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Südaustralien, Grampiens Nationalpark, Melbourne, Great Ocean Road (Bericht 8)

Eine weitere Weintour, die uns den Van-Weinkeller füllte. Regnerisches Wetter in Berri, wo die Jahrhundertflut anrollt. In den Grampiens laufen wir über Stock und Stein und werden am Schluss mit einer Känguru-Horde belohnt. In Melbourne können wir uns kaum vom Victoria-Market lösen und finden die verlorene Mütze von Papi wie die Nadel im Heuhaufen. An der Great Ocean Road haben wir ein paar Jöhhh-Effekte.




PORT AUGUSTA

Donnerstag, 10. November 2022

Fahrt: Coober Pedy nach Port Augusta (558 km)

Wir haben hervorragend – natürlich mit Klimaanlage – in diesem aussergewöhnlichen Campingplatz (schafft es in die Top5) geschlafen. Wir frühstücken gemütlich vor dem Camper und geniessen noch einmal die unendliche Sicht ins Land hinaus. Dann noch ein paar Fotos vom alten verschrotteten Auto, das in der Prärie liegt.

In der Stadt gibt es einen Platz, wo ausgehobenes Gestein aus den Opal-Schächten aufgehäuft wird und wo man noodeln darf, also mit blossen Händen und ohne Hilfsmittel nach Opal-Resten buddeln. Als ich hier vor 17 Jahren mit meinem damaligen Freund Andy nach Opal suchte, hat Andy tatsächlich einen schönen Opal gefunden, den er dann zu einem Halsketten-Anhänger für seine Mutter hat schleifen lassen. Wir versuchten also auch unser Glück … doch hatten leider keinen Erfolg. Ganz verstaubt machten wir uns zum lokalen Waffel-Laden und gönnten uns als zweites Frühstück feine süsse Waffeln. Mit der deutschen Besitzerin kamen wir ins Gespräch und hatten so Einblick in ein Leben in Coober Pedy. Sie ist bereits seit über 20 Jahren in Coober Pedy und hat zusammen mit ihrem Partner einen eigenen Claim (Land, wo man nach Opal suchen darf), wo sie während den Sommermonaten, wenn sich wegen der Hitze kaum Touristen nach Coober Pedy verirren und somit der Waffel-Laden nicht läuft, nach Opalen suchen. Spannend ist zu verstehen, weshalb hier keine Firmen nach Opalen suchen. Einerseits ist die Ausbeute zu unsicher und zu klein und andererseits kann man niemandem Vertrauen. Ein Opal muss von Hand herausgehauen werden und kann so rasch in der eigenen Tasche verschwinden. Aus denselben Gründen wird auch nie Jemand angestellt – Opal suchen ist eine Vertrauenssache.

Als Erinnerung an diesen ungewöhnlichen Ort, wollten Mami und ich uns einen Opal leisten und begaben uns in einen Shop, der auf meinem WikiCamp-App sehr gute Bewertungen hat. Auf unsere Bedürfnisse ging die freundliche Frau voll und ganz ein und so liefen wir mit einem Lächeln auf den Lippen und zwei schönen Halsketten-Anhänger aus dem Laden.

Inzwischen ist bereits nach 13.00 Uhr und wir wollten heute eigentlich noch möglichst viele Kilometer abspulen. Also, ab in den Van und Vollgas … also maximal mit 100 km/h fahren wir durch verschiedene Landschaften. Mal Steppen, mal mit Büschen, zwischendurch auch kleine Bäume, aber erstaunlicherweise immer grün, obwohl es sich um eine Halbwüste handelt. Schöne weisse Salzseen unterbrechen das recht monoton vorbeiziehende Bild. Und einmal sehen wir in der Ferne sogar eine Gruppe von ca. 10 Emus. Wir peilen den nächsten Rastplatz an, wo wir umkehren können und noch einmal einen Blick auf die Emus werfen zu können. Leider sind sie doch ziemlich weit entfernt, so dass wir nur mit dem Fernglas die Gruppe kurz beobachten können.

