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La Réunion - ein etwas anderer Sprachaufenthalt

Nach meiner Reise in Australien stand der Fokus auf Stellensuche und zwar nach einer Arbeit für die ich brenne wie bei meiner vorangegangen Stelle. Nach vier Monaten dann die ersehnte Zusage! Juhuii! Die Stelle erfordert gute Französisch-Kenntnisse, da sich eine Geschäftsstelle in der Westschweiz befindet. Wo soll ich bloss meine tief in mir schlummernden Französisch-Kenntnisse auffrischen? Die klassischen Destinationen in Frankreich finde ich langweilig und zudem war ich vor über 20 Jahren bereits drei Monate in La Rochelle in einem Sprachaufenthalt. Es muss also was spannendes, aussergewöhnliches her. Mein zukünftiger Chef war für einen Sprachaufenthalt im Frühling in La Réunion. Ich machte mich zuerst mal schlau, wo diese Insel überhaupt liegt. Aha, im indischen Ozean – südlich von Mauritius, östlich von Madagaskar. Das hört sich schon mal spannend an. Ist zudem ein Übersee-Departement von Frankreich, die Währung ist demnach Euro und die Einreiseformalitäten so einfach als würde ich nach Frankreich reisen. La Réunion ist 2'500 km2 klein (etwas kleiner als der Kanton Tessin) und für ihr vulkanisches, von Regenwald bedecktes Inland, ihre Korallenriffe und Strände bekannt. La Réunion ist ein beliebtes Wanderziel und Ende April endet die Regenzeit. Perfekt also um im Mai/Juni vier Wochen auf dieser Insel zu verbringen.

Nach der Zusage, dass die einzige Sprachschule auf der Insel noch Platz hat, buchte ich am Dienstag den Flug, am Freitag erfahre ich, dass ich bei der 63-jährigen Sabine und ihren zwei Katzen unterkomme, in einem Haus mit Pool (YES!) und fünf Minuten zu Fuss zur Schule. Am Samstag besteige ich den Flieger. Zaggzagg!



Anreise –  Samstag, 13. Mai 2023

Da mein Flug erst am späteren Nachmittag abhebt, bleibt noch Zeit um in der Dorf-Bäckerei mit Freunden mit einem Cüpli auf mein Glück anzustossen und mich zu verabschieden. Mit dem Zug geht es zum Flughafen, einchecken bei Air France und ab nach Paris, wo ich einen sechsstündigen Aufenthalt überbrücken musste, bevor es mit dem Nachtflug nach Mauritius geht und nach einem weiteren Umstieg nach La Réunion. Kaum im Flieger holt mich der Schlaf ein und ich kann mehr oder weniger gut sieben Stunden schlafen.

 

Mein neues zu Hause –  Sonntag, 14. Mai 2023

Der Anflug über Mauritius gibt einem eine Idee, wie schön das Land ist. Grün, von Flüssen durchzogen und schneeweisse Traumstrände. Doch der Himmel ist bedeckt. Aufgrund des monsun-artigen Regenfalls hat der Weiterflug nach La Réunion fast eine Stunde Verspätung. Gegen Abend – nach dem 30-minütigen Flug – lande ich endlich an meinem Zielort. Die Uhr stelle ich um zwei Stunden vor. Hervé, der den von der Schule organisierte Transport vom Flughafen zu meiner Familie ausführt, steht mit einem Papier mit meinem Namen beim Ausgang. Die 40-minütige Fahrt führt durch die Hauptstadt St. Denis und über die neue 5 km lange Brücke entlang der Küste – Hervé erzählte mir in dieser Zeit so ziemlich alles über die Insel, die neue Brücke und weshalb noch 3 weitere Kilometer fehlen, wo man in der Hauptstadt die kolonialistischen Gebäude findet, einen Einblick in die Geschichte der Insel usw. … alles natürlich auf Französisch. Nach 24 Stunden Anreise war ich hundemüde und konnte kaum noch geradeausdenken. In St. Paul (nordwestlich der Insel) empfängt mich eine etwas aufgeregte Sabine am Tor des Hauses. Sie dachte, ich hätte ein Auto gemietet und ich hätte mich verfahren, da ich so spät eintreffe. Das grosszügige zweistöckige Einfamilienhaus ist luftig und gemütlich eingerichtet. Ich darf gleich mein kleines Zimmer mit Klimaanlage im oberen Stock beziehen. Das Bad teile ich mit meiner Mitstudentin.

Ich gönne mir eine lebensgeister-hervorrufende Dusche, bevor ich beim Abendessen auch meine 24-jährige Mitbewohnerin Isabel aus der Schweiz kennen lerne. Sie ist mir sofort sympathisch und ich bin sicher, wir werden zusammen eine gute Zeit haben. Gegessen wird im halboffenen Esszimmer, mit direktem Ausblick auf den wunderschönen grossen Pool, der mit grauen Steinplatten umrahmt und Unterwasserlicht ausgestattet ist. Was bin ich für ein Glückskind! Ich krame mein schlummerndes Französisch hervor und kann mich einigermassen am Gespräch beteiligen. Isabel ist seit zwei Wochen hier und bleibt insgesamt sechs Wochen. Vor dem Schlafen gehen, kühle ich meinen Raum mit der Klimaanlage noch runter und schlafe dann rasch ein.

 

Halb so alte Mitstudent/innen – Montag, 15. Mai 2023

Nach einem Frühstück mit frischen Früchten laufe ich mit Isabel in die nahe gelegene Schule. Der Weg führt entlang von Einfamilienhäusern, bis zur Hauptstrasse, wo viele Auto-Garagen und kleine Food-Shops/Take-aways den Weg säumen. Die Schule befindet sich in einem kleinen Haus mit vier Schulzimmern. Hinter dem Haus gibt es einen Sitzplatz, wo man sich während den Pausen und für Schulinformations-Veranstaltungen trifft. Hier treffen sich alle jeweils am ersten Schultag der Woche, um die neuen Schüler/innen mit Gebäck und einem Spiel zu begrüssen und integrieren. Diese Woche sind wir insgesamt 11 Schüler/innen: eine aus den USA, eine aus Holland, vier aus Deutschland und sechs aus der Schweiz. Der einzige Mann ist Jan, Schweizer. Die meisten um die 24 Jahre jung. Ich bin also doppelt so alt wie meine Mitschüler/innen, werde (trotzdem) sehr gut aufgenommen und fühle mich sofort wohl. Es gibt drei Klassen mit unterschiedlichen Französisch-Niveaus. Ich bin in der mittleren Klasse eingestuft. Unsere Lehrerin ist die sympathische Clemance und wir haben insgesamt 20 Lektionen Unterricht pro Woche. Eigentlich habe ich noch 10 Privatstunden gebucht. Ich merke aber rasch, dass das zu viel wäre, da vier Stunden Französisch-Unterricht nicht gerade ein Zuckerschlecken sind. Ich muss mir noch überlegen, wie ich diese Privatstunden einsetze.

Nach dem Unterricht treffen wir uns alle auf dem Sitzplatz und es wird vorgeschlagen, dass wir zum Strand nach La Saline fahren. Es gibt genügend Schülerinnen mit gemieteten Autos. Vorher geht es aber noch beim Restaurant Naturelle vorbei, wo wir das Take-away-Mittagessen abholen und an die Küste fahren, wo das feine Essen mit Blick aufs Meer genossen wird. Danach ab an den Strand. In La Réunion gibt es nur ein paar wenige Strände, wo man baden darf, denn die Gefahr von Hai-Angriffen ist gross. Von 1980 bis 2023 gab es 60 Haiangriffe und fast die Hälfte davon endeten tödlich. Somit kann man nur an den Strandabschnitten baden, wo es ein vorgelagertes Riff gibt oder wo ein Hai-Netz den Strand schützt. Der Strand von La Saline hat hellen Sand und ist so lang wie man sehen kann. Das Wasser ist glasklar, so dass man jederzeit den Boden sieht. Gefällt mir! Man könnte auch schnorcheln, aber meine Tauchbrille hat es noch nicht in meinen Schulrucksack geschafft. Es ist etwa 27° warm und die Sonnenstrahlen sind angenehm. Kein stechendes Gefühl wie zum Beispiel in Australien.

Auf der Rückfahrt entlang der Küste halten wir beim Steg von St. Paul, um den Sonnenuntergang zu geniessen. Leider schieben sich kurz vor dem Verschwinden der Sonne Wolken vor die rote Scheibe. Der Strand hier ist tiefschwarz.

Da ich nur zweimal pro Woche ein Abendessen gebucht habe, muss ich im nahegelegenen Shoppingcenter mein Abendessen einkaufen, da sich noch niemand für ein gemeinsames Abendessen gefunden hat. Die Hälfte der Schülerinnen wohnen in AirBnBs, hauptsächlich südlich von St. Paul und die andere Hälfte bei Familien. Im Shoppingcenter ist das Angebot etwas schmal und es sieht nicht sehr einladend aus.

Müde falle ich nach diesem ersten Tag ins Bett und freue mich auf die weiteren vier Wochen.

 

1. Wanderung – Dienstag, 16. Mai 2023

Nach der Schule schlägt Jan vor, dass wir uns auf eine kleine Wanderung ganz in der Nähe begeben. Wandern! Da bin ich sofort dabei und einige andere Schülerinnen auch. Wir fahren zum «Trois Bassin». Im Openair-Restaurant unterhalb des Eingangtores stärken wir uns noch mit dem Mittagessen. Danach durchsteigen wir eine kleine Zaunlücke neben dem Eingangstor. Eigentlich ist das Gelände geschlossen (weshalb konnte mir niemand sagen), jedoch laufen Dutzende Leute hinein und begeben sich in den kleinen Talkessel, wo viele verschiedene Wege zu den drei verteilten Bassins mit ihren Wasserfällen führen. Unterwegs sehen wir zwei ca. 15 cm lange Chamäleone, die grasgrün in den Ästen hängen.

