterwegs machten wir in zwei Roadhouses eine Rast. Im blitzsauberen Warmun Roadhouse, das von Aboriginals geführt wird, befindet sich im Shop an einer Wand ein über 30 Jahre altes Gemälde, das ein Aboriginal gemalt hat. Es soll eine Million Dollar Wert sein und man schon mehrmals angeboten, die Mauer herauszubrechen und das Gemälde zu verkaufen.

Das Städtchen Kununurra hat ca. 5'000 Einwohnern und wird wohl der heisseste Ort sein, wo wir halten. Ich konnte mich noch an den Campingplatz «Hidden Valley» erinnern, auf dem ich im 2005 war. Yes, die 40 Grad-Grenze wird geknackt und uns bleibt nichts anderes übrig, als im warmen Pool abzukühlen. Ja nicht schwimmen, sonst schwitzt man noch im Wasser. Beim Sonnenuntergang erstrahlen die Felsen des angrenzenden Nationalparkes Mirima in intensivem Orange – der Grund dafür, weshalb es mir hier bereits vor vielen Jahren gefallen hat.


Freitag, 14. Oktober 2022

Mann-o-mann, was für eine Nacht. Die Klimaanlage funktioniert nur schwach und reicht keineswegs, um den Innenraum des Vans auf eine Temperatur zu reduzieren, so dass ein angenehmer Schlaf möglich ist. Kurz nach Mitternacht musste ich die Dachluke und das Seitenfenster öffnen, damit wenigstens etwas kühlere Luft ins Innere gelang. Ich schreibe unserem Vermieter Darrell eine Whatsapp-Nachricht und er organisiert postwendend einen Handwerker, der gegen Mittag auf den Campingplatz kommt, um sich die Sache anzusehen.

Wir beschliessen vorher noch eine Wanderung im Mirima Nationalpark zu unternehmen, bevor die ganz grosse Hitze ausbricht. Doch wir mussten nach ca. 45 Minuten unser Unterfangen aufgrund der heissen Temperaturen abbrechen, denn wir mussten ja auch wieder den ganzen Weg zurücklaufen. Es war einfach zu heiss, das Thermometer zeigt um 11.00 Uhr bereits 38 Grad an und das im Schatten und Schatten gibt es in diesem Nationalpark nicht viel. Ich befürchtete, dass unser reichlich mitgeführtes Wasser ausgeht oder noch schlimmer wir einen Hitzeschlag erleiden. Ich möchte also keinesfalls was riskieren und wir laufen völlig durchgeschwitzt zurück zum Campingpatz. Die erhoffte abkühlende Dusche war sehr warm. Die Wasserrohre haben das Kaltwasser richtiggehend aufgeheizt.

Der Handwerker der Firma «Flick» kommt direkt zu unserem Platz und steigt gleich aufs Dach zur Klimaanlage. Ein kurzer Blick und die Diagnose steht: Gas ausgelaufen. Wir sollen in die 15 km entfernte Werkstatt fahren und da werden sie schauen, ob sie es flicken können. «Flick» konnte es flicken, aus Ersatzteilen von alten herumstehenden Klimaanlagen dichteten sie das Leck – mit nicht ganz SUVA-gerechtem Handwerkerkünsten – ab. Seither läuft die Klimaanlage einwandfrei.

Mami und ich freuten uns auf den Nachmittag – einkaufen im kühlen Shoppingcenter. Wir fahren durch das Städtchen, halten bei einer Bäckerei, wo wir auf richtiges knuspriges Brot hofften, aber auch hier wird nur das weiche Gummibrot angeboten. Auf dem Einkaufszettel stand hauptsächlich Wasser; ganze 30 Liter sollten für die nächsten Tage reichen. Den restlichen Nachmittag verbringen wir im Pool.


LAKE ARGYLE

Samstag, 15. Oktober 2022

Fahrt: Kununurra – Lage Argyle (79 km)

Um den schönen Mirima Nationalpark doch noch erwandern zu können, machten sich Papi und ich bereits um 07.00 Uhr mit dem Van auf zum Ausgangsort der Wanderung. Mami verzichtete aufgrund der grossen Hitze darauf. So statteten wir sie mit Wasser- und Essensnotvorrat aus, so dass sie die nächsten Stunden auf dem Campingplatz, ohne Durst und Hunger zu erleiden, verbringen kann. 😊 Die über zweistündige Wanderung durch kleine Täler und faszinierenden Felsformationen wurde zweimal durch Felsmalereien von Aborigines unterbrochen. Ab und zu zwitscherte ein einsamer Vogel oder eine einzelne Grille machte in den hallenden Felsen einen Höllenlärm. Auf die Aussichtpunkte gelangen wir meist auf angebrachten Stahlleitern. Der Weg ist wunderschön angelegt und wir treffen auf keine anderen Wanderer. Es ist so richtig friedlich und ich bin ab der schönen Natur ehrfürchtig. Auch hier blüht es überall, trotz dem heissen Klima. Eine kleine Blühte fasziniert mich besonders: In einem Blumenkelch sind ungefähr 30 flauschige Kringel mit einem schwarzen Kern, der die watteartigen Fäden zusammenhält. Wunderschön! Wenn der Wind weht, werden die Flauschis vom Wind davon getragen.

Von Reisenden habe ich erfahren, dass man zum Lake Argyle, mit 1'000 km2 der grösste (Stau-)See Australiens und damit doppelt so gross wie der Bodensee, auf guten Strassen erreichen kann. Auf unserer Strassenkarten ist keine Strasse eingezeichnet, deshalb war ich mir bisher unsicher, ob wir es ohne Tour an den See schaffen. Die Fahrt ist kurz. Auch hier, wo es nur ein Ressort mit angegliedertem Campingplatz gibt, wieder wenige Gäste. Auf diesem Campingplatz versteckt sich ein Juwel – ich wusste davon, da ich den Campingplatz vorher gegoogelt habe. MaPa habe ich nichts verraten. Nach dem Einrichten des Campervans habe ich sie gebeten die Badesachen zu montieren. Woooow, was für ein Anblick. Der Intinitiy-Pool bietet eine wahnsinnig schöne Aussicht auf den tieferliegenden See. Unsere Augen funkelen vor Freude. Das Wasser ist zudem relativ kühl, so dass das Bad im Pool auch tatsächlich «Abkühlung» bedeutet.


Sonntag, 16. Oktober 2022

Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen. Leider muss auch das sein – Waschtag ist angesagt. Doch danach geht es schnurstracks zum Pool, wo wir den ganzen Tag im Pool oder auf den Liegestühlen verbringen. Tut das gut! Einfach nur Ferien! Gegen Abend erhalten wir neue Nachbarn und beim Aussteigen begrüsste uns der Fahrer mit: «Bon soir!» Er war ganz perplex als Papi und ich ihn auf Französisch zurück grüssten und gleich mit reinstem Schweizer Akzent fragten, wie es ihm gehe? Oh, er machte grosse Augen und wir kamen gleich ins Gespräch und wie immer bei solchen Gesprächen geht es darum, von wo man gereist ist und wohin es einem noch verschlägt. Damit werden dann auch wertvolle Tipps ausgetauscht.

Den Apéro mit kühlem Rosé und Oliven geniessen wir auf einer Bank mit Sicht auf den Lake Argyle. Wir haben es in diesen zwei Tagen nicht an den See geschafft, obwohl er so nah vor unserer Nase ist, aber wir wollten die Tage an diesem schönen Ort einfach nur geniessen – ohne Wanderung und ohne Bootstour.





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