Erst um 19.00 Uhr kommen wir in Port Augusta an, wo der ausgewählte Campingplatz zum Glück noch offen hat. Das Wetter ist ziemlich garstig hier im Süden von Australien und das schon seit Wochen. Eigentlich ist nun Sommeranfang, doch die Region erlebte einer der nassesten Frühlinge überhaupt und der Sommer ist noch lange nicht in Sicht. Die Region wird von Jahrhundert-Überschwemmungen geplagt und da der Murray-River ein sehr grosses Wassereinzugsgebiet hat (ca. 1 Mio km2 – also ca. 25 mal so gross wie die Schweiz! Ui!), wird erwartet, dass dieser in den nächsten Wochen grossflächig über die Ufer tritt und somit hunderte, wenn nicht tausende von Häuser von der Flut betroffen sein werden.


AUBURNE (CLARE VALLEY)

Freitag, 11. November 2022

Fahrt: Port Augusta nach Clare Valley (246 km)

Es ist windig, es ist kalt, es ist regnerisch und die Wetteraussichten sehen nicht besser aus. Wohin sollen wir bloss. Eigentlich stand das südliche Adelaide und danach Kanguroo Island auf dem Programm, aber gerade letzteres wollen wir unbedingt bei schönem Wetter sehen. Also entscheiden wir uns eher nach Osten in Richtung Melbourne zu bewegen. Der nette Caretaker vom Campingplatz gibt uns dann noch ein paar Tipps für die Strecke mit und schon rollen wir weiter. Wir beschliessen dem Weintal Clare Valley unsere Ehre zu erweisen – zum Wein degustieren benötigen wir kein schönes Wetter, sondern nur Zeit und Durst. 😊 Eigentlich wollten wir noch das Dorf Melrose besuchen, an das ich schöne Erinnerung habe. Leider war die Strasse aufgrund von Strassenbauarbeiten (die es in dieser Region bitter nötig sind, denn die Strassen strotzen nur so vor Schlaglöchern) geschlossen und der Umweg war es uns nicht wert. Kurz vor Clare besuchen wir die erste Weinkellerei (Jim Barry), wo wir uns gleich mit einem Mix aus sechs Flaschen eindecken.

In Clare decken wir uns im Foodladen noch mit den wichtigsten frischen Lebensmitteln und Wasser ein und dann fahren wir durch das Valley (Tal), das durch ein paar schöne Dörfer durchzogen ist, wo sich jeweils die Weinkellereien mit den Degustationsmöglichkeiten befinden. Wir sind jedoch schon etwas spät dran und machen uns auf zum Campingplatz, der jedoch voll ist. Schade! Die freundliche Frau gibt uns aber einen guten Tipp – ein Campingplatz beim Fussballfeld gleich im nächsten Dorf. Sie ruft sogar noch kurz an, um sicher zu gehen, dass es noch Platz hat. Wir ergattern uns einen Platz ohne Strom und Wasseranschluss. Tiptop! Auch hier werden wir wieder superfreundlich willkommen geheissen und darauf aufmerksam gemacht, dass heute noch ein gemeinsames Apéro gleich bei der Tribüne stattfindet. Wir packen also unsere Stühle und nehmen ein Glas Wein mit und setzen uns in die illustre Runde, die vor allem von den Grauen Nomaden dominiert wird. Das Ehepaar neben uns wollte eigentlich über die Inlandstrasse in Richtung Ostküste reisen, doch mussten sie aufgrund der Überschwemmungen umkehren und stecken nun in dieser Region fest. Uff, hoffentlich erholt sich das Wetter bald!


Samstag, 12. November 2022

Während der Nacht regnete es zum Teil heftig und unser Grasplatz ist ziemlich überschwemmt. Die Füsse werden jedenfalls nass, wenn wir uns zum Toiletten-Trakt bewegen – die Gummistiefel hatten keinen Platz im Gepäck gefunden. 😊 Eigentlich wollten wir heute die Wäsche waschen, doch daraus wird wohl nichts, da der Himmel von grauen Wolken verdeckt ist. Wir organisierten uns den letzten Strom-Platz für die nächste Nacht – um einerseits falls nötig heizen zu können und andererseits sind die Stromplätze mit Kiesel präpariert, so dass man nicht so rasch nasse Füsse kriegt.