Die Wanderung ist etwas abenteuerlich, denn der Weg führt über Stock und Stein, man muss sich für 3 m abseilen, auf schmalen Mauern entlang des Baches laufen und ein weiteres Tor überwinden, das den Zugang zum mittleren Bassin versperren sollte. Der Wasserfall ist etwa 30 m hoch und im Bassin nehmen wir ein abkühlendes Bad. Danach geht es steil hoch, wo wir auf einem Weg mit Tunneln laufen und lassen die Augen über das grüne Tal schweifen. Den späteren Nachmittag lassen wir dann wieder am Strand von La Saline ausklingen, wo wir auch den schönen Sonnenuntergang geniessen.

Ich spreche mit Sabine, ob ich in Zukunft doch jeden Tag bei ihr zu Abendessen kann. Klar, kein Problem! Die Katze Susu habe ich bereits ins Herz geschlossen. Sie miaut immer ziemlich laut und «fragt» nach Fressen. Natürlich kriegt sie nur morgens und abends eine festgelegte Ration, aber dafür darf sie bei mir ihre Streicheleinheiten abholen.

 

Abendessen in der Stadt – Mittwoch, 17. Mai 2023

Den Nachmittag verbringe ich am Pool. Etwas lesen und auf dem Handy «herumdrücken». Ich geniesse das süsse Nichtstun. Das Wetter zeigt sich von seiner angenehmsten Seite. 27°, sonnig, Pool – was will man mehr?

Am Abend treffe ich mich mit Jasmin, mit der ich mich angefreundet habe und eher in meinem Alter ist (naja, sie ist 15 Jahre jünger). Jasmin wohnt in einem AirBnB im Zentrum von St. Paul. Ich laufe ca. 20 Minuten in die Stadt, wo wir uns beim Busbahnhof treffen. Internet habe ich nur, wenn es WiFi gibt, also muss es klappen mit dem vor Ort Treffen – wie in guten alten Zeiten. La Réunion ist zwar in der EU, aber hier funktioniert das Auslands-Roaming-Angebot leider nicht. Sabine hat mir das Restaurant La Capitainerie empfohlen, direkt am Strand. Wir geniessen den Drink in der ersten Reihe mit Blick auf den Sonnenuntergang und gönnen uns noch ein feines Abendessen.

 

Wandern in der Savanna – Donnerstag, 18. Mai 2023

Heute ist wieder eine gemeinsame Aktivität nach der Schule vorgesehen. Die 1 ½-stündige Wanderung «La Savane» wird ihrem Namen gerecht, denn es sieht wirklich aus wie in einer Savanne. Hohes trockenes Gras säumt die schmalen Wege. Die Aussicht auf das Meer ist wunderbar. Nach der Wanderung gönnen wir uns ein abkühlendes Bad im nahegelegenen Natur-Pool, das heisst ein Pool in den Felsen, das bei Flut geflutet wird und man somit sicher baden kann. Anna und Katha entscheiden sich noch vom Felsen zu springen – ein etwa 6 m hoher Sprung! Wow, cool!

 

Besuch von historischer Villa – Freitag, 19. Mai 2023

Heute Vormittag steht ein Klassen-Ausflug in die Villa de Rivière im Zentrum von St. Paul an. Doch vorher gehen wir zu viert noch zum örtlichen Markt mit frischem Gemüse und Obst, aber auch vielen handwerklichen Souvenir-Ständen. Ich habe verschiedene Gewürze erstanden.

Um 09.00 Uhr treffen wir uns vor der Villa Rivière. Durch das typische kreolische Haus, das am Ende des 18. Jahrhunderts erbaut wurde, führt uns eine Führerin mit einer wahnsinnigen Ausstrahlung. Ich habe sowas noch selten erlebt! Ihr strahlendes Lachen berührt jeden in der Gruppe. Mit viel Enthusiasmus und einfachem Französisch führt sie uns durch das private Grundstück und Haus und erzählt uns einiges über die Geschichte von La Réunion. Das Haus wurde u.a. von Regierenden, Nonnen und bis 2008 von einem Arzt bewohnt. Im 2008 ging die Villa an die Familie Rivière über, die es renovierte und zu ihrem Feriendomizil machte. Wenn die Familie hier lebt ist das Haus nicht zugänglich. Alle Räume werden bewohnt. Umso mehr erstaunt es mich, dass wir die privatesten Räume, die Schlafzimmer, besuchen dürfen. Der Salon, das Esszimmer, die Schlafzimmer sind wie in einem Museum möbliert: grosse Holz-Himmelbetten, schwere Vorhänge, Truhen, alte Wandschränke, Tische mit Steineinlässen usw. Nur die Küche und das Bad, die beide anscheinend topmodern sind, dürfen wir nicht besichtigen. Und hinter dem Haus gibt es sogar einen Pool!

 

 

Geschichte La Réunion

1638 nahm ein französisches Schiff die bis dahin unbewohnte Insel in Besitz. Jedoch liessen sich die Franzosen erst ab 1663 endgültig nieder, um daraus eine französische Kolonie mit dem Namen Bourbon Island zu machen. La Réunion hat eine düstere Sklaven-Geschichte. Über hundert Jahren wurden Sklaven aus Afrika und Madagaskar von den Siedlern ausgenutzt, um Strassen zu bauen, auf dem Feld zu arbeiten oder sogar um auf dem höchsten Berg Piton du Neiges Eis zu holen. Die Insel wurde während der französischen Revolution auf den Namen La Réunion umbenannt. Die Engländer besetzten die Insel ab 1810, bevor sie es 1814 wieder an Frankreich abgeben mussten. 1848 wurde die Sklaverei abgeschafft.

 

In der Schule verabschieden wir Anna aus Deutschland und Courtney aus den Staaten. Am Nachmittag besuchen wir in Saint-Leu eine artistische Vorstellung in der alten Zuckerrohr-Fabrik, die zu einem Museum umfunktioniert ist. Eine einzelne Trapezkünstlerin schaukelt in der grossen Produktionshalle in atemberaubender Höhe hin und her und zeigt ihre Kunststücke – zum Glück ist sie mit einem Seil gesichert. Irgendwie ist es gleichzeitig auch ein Theaterstück – sie singt leise, gibt komische Geräusche von sich und einmal wäre sie fast vom Trapez gefallen. Ob sie das wohl extra gemacht hat? Naja, war jetzt nicht gerade eine Vorstellung, die mich vom Hocker gerissen hat.

In einer kleinen Kneipe am Strand von St. Paul trinken wir zusammen noch was und ich esse einen feinen Salat mit Thon.

Heute geht es früh ins Bett, denn morgen ist bereits um 03.50 Uhr Tagwache! Denn es geht auf eine Wanderung auf den Vulkan Piton de la Fournaise.

 

Das 1. Mal auf einem Vulkan – Samstag, 20. Mai 2023

Uff, ich habe keine fünf Stunden geschlafen … hundemüde schleppe ich mich aus dem Bett. Um 04.15 Uhr werde ich von Jasmin abgeholt. Wir sind zu siebt und fahren mit zwei Autos. Die Anfahrt dauert ca. zwei Stunden. Zuerst Richtung Süden auf der Autobahn entlang der Küste, danach geht es in die Berge – sehr kurvenreich. Beim Parkplatz warten wir auf die zweite Gruppe – die Sonne ist bereits aufgegangen und das Morgenlicht wunderschön.

Vom Aussichtspunkt sehen wir auf die Flanken des Vulkans. Jasmin und ich entscheiden uns schon mal loszulaufen, da wir wohl eh ein schnelleres Tempo haben werden als die jungen Frauen und somit sowieso eine eigene Gruppe bilden. Zuerst geht es 300 Höhenmeter über teils Treppen steil herunter, bis wir auf dem erstarrten Lavafluss ankommen. Nun laufen wir ca. ¾ Stunden flach bis zum Kegel, wo uns dann der Aufstieg bis zum Kraterrand etwas Schweiss kostet. Der Weg ist sehr uneben, die Lava und ausgespuckte Steine «zieren» den Weg, so dass es dauernd hoch und runter geht. Auf dem 2631 m hohen Vulkan beeindruckt mich dann der Blick in den Krater. Ein grosses Loch! Wow! Ich stand noch nie auf einem Vulkan. Das Massiv des Piton de la Fournaise nimmt etwa 1/3 der Inselflächen ein und ist ein aktiver Vulkan, der hie und da ausbricht – zuletzt im 2007. Heute ist es ruhig, kein Blubbern, kein Grollen … nur die vielen herumfliegenden Helikopter stören den Frieden. Die Aussicht auf die Lavaströme und aufs Meer ist wunderschön. Die Sicht klar und die Farben grandios. Zwei aus der zweiten Gruppe haben den Kraterrand zusammen mit uns erreicht. Die drei übrigen Mitschülerinnen kommen völlig ausser Atem eine Stunde später an. Sie haben sich verlaufen! Wie ist das möglich? Je ne sais pas! Erstens sind sehr viele Wanderer unterwegs und zweitens sind alle 15 m die Steine weiss markiert. Leider ziehen nun Wolken auf und es wird neblig. Wir entscheiden uns abzusteigen, denn es könnte auch regnen und das würde den Abstieg nicht gerade erleichtern. Beim Parkplatz gibt es in einer kleinen Hütte einen Kiosk. Ich freue mich auf die angepriesene Glace, doch leider sind die ausgegangen. Schade! Ich begnüge mich dann mit einem kühlen und erfrischenden Getränk.

Wir entscheiden uns zu Dritt schon mal herunterzufahren und an den Strand zu gehen, denn es könnte noch etwas dauern, bis die zweite Gruppe ihre Wanderung beendet hat. Diesmal gehen wir an den Strand L’Ermitage-les-Bain. Der Strand ist von einem breiten kleinen Wald gesäumt, wo sich hunderte Einheimische bei ihrem Wochenendsport erfreuen: Pick-Nicken! Auch hier gibt es ein vorgelagertes Riff und wir geniessen das abkühlende Bad, bevor wir uns beim mobilen Eisverkäufer eine Glace gönnen.

