Zurück in der Stadt, wo unsere unvergessliche Reise begonnen hat. Der Platz Imam zog uns während unseren letzten zwei Tagen x-mal an. Das Wasserspiel in der Mitte, umrandet von kleinen Bäumen und Gehwegen, umgeben von geschwungenen zweistöckigen Arkadenbögen, wie man sie nur im Nahen Osten sieht. Im Basar, der sich mehrheitlich in den Arkaden-Gewölben befindet, wird vom Teppich, über kitschiges Service und spannenden Gewürzen alles verkauft. Zudem sind noch zwei wunderschöne Moscheen in den Platz eingebettet.
Als der Bus kommt hilft uns Mahtin noch das Gepäck laden und schnell geht die Fahrt los nach Esfahan. Unser Chauffeur wie auch sein Attendant sind nicht sehr freundlich mit uns. Eigentlich das erste Mal, dass jemand so grumpy zu uns ist. Die vordersten Sitze sind frei und wir nehmen diese zwei Sitze in Beschlag. No no Madam, not possible. Okay, dann setzen wir uns etwas weiter hinten hin! Während fast 4 Stunden fahren wir durch die Wüste und erst kurz vor Esfahan wird es wieder ein bisschen grün. Am späteren Nachmittag erreichen wir das Kaveh-Terminal. Per Taxi lassen wir uns ins Hotel Hasht Behesht bringen (150'000 Rls), das wir uns vorher schon aus dem Lonely Planet rausgesucht haben. Krass, vor dem Hotel steht ein Tesla aus Zürich! Wir haben dem Hotel bereits in Yazd eine E-Mail geschickt, jedoch nie eine Antwort erhalten. Glücklicherweise haben sie noch genau ein Zimmer bzw. ein Apartment für uns. Das Apartment ist riesig: Eine grosse Küche, WC und Dusche separat, zwei Betten in der Stube, zwei Betten im Schlafzimmer und vor den Fenstern eine Terrasse inklusive 4 Stühlen und einem Tisch. Tee und ein Wasserkocher, Zahnbürsten, Zahnpasta, Shampoo stehen zudem zur Verfügung. Die Lage ist sehr zentral, keine 10 Gehminuten zum Naqsh-e Jahan.
Vom Rezeptionist erfahren wir, dass morgen so ziemlich alles geschlossen sein wird, weil es ein Festtag ist (Khomeini’s Todestag). Wir wollten unbedingt noch zum Palast (Kakh-e Ali Qapu) wegen der Aussicht auf den grossen Platz. Wir werfen unser Gepäck einfach in unser Gemach und machen uns sofort auf den Weg. Als wir beim Palast ankommen, ist jedoch schon alles abgeriegelt. Schade, aber da ist nichts zu machen. Stattdessen gehen wir zum Nomad Carpet, wo wir Hossein finden. Es gibt ein fröhliches Hallo und wir dürfen es uns auf dem weichen Sofa im Shop bequem machen. Sein Mitarbeiter bedient uns mit Tee. Nach einem Zwischenstopp in unserem Hotelzimmer begeben wir uns auch noch zu Josephs Teppich-Laden (Sohn von Hussein), wo sich die halbe Familie versammelt hat um uns noch einmal zu sehen. Wir decken uns bei ihm reichlich mit Souvenirs ein: dekorative goldene Zuckerplättchen für den Tee und Safran (1g = CHF 4.50) - ideale Souvenirs. Wir können auch noch die letzten Rials in USD zurück wechseln - wir hatten eindeutig zu viel Geld gewechselt und weniger Geld gebraucht als vermutet. Die Süssigkeiten, die wir aus Yazd für die Familie mitgebracht haben, werden sofort geöffnet und vertilgt.
Hossein stellt uns noch dem Nachbarn, einem Miniatur Maler, vor. Zurückhaltend aber mit viel stolz zeigt uns dieser wie die traditionelle und typisch iranischen Dekorationen auf Geschirr, Bildern und allerlei Souvenirs entsteht. Ui, da muss man eine sehr ruhige Hand haben.
Dann heisst es auch von Hossein, Jamila und Joseph Abschied nehmen. Was für eine herzliche Familie! Ich habe im Vorfeld viel über die Gastfreundschaft und die Herzlichkeit der Iraner gelesen, aber meine Erwartungen wurden übertroffen. Die Iraner sind nicht überschwänglich und erdrückend, sondern natürlich, zurückhaltend aber ganz klar immer mit offenem und ehrlichem Herzen.
Wir gehen zurück zum Imam Platz. Im Abendlicht sieht die Szenerie mit dem gedämpften Licht wie in 1001 Nacht aus. Zu unserer Überraschung ist der Platz so bevölkert wie noch nie. Die Familien treffen sich nach dem Sonnenuntergang hier zum Picknick um mit dem Ramadan zu brechen. Auf den grossen Teppichen wird ausladend viel Essen präsentiert. Die Kinder spielen mit Bällen und fahren Fahrrad oder Rollerblade (vorzugsweise mit leuchtenden Rädern). Wir werden sogar zum Essen eingeladen, wir lehnen aber dankend ab. Wir müssen unsere übrigen Rials noch an den Mann bringen und wollen deshalb in einem Restaurant essen - auch um über unsere fantastische Reise in Ruhe zu rekapitulieren.