Als sich die Sonne ankündigt, packen wir unsere Sachen und gehen zur Weindegustation zum grossen Weingut Taylor. Die nette Dame fragte uns nach unserem Tagesplan und empfahl uns das Dorf Mintaro, das keine 10 km entfernt liegt, mit ins Tagesprogramm aufzunehmen. Nichts wie hin und wir wurden nicht enttäuscht. Schöne historische Gebäude säumen die Hauptstrasse und in dem kleinen angrenzenden Quartier wurden die alten Wohnhäuser und diversen Kirchen liebevoll restauriert. Im lokalen Pub gönnten wir uns ein wärschaftes Mittagessen.

Die letzte Weindegustation brachte uns zum grossen Weingut Seven Hills – das erste Weingut in dieser Region. Die Weinkellerei wird von einer grossen Jesuitischen Kirche und einem alten Kloster umrahmt. Das Weingut im Jahr 1851 von Jesuiten angebaut und spezialisierte sich auf Messweine. Inzwischen dürfen auch Nichtgläubige den feinen Wein trinken.

Nachdem unser Weinkeller wieder gut bestückt war, ging es zurück zum Campingplatz, wo wir es doch noch schafften zwei drei Waschmaschinen zu füllen. Beim Trocknen haperte es dann etwas und so mussten wir teilweise auf den Wäschetrockner ausweichen.


BERRI

Sonntag, 13. November 2022

Fahrt: Auburne nach Berri (226 km)

Kornfeldern, Weinanbau und Zitrusplantagen begleiteten uns zum Murray River in Berri.

In Waikerie machten wir einen Zwischenhalt, um einen ersten Blick auf den Fluss zu werfen. Beim lokalen Foodstand direkt am Rufer verpflegten wir uns mit feinem Thai-Essen. Der Besitzer des Standes muss in ca. 3 Wochen den Platz räumen, da dann die grosse Flut mit all dem Wasser aus den Bergen erwartet wird. Der Standbesitzer macht sich sorgen, wie er dann das Business während den Wochen, wenn nicht Monaten weiterführen soll, wenn er keinen Standplatz mehr hat. Aus der lokalen Presse erfahren wir, dass natürlich auch die Schiffs-Unternehmen (Flussfahrten und Hausboote) sich grosse Sorgen machen und nach Hilfe vom Staat schreien. Die meisten der Fluss-Fähren müssen wohl ihren Betrieb einstellen und die Kunden weite Umwege in Kauf nehmen. Der Fährebetrieb in Waikerie ist für die Region sehr wichtig und deshalb haben sie auf der anderen Ufer-Seite im Eiltempo eine neue höher gelegene Anlagestelle inkl. Zufahrtsstrasse gebaut. Da kommt also was auf die Region zu. Wir lernen beim Mittagessen am Ufer des Flusses den Einheimischen Graham kennen, der uns bereitwillig unsere Fragen über die kommende Flut beantwortet und sich über die schwache Wirtschaftslage in der Region beklagt, die eigentlich nur eines zu bieten hat: Landwirtschaft. Er zeigt uns noch einen Aussichtspunkt, von wir die Ausmasse der Flut einigermassen einschätzen können. Bereits jetzt, drei Wochen vor dem Höhepunkt, sind die Überschwemmungsflächen gut gefüllt, so dass die Ufer-Region kein weiteres Wasser mehr auffangen kann. Wir hoffen alle, dass es schlussendlich nicht so schlimm sein wird, wie allgemein befürchtet wird.