 

Foodfestival – Sonntag, 21. Mai 2023

Ich habe heute ausgeschlafen – habe ich mir verdient. 😊 Geniesse die Stunden am Pool und am Abend geht es nach Saint-Leu, wo jeweils sonntags ein kleines Foodfestival mit Ständen und Live-Musik stattfindet. Bei der zweiten Musikbühne bleiben wir hängen. Eine Band singt teils auf Französisch übersetzte Hits und bringt so richtig Stimmung! Um 23.00 Uhr ab ins Bett, morgen ist wieder früh Tagwache.

 

Passstrasse mit 400 Kurven – Montag, 22. Mai 2023

Heute hat unsere Klasse keine Schule. Deshalb haben Jasmin und ich uns entschieden die Wanderung «La Chapelle» unter die Füsse zu nehmen. Die Anfahrt ist abenteuerlich. Die Passstrasse ist mit 400 Kurven gesegnet und teilweise nur so breit wie ein Auto und ein paar dunkle Tunnels machen die Strecke noch spannender. Die ideale Rennstrecke für Jasmin, der es sichtlich Freude macht und der Schalthebel kommt dauern zum Einsatz. Einmal begegnet uns der Linienbus. Wir müssen zurückfahren und auch die Autos vor und hinter uns quetschen sich an den Strassenrand, damit der Bus passieren kann.

Die Wanderung beginnt etwas ausserhalb des kleinen Bergdorfes Cilaos. Um den Talboden zu erreichen, laufen wir durch die üppige Natur, die Schatten spendet, entlang eines Bachlaufes, über unzählige Treppenstufen. Auf dem Talgrund müssen wir mehrmals den Fluss überqueren, dazu müssen wir die Schuhe ausziehen. Zum Glück habe ich meine Wandersandalen dabei, denn mit meinen Bürofüsschen auf den Steinen zu laufen fällt mir sehr schwer. Am Ende müssen wir noch über grössere und kleinere Felsen klettern, um zum Eingang der Grotte La Chapelle zu gelangen. Den tosenden Wasserfall hören wir zwar, aber um ihn zu sehen, müssten wir durch den Fluss schwimmen. Nach den obligaten Fotos ruhen wir uns auf einem Felsen nahe dem Wasser aus und geniessen unser Picknick, bevor wir dann den Aufstieg wieder unter die Füsse nehmen. Ich bin so froh, dass ich Jasmin kennen gelernt haben. Wir haben ähnliche Ansichten, führen gute Gespräche und wandern gerne zügig. Danke Jasmin!

 

Schildkröten-Auffangstation – Dienstag, 23. Mai 2023

Ab 08.30 Uhr heisst es für vier Stunden wieder die Schulbank drücken. Ab dieser Woche sind wir nur noch zu viert in der Klasse. Myrte aus Holland ist der Tollpatsch der Schule. Zu den vielen Geschichten gesellt sich eine weitere: Sie hat am Sonntag bemerkt, dass ihr Flug nun doch nicht am Donnerstag, sondern erst am Freitag geht. Deshalb musste sie auch den Flixbus umbuchen, den sie eigentlich auf Freitag gebucht hat.

Am Nachmittag begeben sich Jasmin und ich in die naheliegende Schildkröten-Auffangstation. Der Eintrittspreis ist EUR 8.-, dafür kriegt man einen Einblick in die Schildkrötenwelt, die von Plastik und Unfällen geprägt ist. Über 60 % der aufgrund eines medizinischen Problems eingefangenen Schildkröten haben Plastik im Magen. Das macht einem schon nachdenklich. Es gibt verschiedene Becken, wo sich die Schildkröten erholen können und dann wieder in die Freiheit entlassen werden.


Hauptstadt Saint Denis – Mittwoch, 24. Mai 2023

Mit Jasmin mache ich mich am Nachmittag nach der Schule auf in die Hauptstadt Saint Denis. Clemence, unsere Lehrerin, hat uns noch ein paar Tipps mitgegeben. Wir parken gleich beim grossen Markt, doch zuerst essen wir zum Mittagessen ein paar feine Frühlingsrollen. Im überdachten Markt decken wir uns mit Souvenirs ein und schlendern danach der Fussgängerzone entlang, wo sich ein Schuhladen an den anderen reiht … ein Traum! 😉 Im kleinen Markt bestaunen wir die Gemüse- und Früchteauswahl. Den neu erstanden Handgepäckkoffer von Jasmin (die Einkäufe müsse ja noch irgendwie nach Hause gebracht werden) bringen wir zurück ins Auto, bevor es in Richtung Kathedrale geht. Diese ist aufgrund der Renovation eingerüstet und die Innendekoration überzeugt mich nicht sehr. Rund um die Kathedrale finden wir ein paar Openair-Restaurants. Wir setzen uns ins eine, um den Tag mit einem Drink zu begiessen und in ein anderes, um diesen mit einem wunderbaren Essen (Lachs-Tartar) abzuschliessen.


Unsere Stammbeiz – Donnerstag, 25. Mai 2023

In der Schule erzählt uns die niederländische Myrte von einem weiteren Tollpatsch-Erlebnis. Gestern Abend hat sie bei der Bushaltestelle ihren Laptop sowie Reisepass vergessen. Melis, unsere Klassenkameradin, fuhr dann mit dem Auto zur Bushaltestelle und fand glücklicherweise alles unversehens vor.

Nach der Schule laufen Jan, Jasmin und ich in die Stadt (25 Minuten), wo wir uns in unserer Stammbeiz direkt am Meer verpflegen. Das Restaurant befindet sich in einem halb offenen Bretterverschlag, Fenster gibt es keine. Der Ausblick aufs Meer ist grandios. Bestellt wird am Tresen, gegessen an Plastik-Tischen. Das bodenständige Essen ist immer fein und frisch. Heute ist ein etwas trüber Tag und es regnet immer mal wieder. Die Regenzeit sollte eigentlich seit April vorbei sein, doch in der Nacht schüttet es oft was das Zeugs hält. Das Insel-Klima ist geprägt von Mikroklimas. In den Bergen hängen die Wolken spätestens ab Mittag tief und es nieselt, während an der Küste die Sonne scheint. In der “La Magie de Glaces“ gönnen wir uns ein Crêpes.

 

Wandern auf den Wegen der Sklaven – Freitag, 26. Mai 2023

Heute verlassen uns wiederum drei Schülerinnen, u.a. Myrte aus meiner Klasse. Deshalb wird noch ein Abschlussspiel mit der gesamten Schule gespielt und danach noch das obligate Gruppenfoto geknipst.

Ich gehe danach kurz nach Hause, um etwas Kleines zu essen und meine Wandersachen zu montieren, denn Jasmin und ich gehen oberhalb von Saint-Paul auf eine kleine Wanderung (3 Stunden). Der Weg führt zuerst entlang der Strasse, wo wir auf badende Kinder im kleinen Bach treffen. Danach steil eine über 300 Jahre alte Strasse hoch, die damals von Sklaven gebaut wurde. Von hier haben wir, trotz den schwarzen tiefhängenden Wolken, eine schöne Aussicht nach Saint-Paul. Wir kommen noch bei einem kleinen Hindu-Tempel vorbei, der mit Blumen reich geschmückt ist. Wie ich später erfahre, beginnt heute das jährliche Hindu-Fest. Nach fast drei Stunden erreichen wir wieder das Auto. Wir kehren in einem kreolischen Restaurant noch kurz für ein Erfrischungsgetränk ein. Danach ab nach Hause, Sabine möchte mit Isabel und mir heute Abend noch auswärts essen gehen.

Das Restaurant La Cabane liegt im Zentrum von Saint-Paul, ist ein einfaches aber feines Restaurant. Sabine ist Stammkundin hier und wir wählen unser Menü von einer Tafel aus. Ich entscheide mich für Fisch und Kartoffeln. Wir unterhalten uns den ganzen Abend (natürlich auf Französisch) und geniessen eine lockere Atmosphäre. Isabel und ich ziehen danach noch weiter. Wir haben noch mit ein paar Schülerinnen in Saint-Gilles zu einem Schlummertrunk abgemacht.

 

Wandern im Eden Garten – Samstag, 27. Mai 2023

Heute ist wieder ein Wandertag. Jasmin und ich fahren etwa eine Stunde auf die andere Seite der Insel. Von der Autobahn aus schlängelt sich die Strasse in den Hügeln, mitten durch hohe Zuckerrohr-Felder. Die letzten paar hundert Meter sind durch tiefe Schlaglöcher, die der Regen ausgewaschen hat, übersät. Wir sind die einzigen auf dem Parkplatz. Okay, mein Wanderapp Komoot einschalten und los geht es in den Jardin d’Eden. Der Himmel ist von tiefen dunklen Regenwolken dominiert, die Temperatur ideal zum Wandern. Zwischendurch setzt sich die Sonne durch und die tropische dichtbewachsene Landschaft leuchtet hellgrün und mystisch. Mir ist klar, weshalb die Region «Garten Eden» genannt wird. Der Weg ist ziemlich nass und teilweise rutschig, so dass wir konzentriert laufen müssen. Die erste Hälfte der Wanderung geht stetig bergab und die Wolken umhüllen uns, so dass die schöne Aussicht auf den Ozean verwehrt bleibt. Die Vegetation ist auf dieser Seite der Insel (Ost) ganz anders als die karge Landschaft im Süden oder im Westen. Wir laufen entlang von Farn-Feldern und kleinen Palmen. Zudem säumen viele Guyave-Sträucher den Weg – die feinen süssen roten Früchte können wir direkt ab Strauch pflücken und als Snack essen. Der Weg wird immer matschiger und bei der Hälfte der Wanderung beginnt es auch noch zu regnen. Als Tiefpunkt «verlaufen» wir uns auch noch, denn wir haben eine Abbiegung verpasst, also müssen wir 15 Minuten zurücklaufen, um den korrekten und etwas versteckten Weg zu finden. Wegweiser gibt es hier nicht. Einen Regenschutz habe ich nicht, also bin ich ziemlich rasch nass, aber da die Temperaturen weiterhin angenehm sind, macht es mir nicht viel aus. Zurück beim Auto begutachten wir unsere dreckigen Beine und Schuhe … hui, das war eine kleine Schlammschlacht.