Gleich hinter dem Platz befindet sich das bei den Einheimischen sehr beliebten Bastani Traditional Restaurant, das wunderschön mit Malereien und Spiegeln dekoriert ist. Im kleinen Innenhof setzen wir uns ganz traditionell auf ein Takht. Der Kellner ist etwas genervt und hat wenig Geduld mit uns. Als wir endlich wissen, was wir bestellen möchten, sagt der Kellner bei Limonade: Sorry don’t have. Beim Salat: Sorry, don’t have. Hmm, was er denn genau anbieten kann? Wir probieren eine lokale Spezialität: Chicken (wie könnte es anders sein!) mariniert mit Granatapfel-Saft und Baumnüssen, dazu Reis (auch hier: wie könnte es anders sein). Wir haben uns während der gesamten Iran-Reise jeweils eine Vorspeise und eine Hauptspeise geteilt, denn die Portionen sind immer sehr grosszügig. Auf dem Teppich, worauf wir sitzen, hat es viele Krümel und sogar Jelly-klebriges-Dingsbums und Lucia hat das voll auf ihre Bluse abgekommen. :-).
Wir spazieren nochmals um den schönen Platz und und saugen die einmalige Ambiente an unserem letzten Abend im Iran in uns auf.
Erst nach Mitternacht kommen wir ins Bett - Rekord. Ansonsten waren wir meist zwischen 21.00 und 22.00 Uhr in den Federn.
Letzte Shopping-Tour auf dem Bazaar - Sonntag, 4. Juni 2017
Ausgeschlafen gehen wir noch einmal zum grossen Bazaar um zu sehen, was denn heute alles so offen hat. Im Rucksack hat es nicht mehr viel Platz, aber für ein paar feine Gewürze (Currymischung!) reicht es allemal. Ich kaufe alles in einzelnen Säckli und mische sie dann zu Hause in ein Glas, damit es dekorativ anzuschauen ist.
Mit unseren doch eher (zu) warmen und unmodischen Kleidern haben wir uns während der Reise schwer getan. Aber nirgendwo war gescheiter Ersatz zu finden, denn oftmals wurden synthetische Kleider verkauft. Phuuu, wir hätten uns bei dieser Hitze zu zwei Stinkstiefel verwandelt. Siehe da, ausgerechnet heute, am letzten Tag im Iran sehen wir wunderschöne stylische Kleider aus Baumwolle. Zum Mittagessen kaufen wir Wasser, Coke und Cream Cheese und essen das mit Crackers auf einer Bank im Schatten und beobachten das Geschehen um uns herum.
Wir verirren uns noch in einem coolen Kleidershop, wo der Besitzer die Kleider selbst entwirft. Lucia und ich lassen uns von dem ansprechenden Design verführen und kaufen beide einen leichten Mantel. Danach ziehen wir uns für eine Siesta in unser Schlafgemach zurück.
Bevor wir wieder zurück zum Platz gehen und uns von weiteren Souvenir-Einkäufen "übermannen lassen", machen wir noch ein Probepacken um sicher zu stellen, dass es in unseren Rucksäcken noch genügend Platz für weitere allfällige Einkäufe gibt. Wir haben uns während der gesamten Reise kaum was geleistet und das Angebot war nirgendwo so gross wie hier in Esfahan. Es hat noch Platz! :-). Die aller letzten Rials investiere ich in eine farbig gewobene Decke, die die Einheimischen als Unterlage beim Picknicken verwenden.
Nun meldet sich der Hunger und wir erinnern uns an das feine Safran-Hühnchen, das wir zu Beginn unserer Reise auf einer nahe gelegenen Dachterrassen-Restaurant genossen haben. Wir gönnten uns noch ein letztes Mal Hühnchen, aber ihr könnt euch sicher sein, die nächsten drei Monate werde ich darauf verzichten. Ein letztes Mal kehren wir zurück zum Nagsh-e Jahan Platz und geniessen die herrliche frische Abendluft.
Wehmütig verlassen wir ein letztes Mal den Platz ... von dieser Kulisse können wir einfach nicht genug kriegen. Die Hotel-Rechnung muss noch bezahlt werden und der nette Nacht-Portier, schon etwas ins Alter gekommen, bestellt uns ein Taxi auf 03.30 Uhr. Um sicherzustellen, dass wir uns bezüglich der Zeit richtig verstehen, weist er uns an, die Zeit als Zahl im Taschenrechner einzugeben. Eine gute Idee! Er bietet uns zudem an, um 03.00 Uhr an unsere Tür zu klopfen. Das ist sehr lieb, danke! Jetzt heisst es fertig packen und dann ein paar wenige Stunden schlafen.
Rückreise - Montag, 5. Juni 2017
Mitten in der Nacht heisst es dann fertig packen und uns vom Nachtportier verabschieden. Dieser freut sich sehr über sein Trinkgeld - unsere letzten Rials. Er hilft uns unser Gepäck im Kofferraums des Taxis zu verstauen und nun geht es ab die Post Richtung Flughafen. Der Flughafen von Esfahan ist eher klein und es landen nur eine handvoll Flugzeuge pro Tag. Das Gepäck wird zweimal geröntgt.
Wir verlassen Iran pünktlich und hängen unseren Gedanken nach. Beide nehmen nur positive Erinnerungen aus diesem ausserordentlich gastfreundlichen und schönen Land im Nahen Osten mit. Ich werde definitiv wieder mal zurück kehren.
Liebe Lucia, du bist eine super Reise-Freundin. Wir haben die selbe Vorstellung vom Individual-Reisen, besuchen gerne kulturelle Stätten, können Museen ohne weiteres Links liegen lassen und haben den selben Essensgeschmack. Immer wieder gerne!
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