Unterwegs halten wir bei einem der vielen Früchte-Direktverkaufs-Shop, die den Strassenrand säumen. Wir decken uns mit frischem regionalem Obst ein. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie sich Papi mit einem Kunden unterhält. Aha, er kann wohl wieder sein ganzes Kaliber an Englisch-Sätzen kundtun. Schön! Die beiden Männer begeben sich dann zu uns und siehe da, Papi hat einen ausgewanderten Schweizer kennen gelernt und auch gleich eine Einladung erhalten. Wow! Wir fahren also Werner mit dem Van nach und er führt uns zu einem grossen erhöhten Grundstück mit Sicht auf den Murray River. Seine Partnerin Heidi begrüsst uns aus dem Garten und uns wird Kaffee, Tee und Guätzlis angeboten. Auf der Terrasse machen wir es uns gemütlich und tauschen uns über unser Leben aus. Schön, dass sich MaPa wieder mal in ihrer eigenen Sprache mit Jemandem austauschen können. Werner ist mit dem Schiff in den 60er-Jahren ausgewandert. Damals hat Australien händeringend nach Arbeitern gesucht. Wir erhalten noch eine kleine Tour durch ihr Grundstück. In einem Schuppen zeigen uns die beiden ihr Camping-Gefährt – ein 4x4-tauglicher Campervan. Was für eine schöne Begegnung. Danke Werner und Heidi für die spontane Einladung.

In Berri, direkt beim Murray River, suchten wir dann unseren schönen Campingplatz auf – ein einladender Pool wäre auch vorhanden, doch das Wetter spielt nach wie vor verrückt und es ist saukalt.


Montag, 14. November 2022

Wir entscheiden uns – auch wegen dem Wetter, aber vor allem wegen den Pendenzen (ich bin so im Verzug mit meinen Reise-Berichten) für einen Bürotag und verkriechen uns in den geheizten Van, weil es einfach mega kalt und grau ist.

Plötzlich klopfte es an die Van-Türe. Werner! Er gab uns noch Tipps, wie wir zu unserem nächsten Ziel Grampiens fahren sollen. Zudem hinterliess er uns noch seine Handy-Nummer – für Notfälle, falls wir mal Werners und Heidis Hilfe benötigen. Wie aufmerksam! Danke.

Mit unseren Daunenjacken bewaffnet wagten wir es dann doch noch in den steifen Wind und laufen dem Murray River entlang, danach durch das fast ausgestorbene Dorf und am Schluss noch in den Lebensmittel-Laden, wo wir wieder zufälligerweise noch einmal auf Werner getroffen sind. Wir warten eigentlich auf der Suche nach einem Pub, um uns einen Apéro zu gönnen, doch leider fanden wir keines und alle Restaurants und Kaffees waren geschlossen.


HALLS GAP (GRAMPIENS)

Dienstag, 15. November 2022

Fahrt: Berri nach Halls Cap (565 km)

Da wieder mal ein Abblendlicht nicht funktioniert, gehen wir zum Autoteile-Ersatz-Laden, wo wir eine Birne kaufen und zum nächsten Mechaniker, der uns dieses einbaut.

Heute steht wieder eine Monster-Etappe auf dem Programm – über 500 km. Das Navi schleust uns zwar auf dem direktesten Weg zum Ziel, dafür aber auf vielen Landstrassen mit noch mehr Schlaglöchern. Das war ein Schuss in den Ofen und wir waren heilfroh, dass wir zwar spät, aber unversehrt in Halls Cap im Grampiens Nationalpark ankamen. Was ist bloss mit den Strassen los? Nun verstehe ich, weshalb viele Australier einen grossen 4x4-Wagen besitzen – nicht um ins Outback zu fahren, sondern um mit den guten Federungen ohne zu bremsen durch die Schlaglöcher zu blochen.

Heute wieder eine Staatsgrenze überschritten, und zwar von South Australia nach Victoria. Diesmal geht damit eine halbstündige Zeitverschiebung einher … komische Sache.

Kurz vor Halls Cap sahen wir noch Horden von Kängurus und gleich auf dem Campingplatz grasen die lustigen Hoppeltierchen. So cool!

Nach dieser nervenaufreibenden und holprigen Fahrt gönnen wir uns eine feine Pizza und ein gutes Glas Rotwein in der naheliegenden Pizzeria.

Da die Nacht bis auf 8 Grad herunterkühlt, läuft die Heizung auf Hochtouren und so kuschelen wir uns in unsere Decken ein und verbringen eine angenehme Nacht.