Im Auto trocknen unsere Kleider rasch, so dass wir beschliessen noch einen kleinen Abstecher zu einem Wasserfall zu machen. Unterwegs versperrt uns aber noch ein kleines dunkles Chamäleon den Weg. Jööhh, sehr herzig. Ist schwierig es auf dem dunklen Beton zu erkennen, aber das ist ja genau der Sinn der Sache, dass das Chamäleon nicht entdeckt wird. Es gibt übrigens nur eine Art von Chamäleon auf der Insel, d.h. der Verwandlungskünstler in grün, schwarz und rot ist immer dasselbe Tier.

Der Cascade Niagara bei Saint Suzanne wird seinem Namensvetter in Nordamerika alles andere als gerecht, trotzdem ist er imposant.

Über die Hauptstadt Saint-Denis fahren wir um den Mittag zurück nach Saint-Paul, wo uns blauer Himmel und Sonne begrüsst. Nach einer warmen Dusche geniesse ich ein paar Stunden am schönen Pool von Sabine – was für ein Leben! Etwas später geht es mit Jasmin noch an den Boucan Canot-Strand, wo ich den halben Nachmittag an der warmen Sonne verschlafe.

 

Relaxen – Sonntag, 28. Mai 2023

Einfach mal relaxen am Pool und zwischendurch an meinem Blog schreiben.

 

Grand Bénare - fantastische, aber anstrengende Wanderung – Montag, 29. Mai 2023

Da heute Pfingstmontag ist, haben wir Schulfrei und Jasmin und ich gehen auf eine weitere Wanderung. Der Grand Bénare steht auf dem Programm und damit wir den Sonnenaufgang sehen, heisst es bereits um 05.15 Uhr Abfahrt! Die Anfahrt dauert gemäss Google 56 Minuten, doch mit Jasmins Fahrstil schaffen wir es in unter 50 Minuten 😊. Der Parkplatz füllt sich rasch – wir sind also nicht die einzigen Frühaufsteher. Der Ausblick auf den Talkessel Mafat ist atemberaubend. 1000m unter uns das Tal mit seinen kleinen Dörfern. Es ist zwar schon ziemlich hell, doch die Sonne versteckt sich noch hinter dem höchsten Berg der Insel – dem über 3000m hohen Piton de Neiges. Wir laufen zügig los in Richtung unserem Tagesziel, denn die Wanderzeit ist mit 6.43 in meinem gescheiten WanderApp Komoot angegeben. Der Weg ist steinig und uneben, so dass höchste Konzentration gefordert ist, um nicht in den Mafate-Talkessels zu stürzen … naja, so nah entlang der Talkante verläuft der Weg schon nicht, aber stürzen und mich an den scharfkantigen Steinen verletzten möchte ich mich trotzdem nicht. Die Landschaft ist eher karg und trocken, dadurch ist auch die 360°-Aussicht nicht durch Wälder versperrt. Höhenmeter um Höhenmeter laufen wir durch die schmalen und verwinkelten Wege. Nicht immer erkennbar, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind. Doch weit abkommen können wir nicht, solange wir die Talkante immer auf unserer linken Seite haben. Die Wanderung ist anstrengend, viele hohen Stufen und Steine sind zu überwinden und es zieht sich bis auf den 2800 hoch gelegenen Gipfel. Oben angekommen bin ich schon ziemlich geschafft. Die knapp 800 Höhenmeter und die 8.4 km haben wir in rekordverdächtigen 2 ½ Stunden geschafft. Die fitte Lokomotive Jasmin hat mich «gestossen und gezogen» und meinen Ehrgeiz angestachelt. Der Ausblick ist atemberaubend. Wir sehen nun nicht nur in den Talkessel von Mafat sondern auch ins tiefe Tal von Cilaos. Man kann sich hier richtig vorstellen, wie vor tausenden von Jahren ein Vulkan ausgebrochen ist und die Insel in tiefe Täler zerfurcht hat. Im kalten Wind kühlen wir rasch aus und machen uns wieder auf den Rückweg. Die ersten 1/3 des Rückweges legen wir auf demselben Weg zurück. Danach bewegen wir uns bei einer Vergabelung weg von der Kante. Wir machen noch einen kurzen Abstecher zu den Grotten de la Glacière. In dieser Grotte bildete sich früher während dem Winter Eis, das geerntet wurde und in tiefen Schächten gelagert wurde. Im 19. Jahrhundert mussten Sklaven bis zu 25 kg schwere Eisblöcke über eine Strecke von bis zu 60 km an die Küste hinuntertragen, damit die edle Gesellschaft während dem heissen Sommer ein kühles Sorbet geniessen konnte. Was für ein Wahn- und Irrsinn! Endlich, nach 4 Stunden 47 Minuten erreichen wir wieder den Parkplatz. Ich bin nudelfertig! Phuuu, eine superschöne Wanderung, aber SEHR anstrengend. Auf der Rückfahrt bin ich wortkarg, weil müde. Den Nachmittag verbringe ich auf dem Liegestuhl und bewege mich keinen Meter mehr.

 

Lava-Höhle – Dienstag, 30. Mai 2023

Nun sind wir mit Jasmin und Melis nur noch zu Dritt in der Klasse. Wir können also so richtig vom Unterricht profitieren und führen viele spannenden und auch sehr persönliche (Frauen-)Diskussionen. An diesem Vormittag ist Melis ziemlich niedergeschlagen. Sie kann es nicht glauben, dass Erdogan im 2. Wahlgang die Wiederwahl zum Präsidenten der Türkei geschafft hat.

Vor ein paar Tagen hat Jan in unseren Schüler-Gruppen-Chat gefragt, wer auf eine Lava-Tunnel-Tour kommen möchte. Das hört sich nach Abenteuer an und habe deshalb sofort zugesagt. Zusammen mit weiteren vier Schülerinnen fahren wir ins nahe Saint-Gilles, wo wir auf unseren Höhlen-Führer treffen. Helm, Klettergestältli und wasserdichte Rucksäcke liegen bereit. Hui, das wird ja lustig. Nach einigen Instruktionen, die er uns in einem langsamen und einfachen Französisch überbringt, laufen wir ein paar Dutzend Treppen bis zu einem Weiher hinunter, von wo man den Höhleneingang etwa fünf Meter ab Boden sehen kann. Der Führer bereitet alles vor und klettert ungesichert zum Höhleneingang, wo er dann alles für den abgesicherten Kletter-Part vorbereitet. Eine Person nach der anderen klettert hoch und wir sichern uns oben mit einem Karabiner an einem Querseil, bevor wir in die Höhle steigen. Die ersten 50 m der Höhle werden von Spatzen bevölkert, die ihre Nester an die Höhlendecke gebaut haben. Während wir mucksmäuschenstill hineinlaufen, flitzen die Mini-Vögelchen links und rechts an uns vorbei. Eines schafft es nicht ganz um uns herum und kollidiert mit meinem Helm. Ich glaube, wir beide sind gleich stark erschrocken – wobei das Vögelchen sich ev. eine kleine Hirnerschütterung zugezogen hat und ich nicht! Nach den Nestern können wir wieder normal sprechen und der Führer teilt mit uns wissenswertes über die Lavahöhle. Die Höhle ist über 300'000 Jahre alt und aufgrund eines Vulkan-Ausbruches entstanden. Die glühend heisse Lava hat sich Richtung Meer bewegt und die äussere Schicht ist rascher abgekühlt als die innere und dadurch ist ein Tunnel entstanden ist. Teilweise müssen wir auf allen vieren gehen, doch meistens können wir aufrecht gehen. Jedoch müssen wir uns immer gut konzentrieren, denn die Höhle ist uneben und aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit ist der Untergrund ziemlich glatt. Ganz hinten angekommen stehen wir in einer grossen Höhle, wo wir unser Erinnerungsfoto schiessen. Wir setzen uns für eine kurze Tee-Pause und der Führer fordert uns auf die Helmlampen auszuschalten. Er wird uns ein Witz erzählen, er ist aber nicht sicher, ob wir ihn aufgrund unserer limitierten Französisch-Kenntnisse verstehen. Wir haben den Witz natürlich nicht verstanden und er versucht uns dann die Pointe zu vermitteln. Ahh, jetzt ist alles klar. Witz: Vor was hat eine schlafende Fledermaus am meisten Schiss? Vor Durchfall! Alles klar? Kleiner Tipp, die Fledermaus schläft kopfüber…. 😊

Auf dem Rückweg aus der Höhle rutscht Jasmin aus. Ohlalalala, ich sehe grad noch, wie sie zusammensackt und den Kopf an einem Stein aufschlägt. Ich vermute sofort, dass das nicht glimpflich abgelaufen ist und nehme Augenkontakt mit dem Führer auf, der sofort reagiert und zu Jasmin eilt. Sie hält den Kopf und aus einer Platzwunde bei der Augenbraue fliesst Blut. Die Wange ist aufgeschürft. Mit einem Taschentuch tupft er die Wunde ab und nimmt seine 1.-Hilfe-Box hervor. Er spricht beruhigend auf Jasmin ein und versorgt die Wunde mit einem Pflaster. Wir sind froh, dass nicht mehr passiert ist, aber klar ist, dass sie die Wunde noch einem Arzt zeigen muss. Der Führer begleitet nun Jasmin bis zum Höhlenausgang und wir lassen uns dort einen nach dem anderen abseilen. Beim Auto geben wir das Material ab und der Führer ruft bei einer Notfall-Arztpraxis an, um den Termin vorzubereiten. Ich übernehme dann die Fahrt mit dem Auto von Jasmin und zusammen mit Isabel fahren wir zurück nach Saint-Paul in die Praxis. Nach der Anmeldung findet unmittelbar die erste Untersuchung statt, wo Jasmin mit Fragen durchlöchert wurde, bevor sie dann im Wartezimmer platz nehmen darf. Kaum abgesessen, kommt ein Arzt und fragt nach «Tschasmin» und schaut sich nach einem Mann um. Ah, Jasmin schreibt sich am Schluss ohne «e» und das ist dann wohl ein Männername im französischen. Jasmins Wunde wird mit zwei Stichen versorgt und wir fahren sie nach Hause, wo sie sich hoffentlich von ihren Kopfschmerzen etwas erholen kann.