Mittwoch, 16. November 2022

Endlich wieder mal so richtig wandern. Wir entscheiden uns für die relativ lange Wanderung zum Pinnacle, wo uns eine schöne Aussicht erwartet. Der Start der Wanderung beginnt gleich hinter dem Campingplatz. Ein paar Kängurus liegen auf der Wiese herum und verdauen wohl ihr Frühstück. Die Wanderung ist sehr abwechslungsreich. Wir laufen eine Zeitlang einem Bach entlang, der in einem Wasserfall mündet, danach geht es durch eine Schlucht, über unwegsames Gelände, Steintreppen hinauf, über den Bach, zu aufgetürmten Steinformationen, durch den Great Canyon und plötzlich ist der Weg durch ein Gitter abgesperrt. Hä? Was soll das? Müssen wir nun tatsächlich alles zurücklaufen? Beim Informationszentrum hat man uns jedenfalls nicht über eine Sperrung informiert. Die Familie vor uns umgeht das Gitter. Wir schauen uns kurz an und machen dasselbe. Ein ca. 100 m langes Stück ist abgesperrt, weshalb ist nicht klar, jedenfalls ist dieser Wegteil anscheinend seit zwei Jahren gesperrt. Blöd einfach, dass von unten nichts angeschrieben ist. Wenn man von der anderen Seite her kommt, kann man diesen Teil umlaufen, da es genügend früh markiert ist. Zum Glück ist nichts passiert und wir laufen weiter Richtung Gipfel. Der Weg führt durch einen engen Couloir, bevor wir auf dem höchsten Punkt ankommen. Nach einem letzten steilen Aufstieg erreichen wir endlich den Gipfel, der mit einer Aussichtsplattform bestückt ist. Wir suchen die exponierte Felsnadel, den Pinnacle, der gemäss unserem Reiseführer ein beliebtes Fotosujet abgibt. Doch wo ist dieser markante Felsen bloss? Wir fragen ein Paar, das sich mit uns auf der Aussichtsplattform befindet: Wir stehen drauf! Was? Die haben die Sehenswürdigkeit mit einer Plattform verbaut? Lustig! Beim Abstieg verlaufen wir uns kurz – zusammen mit einer anderen Gruppe. Doch Dank der maps.me-App fanden wir wieder zurück auf den richtigen Weg. Der Abstieg zog sich in die Länge. Unterwegs trafen wir auf ein älteres Ehepaar und wir machten uns Gedanken, ob diese den Abstieg vor dem Eindunkeln schaffen, denn unterwegs hat es auch noch ein, zwei Schlüsselstellen. Nach über vier Stunden waren wir wieder im Tal und ziemlich kaputt. So abwechslungsreich die Wanderung war, so war auch das Wetter. Von T-Shirt-Wetter über Jacke überziehen bis zu Regenjacke montieren war alles dabei.

Die Känguru-Gruppe liess uns die Anstrengung rasch wieder vergessen. Vom stattlichen Oberhaupt der Truppe bis zum Baby war alles vertreten.



MELBOURNE

Donnerstag, 17. November 2022

Fahrt: Halls Gap nach Melbourne (286 km)

Bevor wir abfahren, müssen wir noch die Toilette entleeren. Das ist meine Aufgabe und Papi hilft mir jeweils dabei, die Kiste auszuspülen … ui, plötzlich traf der Wasserstrahl mich und auch ein paar Spritzer aus dem WC … das sorgt dann kurz für schlechte Stimmung. Ich gehe noch einmal unter die Dusche, bevor wir abfahren.

Wir kehren wieder auf löchrige Strassen zurück. Seit wir Western Australia verlassen haben, kämpfen wir dauernd mit Schlaglöchern, die meist unvorhergesehen kommen und dann brettern wir mit 90 km/h darüber. In Melbourne besuchen wir die Metzgerei «Wursthütte» (www.wursthutte.au.com), die vom ausgewanderten Eschenbacher Stephan geführt wird. Wir decken uns mit Fleisch ein, u.a. Cervelats. Die erste verputzen wir gleich auf dem Trottoir. Mhhh, fein!

Danach geht es im Feierabendverkehr auf die andere Seite der Millionenmetropole … keine gute Idee. Wir stecken dauernd im Stau fest und schaffen es gerade noch in den Campingplatz, bevor dieser schliesst.