Es ist bereits Dunkel (um 18.30 Uhr) als Isabel und ich nach Hause kommen. Ich merke gleich, dass Sabine nicht gut drauf ist. Beim Abendessen erzählt sie uns dann nach und nach, was sie heute erlebt hat. Aus Rücksicht auf ihre Privatsphäre erzähle ich hier nicht, was vorgefallen ist, nur so viel: an diesem Tag ist so viel vorgefallen, was andere nicht in einem Jahr oder in einem ganzen Leben erleben. Ich hoffe, dass sie diese schwierige Zeit bald hinter sich lassen kann.

 

Vanillerie – Mittwoch, 31. Mai 2023

Jan hat einen Ausflug für alle Schüler/innen organisiert – heute geht es nach der Schule auf die andere Seite der Insel in die Coopérative de Vanille, einer Vanillerie, wo wir in einem begleiteten Rundgang erfahren, wie Vanille-Schoten hergestellt werden. Das schwarze Gold, wie Vanille auch genannt wird, ist eine Frucht einer Orchideen-Art (wer hätte das gedacht?). Die Vanilleblüten öffnen sich nur ein einziges Mal während weniger Stunden. Dieses knappe Zeitfenster für die Handbestäubung (!) dürfen die Vanillebauern nicht verpassen, denn sonst fällt die Blüte ab, ohne dass sich eine Frucht bildet. Gelingt die Bestäubung, so reifen während 5 bis 8 Monaten grüne, 12 bis 25 Zentimeter lange „Vanilleschoten“ heran. Bei der Ernte sind die Früchte geruch- und geschmacklos. Erst nach einem langwierigen ca. 6-monatigen Prozess, wo die Schoten ins Wasser getaucht werden, schwitzen und in der Sonne trocknen, entwickeln sie ihren typischen süssen Geschmack und können für Kuchen, Creme, Schokolade, Parfüm usw. verarbeitet werden.

Nachdem wir uns im Shop mit den verschiedenen Vanille-Souvenirs eingedeckt haben, fahren wir alle zum Fluss Rivière des Roches. Ennet einer alten Metall-Brücke ist der Weg hinunter ins Bassin gesperrt. Wir müssten über einen Zaun steigen um zum Wasserfall zu gelangen, was ich nicht so prickelnd finde. Jan, Isabel und ich entscheiden uns dem Fluss entlang zu laufen um zu einem anderen Wasserbecken zu gelangen, während die andern hier bleiben. Nach einer einfachen ca. 45 Minuten Wanderung entlang von Zuckerrohr-Feldern und dem Fluss erreichen wir unser Ziel – ein Flussbecken, wo wir uns im frischen Wasser abkühlen. Wir schwimmen bis zu einem Felsen, von wo wir gleich beide Wasserfälle sehen. Zurück am Ufer spielen wir noch ein wenig Uno, bevor es vor dem Eindunkeln zurück zu den Autos geht, wo uns die übrigen Schülerinnen bereits erwarten.


Jan hat in einem typisch kreolischen Restaurant einen grossen Tisch reserviert. Wir sind noch etwas zu früh, das Restaurant ist noch nicht offen und niemand ist aufzufinden, der uns sagen kann, wann wir hineindürfen. Irgendwann kommt eine ältere Frau und lässt uns in die gute alte Stube. Auf den Tischen stehen etwa 10 Flaschen mit Früchte-Rum-Punsch mit ordentlichem «Schuss». Wir sind uns nicht so ganz im Klaren wie das Konzept des Restaurants funktioniert. Anscheinend gibt es ein Menü und schon werden die Vor- und Hauptspeisen in grossen Schüsseln aufgetischt, woraus sich alle bedienen können. Eines der Gerichte ist der landestypische Chouchou-Gratin, ein Gemüse, das der Kürbis-Familie angehört. Nicht gerade mein Leibgericht. Nach den reichhaltigen und vor allem supersüssen Desserts sind wir alle gespannt auf die Rechnung und schliessen Wetten ab, wer am Besten den Preis erraten kann. Wir sind positiv überrascht – das Menü kostet pro Person etwas mehr als CHF 20.- inkl. Rum à Diskretion! Selbstverständlich laden wir Jan zum Abendessen ein, da er alles super organisiert hat. Die gut einstündige Rückreise nehmen wir müde, aber um eine weitere Erfahrung reicher, in Angriff.



Rum, Rum, Rum – Donnerstag, 1. Juni 2023

Heute ist mein letzter Tag mit allen Schülern, denn aufgrund der kleinen Klassengrössen haben einige nur drei Tage pro Woche Schule und deshalb am Freitag frei. Das traditionelle Foto im Garten darf deshalb natürlich nicht fehlen.

Jasmin und ich machen uns nach der Schule auf in den Süden zum Wasserfall Cascade de Grand Galet in der Nähe von Saint-Joseph. Eine ziemlich lange Anreise (über eine Stunde), aber wir haben beide Bilder gesehen und es muss fantastisch sein. Leider spielt das Wetter heute nicht so richtig mit und es regnet immer wieder. Die letzten Kilometer sind hypersteil und das kleine Chruzli von Jasmin braucht im 1. Gang alle Kraft, um die rutschige Strasse zu schaffen. Der Wasserfall besteht aus mehreren nebeneinander liegenden Wasserfällen und ist aufgrund des Regens besonders imposant. Ein weiterer Wasserfall auf der langen Liste der Wasserfälle abgehakt.

Danach fahren wir zurück und machen einen Stopp in Saint-Gilles am Strand, denn die Sonne zeigt sich wieder und die Temperaturen sind ideal um den Nachmittag an der warmen Sonne am Strand zu verbringen. Leider ist aufgrund der rauen See das Hai-Netz nicht installiert, so dass wir nur in den Naturpools baden können. Wir geniessen den wunderbaren Sonnenuntergang, der den Himmel in orange und hellblau verfärbt.

Sabine hat uns ein feines Abendessen gekocht und Isabel und ich erzählen ihr von unserem gestrigen Ausflug. Dabei kommen natürlich auch die Rum-Flaschen zur Sprache und Sabine meinte, dass sie auch einigen Rum an Lager habe. Isabel: Ah ja? Davon durften wir aber noch nicht probieren! Das Stichwort für Sabine und die Flaschen stehen schon auf dem Tisch. Sie mixt uns einen feinen Drink und wir drei Frauen verbringen einen heiteren Abend zusammen – und so gut habe ich in den ganzen drei Wochen noch nie Französisch gesprochen. 😊 Ich nutze auch gleich die Gelegenheit zu fragen, ob ich einige Sachen in meinem Zimmer lassen darf, während ich nächste Woche die Insel erkunde und somit das Zimmer bei Sabine nicht mehr gemietet habe. Die letzte Nacht vor meiner Abreise möchte ich zudem wieder hier übernachten. Sie meinte, das sei kein Problem, da eh keine neue Schülerin nach mir einzieht. Toll!

 

Romantisches Restaurant am Strand – Freitag, 2. Juni 2023

Hurra, die Schule ist aus! Nach der Diplom-Übergabe beginnen nun meine Ferien. 😊 Am Strand in St. Leu verbringen wir den Nachmittag und den Sonnenuntergang, bevor es entlang der Autobahn (die Küstenstrasse ist wieder einmal gesperrt) zurück nach Saint Paul geht, um mich für das Abendessen mit Jasmin und Jan schick zu machen. Jasmin kommt mich abholen und wir fahren entlang der Küste über unzählige Speedbumps (eine Spezialität von La Réunion) zum privaten Autovermieter von Jasmin. Denn ich übernehme ihr Auto (für weniger als CHF 20.- pro Tag), um mit dem Chruzli in meiner letzten Woche in La Réunion herumzufahren. Die Übergabe geht unkompliziert – er schaut sich nicht einmal das Auto an. Ich bezahle ihn in bar und er wird mir morgen noch den Vertrag per WhatsApp übermitteln. Nun geht es ins Restaurant Sauvage in Saint-Gilles, das mir Sabine empfohlen hat. Ein Strand-Restaurant mit wunderbarer Ambiente: Füsse im Sand, Lichterketten unter dem Sternen-Himmel und supernettes Personal. Was will man mehr! Wir werden vom Service-Personal ausgefragt, weshalb wir hier in La Réunion sind, denn die Hauptreise-Zeit ist vorbei und es tummeln sich nicht mehr viele Touristen auf der Insel. Als wir uns als Sprach-Schüler zu erkennen geben, gibt man sich sofort mühe langsam und deutlich zu sprechen, so dass wir ohne Probleme bestellen können. Was für ein toller Abend mit tollen Gesprächspartnern. Danke Jasmin und Jan!

 

Dies & Das erledigen – Samstag, 2. Juni 2023

An meinem letzten Tag in Saint-Paul möchte ich noch allerhand erledigen. Zuerst gehe ich auf den Markt, wo ich u.a. Blumen für Sabine für den morgigen Muttertag kaufen möchte, die Isabel und ich ihr schenken und ihr damit ein Zeichen geben, dass wir an sie denken und für sie da sind. Am Nachmittag hänge ich am Pool und warte auf ein Zeichen vom Autovermieter betreffend dem Mietvertrag, den er mir per WhatsApp zwar geschickt hat, den ich aber noch unterzeichnen muss. Leider höre ich nichts von ihm, so dass ich nachfrage, wann ich den Vertrag bei ihm vor Ort unterzeichnen kann. Er meint, dass er keinen Drucker hat. Hmmm, ich auch nicht. Wie hat er das bloss mit den früheren Mietern gemacht. Schlussendlich kommen wir drauf, dass diese jeweils auf einem Screen-Shot unterzeichnet haben. Aha, das kann ich ja auch und so konnte dieser Punkt auf meiner To-Do-Liste erledigt werden.