Freitag, 18. November 2022

Mit dem Bus können wir vom Campingplatz bis ins Zentrum fahren (Dauer ca. 30 bis 40 Minuten). Eine gute Sache, so müssen wir uns nicht in den dichten Verkehr einfädeln. Als erstes steht der Victoria Market auf dem Programm. Wir schlendern zuerst in der Souvenir-Abteilung herum, danach geht es zu den Früchten und Gemüsen, danach zum Fleisch und Fisch und zuletzt in die Delikatessen-Abteilung. Das gefällt uns! Wir kaufen frischen Fisch, den wir in Eis einpacken lassen und bei den Delikatessen-Ständen unser Mittagessen. Da heute der einzige schöne Tag vorausgesagt wurde, geht es mit dem Tram zum St. Kilda Beach. Wir schlendern etwas herum – zum Baden ist es aber eindeutig zu kalt. Wir picknicken und geniessen einfach die frische Meeresluft.

Zu Hause geniessen wir den super feinen Fisch, den die Campingküche super zubereitet. Danke Mami!


Samstag, 19. November 2022

Häätschi, hääääääätschi, hääääääääääätschi! Mann, der Heuschnupfen plagt mich ziemlich stark und ich sehne mich nach Regen (kleiner Scherz!). Der Nastuch Vorrat muss heute unbedingt noch erweitert werden.

Da es uns gestern im Markt so gut gefallen hat, gehen wir heute grad noch einmal hin. Wir kaufen ein paar Souvenirs, bevor es dann ins Chinatown geht. Das Quartier wimmelt nur so von Restaurants und Lebensmittelläden, wo man allerhand kriegt. Wir entscheiden uns für ein Thai-Restaurant, wo wir eine Art Suppe bestellen, worin wir allerlei «baden» und nachdem es gargekocht ist, essen können. Naja, geschmeckt hat es nicht wirklich. Mit zwei feinen Pralinées aus der Confiserie wird der komische Geschmack im Mund neutralisiert.

Wir besuchen noch ein paar Orte, wo man Graffiti-Kunst bestaunen kann. Seit ich vor ein paar Jahren in Bristol auf einer Streetart-Tour war (und ein paar echte Banksy Bilder gesehen habe), fasziniert mich diese Kunst.

In diesem Quartier begegnen uns viele Ausgehfreudige. Wir folgend denen, die uns an eine Strasse führen, wo man anscheinend in den Ausgang geht. Die jungen und nicht mehr so jungen Frauen sind in dieser Kälte mit ultrakurzen Trägerkleidli …hmmm, «bekleidet» kann man nicht wirklich sagen. Das erinnert mich sehr an England, wo bei null Grad und Nieselregen ein sexy Sommerkleid in den Ausgang montiert wird … und weit und breit keine Hühnerhaut zu sehen. Und wir laufen in langen Hosen und Jacken herum. Wir steigen auch in einem dieser Inlokale ab und lassen uns in das Geplauder um uns herum mit hineinziehen.


Sonntag, 20. November 2022

In der Nacht hat es geregnet … lieber in der Nacht als während dem Tag. Weil es uns so gut gefallen hat, fahren wir mit dem Bus zum dritten Mal zum Victoria Market. Als wir aus dem Bus steigen, bemerkt Papi, dass er seine Schirmmütze im Bus vergessen hat. Ui nein, seine Mütze, die er vom Mechaniker in Alice Springs geschenkt erhalten hat. Hmm, wie finden wir nun bloss diese Mütze wieder? Ich habe gestern gesehen, dass die Busse ein paar Haltestellen später umkehren und die Tour wieder von vorne beginnt. Wenn wir Glück haben, kommt der gleiche Bus mit demselben Chauffeur wieder zurück. Den Chauffeur würden wir sofort wieder erkennen, denn er trug einen Turban. Also laufen wir an die nächste Bushaltestelle und warten ein paar Minute. Da kommt der Bus unserer Buslinie. Siehe da, ein Turban kommt aus dem Dunkeln Innern zum Vorschein. Rein in den Bus und die Mütze ist noch da! Uff; so findet man eine Mütze in einer Millionenstadt.