Ich gehe noch ins Shoppingcenter, wo mein Einkauf etwas länger dauert, da ich die Salatsauce suchen muss. Ich fand keinen einzigen Mitarbeitenden zwischen den Gestellen und der Fisch-Verkäufer konnte mir auch nicht sagen, wo sich die Flaschen verstecken. Ich wollte für meine letzte Woche einen Teigwarensalat machen, damit ich meine Lust auf Teigwaren etwas stillen kann. Ich habe in den letzten Wochen hauptsächlich von Reis und Kartoffeln gelebt. Zudem habe ich für das letzte gemeinsame Abendessen einen Rotwein gekauft. Zur Feier des Tages holt Madame wieder ihren Rum aus der Kommode und serviert und einen Punch als Apéro. Die Stimmung ist gut und wir haben einen lustigen Abend zusammen, während dem Madame ihre Sorgen hoffentlich auch etwas vergessen konnte.

 

Hell-Bourg – Sonntag, 4. Juni 2023

Heute ziehe ich los – Ziel ist es innert fünf Tagen im Uhrzeigersinn rund um die Insel zu reisen. Die ersten paar Tage gespickt mit Wanderungen und Sehenswürdigkeiten und die beiden letzten Tage relaxen in einem schönen Hotel. Da die Strecken zwischen den verschiedenen Destinationen sehr kurz sind, kann ich es gemütlich angehen. Vor der Abfahrt präpariere ich noch meinen Teigwaren-Salat. Um 11.00 Uhr fahre ich via Saint-Denis, Sainte-Marie und Saint-André hoch in die Berge nach Salazie und schlussendlich nach Hell-Bourg. Das letzte Stück der Fahrt ist gesäumt von dichter Vegetation, teilweise sieht es aus wie ein Teppich.

Nach zwei Stunden bin ich am Ziel angekommen. Es hat ziemlich viele Leute auf der Strasse, die Restaurants sind voll und ich brauche eine zweite Runde, um einen Parkplatz zu finden. Heute ist Muttertag! Beim ersten Hotel meiner Auswahl ist kein Zimmer mehr frei, also gehe ich zum zweiten Hotel. Hier ist jedoch die Rezeption erst ab15.00 Uhr wieder besetzt. Also entscheide ich die Zeit für eine kleine Wanderung zu nutzen. Diese führt mich zum alten Thermalbad, das anno 1852 eingeweiht wurde und bereits zwei Jahre später den Betrieb aufgrund versiegender Quelle aufgeben musste. Die Ruinen sind noch gut sichtbar, der Wanderweg eher weniger, so dass ich zwei Anläufe nehmen musste und nur dank dem App Komoot den richtigen Weg finde. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch und auf dem steilen Weg zum Wasserfall schwitze ich ziemlich stark. Die Wanderung ist anstrengender als ich angenommen habe und ich begegne bis zum Wasserfall keiner Menschenseele. Beim Wasserfall gönne ich mir meine erste Portion des Hörnli-Salates. Mhhh, ist der fein!

Zurück im Dorf versuche ich es ein zweites Mal beim angesteuerten Hotel und siehe da, es ist jemand zu Hause. Für EUR 66.50 erhalte ich ein grosses und sauberes Null-Ambiente-Zimmer. Ich geniesse die Dusche und gehe zurück ins Dorf, wo ich entlang der Hauptstrasse schlendere und die alten verzierten kreolischen Häuser bewundere.

Da Hell-Bourg auf einer Höhe von 900 müM liegt, ist es merklich kühler und ich verkrieche mich bald unter die warme Decke im Hotelzimmer.

 

Wanderung zu den grossen Wasserfällen – Montag, 5. Juni 2023

Um 06.00 Uhr ist bereits Tagwache. Der Vollmond am klaren Himmel ist noch sichtbar, bevor er dann innert Minuten hinter dem Bergkamm verschwindet. Meinen kleinen Flitzer muss ich noch umparken. Das Dorf schläft noch - es wird langsam hell. Um 06.30 Uhr beginne ich meine Wanderung zum Trou de Fer. Laut dem App Komoot sind es 5 Stunden und 39 Minuten, 16.9 km und 750 Höhendifferenz – sprich rauf 750 m und dann auch alles wieder runter. Ausserhalb des Dorfes beginnt der Wanderweg. Er führt langsam aber stetig die Höhenmeter hoch. Zuerst noch an riesigen Bambussen vorbei, dann an überwachsenen Hängen entlang. Es sieht aus, als hätte man mit einem Pinsel die Hänge mit sattgrünen Farben übermalen. Ich konnte jedoch den landschaftlichen Bildern nicht wirklich frönen. Trotz früher Morgenstunde ist es bereits um die 18° und die Luftfeuchtigkeit hoch. Ich schwitze! Der Weg ist teils mit Steinen übersät, so dass man sich gut konzentrieren muss, um nicht den steilen Abhang hinunterzupurzeln. Manchmal muss man auch Treppenstufen und Unebenheiten überwinden. Nach 1 ½ Stunden schweisstreibendem Hochlaufen erreiche ich endlich den höchsten Punkt (1530 müM) – gleich bei der Hütte Bélouve, wo man auch übernachten kann (ähnlich einer SAC-Hütte). Hier treffe ich erstmals auf andere Wanderer. Ein kurzer Zwischenhalt ist angesagt, um mich mit einer Banane und Wasser zu stärken. Danach führt der Weg durch sumpfiges Gelände. Da es in den letzten Tagen häufig geregnet hat, ist der Weg völlig durchnässt und matschig. Ich muss also aufpassen, dass ich nicht ausrutsche, jedoch sind die Steine nicht so glatt, wie ich erwartet habe. Oftmals führt der Weg auch über Holzstege und Treppen, die mit feinem Maschendrahtzaun bestückt sind, damit diese rutschsicher sind. Der Weg ist mehr oder weniger flach und teilweise fast wie ein Spazierroute. Ich habe diesmal Zeit um die Tamarindenbäume, die grossen Farne und die Palmen zu bestaunen. Als Lohn dann auf halber Strecke der Trou de Fer, eine etwa 250 Meter tiefe, kesselartige Schlucht. An den Wänden entlang stürzen sechs verschiedene Wasserfälle in die Tiefe. Der Anblick ist grandios und die Mühe hat sich gelohnt. Hier geniesse ich meine zweite Portion meines Teigwarensalates. Der Himmel bedeckt sich und es beginnt zu nieseln. Ich packe meine sieben Sachen wieder zusammen und nehme den Rückweg unter die Füsse, der mit einer Ausnahme von ca. 2 km über dieselbe Strecke zurück führt. Nun begegnen mir viele Wanderer. Ob die jedoch den Wasserfall noch sehen können, bezweifle ich. Die Wolken hängen tief und es regnet teilweise ziemlich stark. Nach fast 5 ¼ Stunden bin ich wieder in Hell-Bourg angekommen – ziemlich fix und fertig, bin aber stolz, dass ich diese Wanderung gemacht habe … ganz alleine. Ich geniesse noch eine einheimische Limonade, bevor ich ins Auto steige und die kurvenreiche Strasse bis auf Meereshöhe hinunterfahre.

Dauerregen ist angesagt, was mich echt erstaunt, da die Regenzeit eigentlich seit mindestens einem Monat vorbei sein sollte. Ich fahre ins verschlafene Saint-Rose (in La Réunion gibt es viele «heilige» Orte), wo ich eine einfache, aber saubere Unterkunft gebucht habe. Wow, auf diese Dusche habe ich mich so was von gefreut. Der nette junge Mann führt mich im kleinen Hotel herum und zeigt mir die Gemeinschaftsräume inkl. Küche. Ich fahre noch kurz durchs Dorf und dann zum Meer. Ausser einem Hafen kann ich aber nichts weiter Spannendes entdecken. Beim kleinen Foodladen mache ich einen Zwischenhalt, um eine Dose Thon und Salatsauce zu kaufen. Im Hotel pimpe ich meinen vom Mittagessen übriggebliebenen Teigwarensalat mit dem Thon auf und freue mich auf die dritte Portion innert zwei Tagen. Damit ist meine Lust nach Teigwaren vorerst gestillt. Ich Netflixe noch ein bisschen und schlafe dann todmüde ein.

 

Ein verrückter Tag – Dienstag, 6. Juni 2023

Am Morgen gleich etwas Aufregung. Wo ist denn meine blöde Wasserflasche. Die hatte ich doch gestern noch beim Abendessen? Habe ich sie in der Küche vergessen. Nö, nix da! Ich lade das Gepäck ins Auto und frage die Putzfrau sowie den Besitzer, ob sie eine rosa-Flasche gesehen haben. Niet! Die kann doch nicht einfach verschwunden sein. Ich durchsuche das Auto und die beiden Rucksäcke, die ich im Zimmer hatte, noch einmal. Kann doch nicht wahr sein. Naja, kann man nichts machen – minus eine Flasche.

Auf der heutigen Fahrt durch den Süden der Insel stehen viele kleine Haltestopps auf dem Programm. Eine Kirche wurde wundersamerweise von der Lava verschont und hat die Kirche nur links und rechts umschlossen. Sieht ziemlich skurril aus und manche sehen darin ein Wunder.

Ich besuche auch die Wasserfälle von Anse, die entlang von einer grünen Wand scheinbar aus dem Nix heraustreten und das Wasser von einem kleinen klaren Bach aufgenommen wird, der dann im Meer mündet.

Wooow, was krabbelt denn hier auf dem Weg? Eine kleine Krabbe hat sich irgendwie verirrt. Immer wieder aufregend, wenn man auf der Insel einem Tier begegnet, was doch eher selten vorkommt. Der naheliegende Palmenwald, mit seinen hohen Kronen, sieht paradiesisch aus.