Nachdem wir uns am Foodmarkt mit frischen Fressalien eingedeckt haben, geht es zurück auf den Campingplatz. Papis Frisur steht nach einigen Wochen wieder in alle Richtungen 😊, somit muss die Küchenschere wieder mal ran an den Pelz.


APOLLO BAY (GREAT OCEAN ROAD)

Montag, 21. November 2022

Fahrt: Melbourne nach Apollo Bay (202 km)

Obwohl die Wettervorhersagen eher schlecht als recht sind, ziehen wir nun los an die Great Ocean Road. Eine Küstenstrasse die auf keinem Reiseprogramm Australiens fehlen sollte.

Die Städtchen und Sehenswürdigkeiten reihen sich über mehrere Hundert Kilometer wie an einer Perlenschnur aneinander. Geelong war der erste Halt, doch ausser einem antiken Karussell fanden wir nichts Spannendes. Vor dem Glashaus des Karussells machten wir noch ein Foto mit einem weihnächtlichen Hintergrund und merkten erst beim traditionellen abendlichen Durchschauen der Fotos, dass eine Art 3D-Effekt entstand und es ausschaut als wären wir in einer Glaskugel. Sehr cool!

Etwas später halten wir spontan bei einer Schokoladen-Fabrik. Ohh, was für ein cooler Laden und ein schönes angegliedertes Kaffee. Wir deckten uns mit einem Notvorrat an Schokolade ein und genossen eine heisse Schokolade.

Beim berühmten Bells Beach beobachteten wir die heroischen Surfer, die bei 8 Grad Aussentemperaturen und bei arschkalten Wassertemperaturen den ultimativen Kick beim Wellenreiten suchen.

In Aireys Inlet besuchen wir einen schönen Leuchtturm, die an der Süd-Küste Australiens zuhauf zu finden sind und die Schiffe noch heute vor der rauen Küste warnen. Wir blieben gerade mal ein paar Sekunden beim Turm, da uns das regnerische Wetter wieder zurück in den trockenen Van scheuchte.

Leider verbesserte sich das Wetter nicht wirklich. Auf dem Campingplatz warteten wir die starken Regenschauer im Van ab, bevor es auf Erkundungstour durch den kleinen Ferienort Apollo Bay geht. Endlich finden wir wieder mal ein lokales Pub, wo wir die Atmosphäre mit den Holztresen, den rund dutzend Bier-Zapfsäulen, wo das Bier eiskalt ins Pinte-Glas läuft und den vielen Fernsehbildschirmen, wo unterschiedliche Sportsendungen laufen, geniessen. U.a. werden auch Hunde- und Pferderennen gezeigt, worauf im Pub an einem Computer gewettet werden kann.

Die Nacht verbringen wir wieder mal mit voller Heizleistung, da wir uns sonst in drei Eiszäpfli verwandelt hätten.


PORT CAMPELL (GREAT OCEAN ROAD)

Dienstag, 22. November 2022

Fahrt: Apollo Bay nach Port Campell (132 km)

Im Great Otway Nationalpark waren wir stark von dem wunderschönen mystischen Farnweg mitten im Regenwald beindruckt. Es fühlte sich an, als würde man durch eine Märchenwelt oder mindestens durch eine Filmkulisse laufen. Die riesigen Farne säumen den Weg, der Bach läuft unter dem Holzsteg hindurch und bis zu 400 Jahre alten Bäume, die bis zu 60 m in den Himmel ragen, gibt es zu bestaunen.