Danach fahre ich durch die Grand Brulée, das sind die versteinerten Lavaströme, die in den letzten Jahrzehnten über den Hang bis hinunter zum Meer geflossen und versteinert sind. Unterwegs halte ich zweimal bei einem Vanille-Shop, um den Bedarf für Freunde und Familie abzudecken. Beim Cap Méchante treffe ich auf einen wunderschönen Küstenabschnitt, wo die flüssige Lava vor Jahren direkt ins Meer floss und augenblicklich versteinerte. Ich begegne hier aber auch auf eine verrückte ältere kleine Frau, die mich ohne Begrüssung fragt, ob ich katholisch sei. Meine Antwort hat ihr dann überhaupt nicht gepasst und sie flippt aus, verflucht mich und schwafelt irgendwas vom Teufel. Ich laufe ihr davon, doch sie «verfolgt» mich. Ich mache ihr verbal klar, dass ich kein Französisch spreche und sage das auf Französisch … vielleicht nicht der Beste Weg, um vorzugaukeln, dass ich nichts verstehe. 😊 Ich erhöhe mein Lauf-Tempo, so dass sie aufgeben muss. Der kurze Walk zum Cap Jaune war spannend, da er durch Bananen-Bäume und einem «Tunnel» aus tiefem Gehölz führt. Die eigentliche Attraktion, die gelbe Klippenwand war dann weniger spannend.

Übrigens, im Verlaufe des Nachmittags finde ich meine Wasserflasche wieder. Kennt ihr das erstaunte Gefühl, wenn ein Zauberer aus dem nirgendwo eine Taube hervorzaubert? In etwa so ist es mir ergangen. Ich fasste in meinen Rucksack, den ich am morgen x-mal kontrolliert habe, und halte die Wasserflasche in der Hand. Sie «versteckte» sich in der Innentasche entlang dem Rücken. Verrückt … es ist ja nicht gerade eine kleine Flasche … kann ich mir nicht erklären … naja, muss ich auch nicht, sie ist wieder da! Bonjour Bouteille!

In Saint-Pierre (sag ich doch, dass hier alle Orte heilig sind!) checke ich mich in die kleine aber feine Unterkunft ein. Ein Zimmer mit geteiltem Badezimmer – alles ist blitzsauber. Via WLan buche ich noch kurz eine Delfin-Bootstour für morgen früh. Nach einer erfrischenden Dusche geht es ab ins Zentrum, wo ich etwas shoppe und mir ein Eis gönne. Überall entdecke ich – wie bereits auf der gesamten Insel – Graffiti-Kunst.

Zum Abendessen bleibe ich im Zentrum und gönne mit einem vielseitigen Salat im kleinen Theken-Restaurant «Berliner Stil» - deutsch kann aber von den Angestellten niemand (was ich auch nicht erwarte!).

 

Delfine! – Mittwoch, 7. Juni 2023

Im kleinen Hotel ist es noch still, als ich mich auf leisen Sohlen hinausschleiche um aufgrund der ringhörigen Wände Niemanden zu Wecken. Mein/e Zimmernachbar/in kam erst um 04.00 Uhr nach Hause und das weiss ich deshalb, weil ich den Schlüssel im Schloss gehört habe. Die Fahrt zum Bootshafen von Saint Gilles dauert nur gerade 45 Minuten und der Morgenverkehr läuft gegen meine Erwartung fliessend, denn Stau ist hier auf der Insel ein Hauptproblem. Zuviel Verkehr auf der einzigen Insel-Rundstrasse. Ich bin zu früh am Hafen. Speedy parke ich neben dem Trottoir – ist zwar kein offizielles Parkfeld, aber hier machen es alle so. Ich verdrücke noch meine letzte Banane – mein Frühstück. Bei der Ticket-Hütte versammeln sich schon ordentlich viele Leute … ich dachte eigentlich, dass weniger Touristen unterwegs sind. Auf dem ca. 20 m langen zweistöckigen Motorboot sichere ich mir einen Platz ganz vorne. Der zweistündige Ausflug startet fast pünktlich und der Captain führt uns aus dem kleinen Hafen aufs offene Meer. Der lustige Mann am Mikrophon unterhält die Passagiere mit spannenden Informationen und lustigen Anekdoten, die ich leider meist nicht verstehe. Ich konzentriere mich auf den Blick aufs Meer. Weit draussen versammeln sich zwei, drei Boote und als wir uns nähern, sehen wir bereits die ersten Delfine. Juhuuuuiii! Die Säugetiere sind immer in Gruppen unterwegs und tummeln sich am Vormittag in weniger tiefem Wasser, um sich von der nächtlichen Essens-Jagd zu erholen, indem sie etwas dösen, spielen und sich täglich «reproduzieren». Sie hätten also verstanden, was wichtig im Leben ist, meinte der Mann am Mikrofon. Wie recht er hat! Wir sehen zuerst die grössere der vor der Küste La Réunions auffindbaren Arten. Die sind ungefähr 3m gross und auffällig weiss am Bauch. Was für eine Freude, die Delfine in der Wildnis zu sehen, wie sie zusammen durch die Wellen gleiten, zwischendurch auftauchen und manchmal sogar in die Luft springen. Etwas später treffen wir auf eine Gruppe der kleineren Delfine. Diese sind nur gerade 1.5m gross und etwas dunkler als ihre Verwandten. Sie sehen aus wie Baby-Delfine. Einfach nur herzig. Am Schluss gesellen sich noch einmal die Delfine zu uns, schwimmen mit dem Boot mit und zeigen sich von ganz nah. Das glasklare und tiefblaue Wasser macht es einfach Fotos und Filme zu machen. Einfach wunderschön!

Auf dem Rückweg fahren wir noch in die Bucht von Saint-Paul um nachzusehen, ob sich vielleicht ein Wal in der Nähe befindet, denn die Rückkehr der Wale aus der Antarktis hat vor kurzem begonnen und es wurden bereits einige gesichtet. Leider ist uns heute das Glück in Bezug auf Wale nicht hold, aber auf der Fahrt zurück zum Hafen sehen wir noch eine grosse Schildkröte, die sich an der Wasseroberfläche sonnt. Auf dem Schiff wird noch Punch (Rum mit Fruchtsaft), Wasser und Gebäck serviert. Wasser und Gebäck lehne ich dankend ab, beim Punch kann ich nicht nein sagen. Zwar etwas früh für einen Apéro, aber schliesslich bin ich in den Ferien. Dabei komme ich mit einem Crew-Mitglied ins Gespräch und ich fragen ihn, ob er mir einen Veranstalter empfehlen kann, mit dem ich mit den Delfinen schwimmen kann. Denn draussen auf dem Meer waren zwei kleine Boote mit Schnorchler unterwegs, die ins Meer hüpften, sobald sich die Meeressäuger näherten. Das will ich unbedingt auch machen. Er meinte, ich solle gleich beim Hafen beim einen Veranstalter nachfragen, der praktisch täglich Angebote hat. Subito dahin und schon habe ich eine Reservation für Freitagmorgen.

Beim Hafen setze ich mich in ein Openair-Restaurant und gönnte mir ein Thon-Tartar – wow, ist das fein. Ich geniesse den Ausblick auf den Hafen, den Strand, das Meer, den wolkenlosen Himmel und atme dabei die frische Luft ein. Das Leben ist schön!

Mit dem Auto fahre ich in den nächsten Ort, nach Bucan Canot, wo ich mich für zwei Nächte im Boutique Hotel 2A einquartieren möchte. Reserviert habe ich nicht, da ich zuversichtlich bin, während der Nebensaison ein Zimmer zu finden. Ich klingle vor dem geschlossenen Tor, Sesam öffne dich, die Rezeptionistin empfängt mich nach dem Tor, ich frage, ob ich zwei Nächte bleiben dürfe, sie nickt mit einem breiten Grinsen und schon flitze ich in die enge Tiefgarage. An der Rezeption erfahre ich, dass die Tiefgarage eigentlich EUR 30.- pro Tag kostet, aber sie erlassen mir diese Kosten, da ich zurzeit die einzige Touristin sei? Was, das ganze Hotel (18 Zimmer) und damit auch der Pool für mich ganz alleine? Yes! Das Hotel ist klein, modern und entspricht genau meinem Geschmack. Ich richte mich im Zimmer kurz ein, besichtige den Pool und die Bar auf dem Dach (gefällt mir!) und laufe dann zum nahegelegenen Beach von Bucan Canot. Ich habe mit Isabel abgemacht, die mit ihren Eltern, die heute aus der Schweiz angereist sind, zum Mittagessen verabredet ist. Finde ich toll, dass die Eltern von Isabel entschieden haben, zwei Wochen auf der Insel zu verbringen. Sie haben sich die Reise mit allen Hotels und dem Mietauto in einem Reisebüro buchen lassen und werden bestimmt eine tolle Zeit hier verbringen. Zu Beginn und am Schluss der Reise können sie etwas Zeit mit Isabel verbringen. Meinen Eltern würde es hier bestimmt auch gefallen … wandern, etwas Zeit am Beach verbringen, fein essen und die Städtchen besuchen.

Das Sicherheitsnetz gegen die Haie ist zwar installiert, jedoch prangt am Beach trotzdem das grosse Schild mit der Warnung «Baden verboten». Wahrscheinlich sind die Wellen zu hoch. So müssen wir mit dem halb von Natur und halb von Menschenhand gemachten Naturpool vorlieb nehmen. Wir setzen uns an den Rand und lassen das gebrandete Meerwasser gegen unsere Rücken prallen. Cool! Wir geniessen noch ein feines Glacé – meine bewährten zwei Sorten sind Vanille und Guyave. Wir geniessen noch den wunderschönen Sonnenuntergang, bevor ich mich von den dreien verabschiede.