Mein Reiseführer (Lonely Planet) macht einem die Strasse zum Leuchtturm Cape Otway schmackhaft, da man öfters Koalas sehen soll. Das interessiert uns natürlich! Doch leider waren keine in den Eukalyptusbäumen zu finden. Den Eintritt zum Leuchtturm und all den historischen Gebäuden sparten wir uns und machten uns nach einer kurzen Wanderung, wo wir den Leuchtturm doch noch kurz sehen konnten, zurück auf die Great Ocean Road. Mein gescheites WikiCamp-App empfiehlt uns eine andere kleine Strasse, um Koalas zu sehen. Also nehmen wir diesen Umweg in Kauf und halten, während Mami fährt, die Augen fest auf die Eukalyptusbäume. Da ist einer! Papi und ich steigen aus, während Mami am Strassenrand hält. Wow, da ist wirklich einer und der schaut uns mit grossen Augen an. Wir sind etwas aufgeregt und knipsen, was das Zeug hält. Jöhhh, so härzig! Wir fahren etwas weiter, doch sehen keinen weiteren Knuddelbär – so sehen die jedenfalls aus, auch wenn die Koalas definitiv nicht zu der Bärenfamilie gehört. Wir kehren um und fahren noch einmal am selben Baum vorbei und zwei Bäume weiter sehen wir einen weiteren Koala mit einem Baby. Wir parken den Van etwas weiter weg und machen uns zu Fuss auf die Suche und sehen noch einen weiteren Koala. Wenn die Koalas wach sind (sie schlafen etwa 14 bis 16 Stunden pro Tag), dann schauen sie immer neugierig herunter, um zu sehen, was da für komische Lebewesen hochgaffen. Wir können uns kaum von den herzigen Anblicken losreissen. Zurück beim Van grunzt es plötzlich im Gebüsch neben dem Auto. Was ist das? Hört sich an wie ein Wildschwein. Hurtig ins Auto zurück, nicht dass uns noch ein wilder Eber über den Haufen läuft.

Die 12 Apostel sind ein Highlight auf jeder Australien-Reise. Das sind eigentlich nur noch sieben bis zu 60 m hohe Felsnadeln, die im Meer stehen. Als ich das letzte Mal hier war, waren es noch acht, denn im 2005 fiel der bislang letzte in sich zusammen. Leider war es ziemlich windig und auch kurze Regenschauer machten den Besuch bei den Aposteln nicht gerade einladend.

Im kleinen Ort Port Campell machten wir halt auf einem Campingplatz, wo die Wildhasen uns vor den Füssen herumhoppelten. Auch hier wieder ein grosser «Jööööhh-Effekt».


KINGSTON

Mittwoch, 23. November 2022

Fahrt: Port Campell nach Kingston (433 km)

Heute nahmen wir noch den letzten Teil der Great Ocean Road unter die Räder. Bei der bekannten London Bridge, die leider nur noch aus der Hälfte der ursprünglichen Brücke besteht, da der erste Bogen im Jahr 1990 zusammengebrochen ist. Zwei Touristen befanden sich damals auf dem zweiten Bogen und konnten dann per Helikopter aufs Festland in Sicherheit gebracht werden. Beim Grotto (ein Loch im Felsen) und bei den Bay of Islands (viele kleine Inseln) machten wir noch weitere Zwischenhalte. Aufgrund des harschen Wetters ist das Meer wild und wirft hohe Wellen, die wiederum an die Felswände schlagen. Das gibt ein schönes Bild ab.


Wir möchten heute noch viele Kilomater abspulen, da uns die Kangoroo Island ruft und wir für morgen die Fähre gebucht haben. In Mount Gambier machen wir einen kurzen Zwischenhalt, um in den tiefblauen Vulkankrater hinabzusehen, der sich mitten in der Stadt befindet.

Unterwegs ist uns noch ein kleiner Hase vor dem Van hindurch gespeedet – er hat es gerade noch vor unseren gefährlichen Rädern geschafft … ufff! Zudem überquerten wir heute die Grenze von Victoria nach Südaustralien – damit haben wir noch eine halbe Stunde Zeit gewonnen.

In Kingston kamen wir so spät an, dass es wegen den Öffnungszeiten nicht mehr auf den Campingplatz gereicht hat, dafür stellten wir unseren Van auf den Gras-Stellplatz direkt am Meer ab. Wow, da hat das blitzsaubere Städtchen sich aber was überlegt. Der Stellplatz war dementsprechend auch rege besucht.

Wir wollten uns nach diesem langen Tag nicht mehr in die Camper-Küche stellen und machten uns auf ins nahegelegene Pub. Leider waren kaum Gäste da, doch wir kriegten wenigstens ein feines Abendessen.




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