Ich wünsche den Eltern von Isabel eine schöne Reise. Zurück im Hotel begebe ich mich direkt aufs Hoteldach, bestelle mir einen Drink und geniesse die Abendstimmung. Es ist ein schöner lauer Winter-Abend (ja, in La Réunion ist Winter). Ich hüpfe noch kurz in den Pool und verziehe mich dann mit einer Tüte Chips und Käse ins Bett und schaue Netflix.

 

Pool und nichts zu tun – Donnerstag, 8. Juni 2023

Ich habe mir heute vorgenommen nichts zu machen, einfach nur beim Pool liegen, lesen und mich ab und zu im Pool abzukühlen. Trotz Winter liegen die Tagestemperaturen nach wie vor bei 28°. Ich bin den ganzen Tag alleine und geniesse es auf dem bequemen Liegestuhl unter dem Sonnenschirm zu liegen. Zum Sonnenuntergang gönne ich mir noch einen Drink.

Am Abend begebe ich mich zum Beach, wo ein paar schöne Beach-Restaurants ihren Service anbieten. Beim ersten Restaurant sind bereits alles Tische ausgebucht. Beim zweiten habe ich mehr Glück. Mir wird ein Filet Mignon oder ein Beef-Spiessli angeboten. Ich entscheide mich für letzteres, erhalte aber dann ersteres. Beim zweiten Versuch klappt es dann und das Spiessli mit Pommes und Salat liegt vor mir. Daneben ein etwas saurer Rotwein. Leider war das Fleisch ziemlich fettig und durchzogen – mein erster Versuch Fleisch auf der Insel zu bestellen und zu essen, ist also kein grosser Erfolg. Ich schlendere noch etwas herum und erhoffe mir, dass der Glacestand noch offen ist. Désolé, fermé!

 

Noch mal Delfine und Abschied – Freitag, 9. Juni 2023

Um 07.00 Uhr ist Tagwache, denn die Schnorcheltour mit den Delfinen beginnt bereits um 08.00 Uhr. Auf dem Schlauchboot sind neun Touristen, der Capitain und die Schnorchel-Tour-Begleiterin erlaubt. Letztere führte uns sehr ausführlich (natürlich verstand ich nur etwa 20 %) in die Welt des Schnorchelns im offenen Meer und im Detail über das Verhalten gegenüber den Delfinen ein. Ich habe folgende zwei wichtigen Punkte mitbekommen:

  • Möglichst keinen Lärm machen, ob beim Eintauchen vom Boot ins Meer noch beim Schwimmen, denn das könnte die Delfine irritieren und sie verschwinden.

  • Im Wasser immer eine Menschen-Kette machen, indem wir uns alle die Hände reichen. Einerseits um so zusammen zu bleiben und andererseits, um gegenüber eines Hais Grösse zu zeigen (Urgh!).

Auf dem offenen Meer sehen wir bereits in der Ferne einige Boote – da müssen die Delfine sein! Es dürfen jedoch nur fünf Boote gleichzeitig in einem Abstand von 50 Meter gegenüber den Delfinen sein. So müssen wir zuerst etwas warten und nutzen diese Zeit um die Menschenkette im Meer und das lautlose Paddeln mit den Flossen zu üben. Wir sind bereit! Der Captain führt uns in eine geeignete Position und nun begeben wir uns leise ins Wasser und halten unter Wasser Ausschau nach den herzigen Tieren. Da kommt ein erster Schwarm auf uns zu. Sie tauchen unter uns ab und lassen uns links liegen. Okay, schon mal schön für die erste Begegnung, aber die Viecher waren doch ziemlich weit weg. Wir gehen zurück aufs Boot, um es in einer anderen Position noch einmal zu versuchen. Und nun klappt es besser. Es kommen hintereinander drei verschiedene Gruppen auf uns zu. Die dritte Gruppe ist nah und schaut auch neugierig, was wir so treiben. Herrlich! Einfach wunderschön! Zurück an Bord haben wir alle ein Grinsen auf den Gesichtern, das wir so rasch nicht wieder von der Visage kriegen. Ich war schon ein paar Mal mit Delfinen schwimmen/schnorcheln und es ist jedes Mal wieder ein grossartiges und unvergessliches Erlebnis! Auch heute leider keine Wale, aber man kann nicht alles im Leben haben. Nach einem vom Veranstalter offerierten Punch an Land fahre ich nach Saint-Paul zum Markt, wo ich mich mit letzten Souvenirs und vier Avocados eindecke, die ich in die Schweiz importieren möchte. Zudem kaufe ich noch feine Oliven für den Apéro heute Abend mit Sabine und Isabel, bevor ich dann morgen nach Hause fliege. Isabel lässt mich ins Haus, da Madame noch auswärtige Besorgungen machen muss. Ich packe schon mal Probe und geniesse die warmen Sonnenstrahlen am Pool. Isabel geht mit den Schulgspändlis an den Strand, die ich später beim gemeinsamen Abendessen noch treffen werde. Ich mache den Apéro parat, klaue aus Versehen noch einen Teil des Käseaufstrichs von Isabel (excuse-moi!) und wir warten auf Madame. Leider taucht sie nicht auf und wir fahren mit meinem Auto los in Richtung Stadt, als Madame gerade nach Hause kommt. Sie ist aber noch am Telefon und so hoffe ich, dass sie noch wach ist, wenn wir nach Hause kommen, damit ich mich noch anständig verabschieden kann.

Zu zehnt, inkl. der Lehrerin Blondine, treffen wir uns im Restaurant La Cabane, wo wir letzte Woche bereits mit Madame waren. Die Menü-Auswahl ist wiederum auf einer Tafel aufgeschrieben und ich entscheide mich wieder für Fisch und Kartoffeln und als Vorspeise Krevetten. Es war wieder hervorragend und wir verbringen einen schönen Abend zusammen. Dann die grosse Verabschiedung von all den jungen Leuten, die mir ans Herz gewachsen sind. Ich höre und lese immer wieder von der «komischen» Generation Z, die hohe Erwartungen hat und wenig Kompromisse eingehen möchte. Meine Damen und Herren, ich habe hier in La Réunion während den letzten Wochen eine wahnsinnig starke, klare und offene Generation Z erlebt, die sich ihrer Verantwortung bewusst ist, die mit sozialen Kompetenzen brilliert und die Themen ansprechen, die wir ältere Generation verpasst haben. Frauen von der DP Langue-Schule (und natürlich auch Jan – der einzige Mann 😉): macht weiter so – ich konnte so viel von euch lernen und bin gespannt, wohin euch das Leben führt! Ich bin stolz auf euch und ich wünschte, ich wäre in eurem Alter so stark und «soweit» gewesen!

Zu Hause ist Madame zum Glück noch wach, so dass wir noch Erinnerungsfotos schiessen können und ich mich von ihr verabschieden kann. Ich frage noch, wieviel ich ihr für die letzte Nacht schulde und verstehe, dass es in Ordnung sei. Ich freue mich über ihre Grosszügigkeit und bedanke mich. In oberen Stock verabschiede ich mich mit einer herzlichen Umarmung von Isabel. Ich hätte mir keine bessere Mitbewohnerin vorstellen können. Obwohl nur halb so alt wie ich, haben wir uns super verstanden und beim Französisch jeweils gut ergänzt. Wir führten gute Gespräche und weihten uns gegenseitig in unser Leben ein. Isabel, ich wünsche dir von Herzen alles Gute im Leben!

Als ich vom Zähneputzen aus dem Badezimmer kommen, fragt mich Madame, ob ich ihr die EUR 50.- für die Nacht noch geben könnte? Ups, habe ich das nun so falsch verstanden? Nach drei Wochen Sprachschule? Ich bin etwas überrascht, vor allem auch, dass die Kosten für die eine Nacht höher sind, als wenn ich es über die Schule gebucht hätte – und das mit Halbpension, die ich ja hier in der letzten Nacht nicht mehr in Anspruch genommen habe. Ich möchte aber keine Diskussion anstossen und übergebe ihr die Note.

 

Zu viel Gepäck – Samstag, 10. Juni 2023

Uff, würg, krampf … ich bringe meinen Koffer nicht zu … ich habe wohl doch zu viel eingekauft und auch die fünf Zentimeter-Verbreiterung hilft nicht. Shit, was soll ich nun machen. Ich habe gestern noch eine Korbtasche gekauft, die ich nun mit ein paar Sachen vollstopfe, damit ich den Koffer zukriege. Habe ich halt zwei Handgepäck, die hoffentlich Niemandem auffallen.

Hervé, der Taxifahrer, der mich vor vier Wochen bereits vom Flughafen abgeholt hat, steht pünktlich vor der Tür. Das Gespräch fällt diesmal ausgeglichener aus und ich habe Freude, dass er mich erzählen lässt und ich ihm so meine Fortschritte präsentieren darf.

Beim Flughafen eine ultralange Schlange und danach ab zur Pass- und Handgepäck-Kontrolle. Mein Korbtasche-Handgepäck bleibt hängen … und mir ist sofort klar weshalb. Shit, ich habe vergessen mein Sackmesser aus dem kleinen Rucksack zu nehmen, der sich heute Morgen noch im Koffer befand und dann aufgrund des Platzmangels ins Handgepäck wanderte. Ojemine, ich musste es abgeben – mein mit meinem Namen graviertes Sackmesser, das mich bereits seit Jahren auf meinen Reisen begleitet. Tja, wenn man den Kopf halt nicht beieinander hat.

Der fast 12-stündige Tagesflug nach Paris war lang, aber angenehm. Nach kurzem Aufenthalt in Paris fliegt mich Air France zurück nach Zürich. Bonjour à la maison!

 

Fazit

Was für ein genialer Sprachaufenthalt in La Réunion. Die Insel kann ich absolut empfehlen. Ideal für einen Sprachaufenthalt sowie Bade- und Wanderferien, fernab von Europa und trotzdem mit all dem europäischen Komfort. Die Einheimischen sind zurückhaltend, freundlich und hilfsbereit. Die Insel sehr übersichtlich und mit einem Mietauto ist man innert zwei Stunden praktisch überall. Das Klima ist im Mai/Juni ideal.

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