Zwei Wochen Ferien im April! Wohin bloss? Das Wunschreiseziel "Ägypten" fiel wegen den Unruhen im Nahen Osten (kurz vor Irak-Krieg) zum Opfer. Corinne, mit ihr habe ich mich durch drei Jahre HFW gequält, hatte mal eine Fernsehsendung über eine ziemlich unbekannte Inselgruppe vor der Küste Senegals gesehen. Klang geheimnisvoll und deshalb informierten wir uns über Cabo Verde und waren schnell überzeugt, dass dieses Land das ideale Reiseziel für unsere individuelle Rücksackreise ist. Wir zwei Globetrotter bereisten mit dem Rucksack und öffentlichen Verkehrsmittel (Flugzeug, Aluguer, Fähre) die Insel Sao Vicente sowie Santo Antao. Die letzten beiden Tage verbrachten wir auf der Insel Sal am Strand.
1. Tag (18.04.2003): Lissabon – Karfreitag - Sightseeing in der Altstadt (Text: Conni)
Ausgeschlafen sass ich im Zug nach Zürich, das Gepäck habe ich am Vorabend bereits aufgegeben, den Boardingpass hatte ich auch schon ... nun freute ich mich auf Corinne, die ich im Zug oder auf dem Gleis im Flughafen Kloten treffen wollte. *Schreck* auf dem HB Zürich, der herausgeschriebene Zug fährt gar nicht (Feiertag). Oje, hoffentlich treffe ich Corinne irgendwo. Doch null problemo, Corinne sass bereits im Zug und sah mich auf dem Gleis "herumtigern". Die Eingangshalle des Flughafens ist nach dem Umbau nicht wiedererkennbar. Eine schöne, grosse, lichtdurchflutete Halle inkl. Check-ins, Läden (Migros) und Restaurants. Nach einigen kleinen Einkäufen begaben wir uns zum Gate. Pünktlich heben wir mit der TAP-Maschine (Portugiesische Airline) Richtung Lissabon ab. Wir waren bereits jetzt todmüde und schliefen gleich ein. Doch nicht für lange, das Mittagessen (Fisch, da Karfreitag) wurde serviert.
Lissabon, unsere erste Station: Wie kleine Weltmeister fanden wir unsere zentral gelegene Pensôa Gêres auf Anhieb. Klein aber fein, mit viel Atmosphäre sowie zentral und trotzdem ruhig gelegen. Gleich zogen wir los, liefen entlang der breiten Fussgängerpromenade und waren völlig überrascht, als wir vor der einzigartigen Sehenswürdigkeit standen: dem "Elevador de Santa Justa". Der nostalgische Aufzug wurde 1901 als Verbindung von der Ober- zur Unterstadt gebaut. Die Aussicht war grandios und wir "genehmigten" uns eine Cola. Am Ende der Fussgängerzone befindet sich der Platz "Plaça do Comércio", wo wir den Blick auf den Fluss "Rio Tejo" genossen. Wir schlenderten durch die Gassen von Chiado. Mit einem lustig, kleinen, uralten Tram – das Wahrzeichen von Lissabon – liessen wir uns wieder in die Unterstadt fahren. Unsere Magen meldeten sich. In einer idyllischen Gasse fanden wir ein typisches portugiesisches Restaurant. Hmmm, war das fein. Todmüde fielen wir um 20.30 Uhr in unser schmales Grand lit; bei jeder Bewegung knarrte das Bett; ich schlief schon besser ...
2. Tag (19.04.2003): Lissabon - Castelo (Text: Corinne)
Bereits um 09.00 Uhr haben wir uns auf den Weg gemacht. Wie kann es anders sein, wir "zmörgeleten" draussen im Restaurant Suiça. Anschliessend machten wir mit der Electricita No 28 eine unbeabsichtigte Stadtrundfahrt; wir haben es verpasst auszusteigen. Doch noch auf dem richtigen Hügel angekommen, besuchten wir zuerst einer der vielen Aussichtspunkte mit Sicht auf die "St. Francisco-Brücke" und die Cristo-Rei-Statue. Nach einem ersten Kirchenbesuch sind wir weiter zum Flohmarkt "Feira da Ladra". Da wir noch Platz im Rucksack hatten, schlugen wir auch gleich zu!
Highlight des heutigen Tages war das romantische "Castelo de Sao Jorge" mit den Zinnen und hübschen Plätzchen. Nach dem kurzen Regenguss sonnten wir uns auf einer wunderschönen Aussichtsterrasse. Nach dem kleinen Lunch spazierten wir durch das älteste Quartier und bestaunten die gekachelten Hauswände.
Es war erst mitten am Nachmittag und unser "Soll" war bereits erfüllt. Conni hat im Reiseführer noch ein Äquadukt (Wasserbrücke) gesehen, auf dessen Suche wir uns nun machten. Mit der Metro bis zum "Parques Eduardo" und anschliessend zu Fuss ... Doch das Unterfangen scheiterte kläglich! Wir konnten zwar die Türme erkennen, jedoch war die direkte Sicht mit ganzen Häuserzeilen verbaut!! Geschafft setzten wir uns in den Bus, zurück zum Hotel.
Nach einer Ruhepause machten wir uns auf zum Italiener (Valentino). Dort liessen wir uns kulinarisch verwöhnen. Für CHF 60 war vom Apéro bis zum Limonetta alles dabei!
Das Bett hat zwar nicht mehr geknirscht, doch dieses Mal war ich dran mit schlecht schlafen! Und komische Sachen haben wir geträumt...
3. Tag (20.04.2003): Lissabon – Ostersonntag - Bélem (Text: Conni)
Das heutige Tagesziel war der Stadtteil Bélem (Betlehem). Beim zweiten Versuch erwischten wir das richtige Tram. Um uns einen Überblick zu verschaffen gingen wir zuerst auf die Plattform des Entdeckerdenkmals. Wir bestaunten die riesige Mosaik-Weltkarte. Weiter ging es zum Torre de Bélem, von wo im 16. Jahrhundert die Schifffahrt auf dem Fluss kontrolliert wurde. Die Innenräume waren geschlossen da gestreikt wurde. Im wunderschön angelegten Klosterpark gönnten wir uns an der Sonne eine erste Siesta.
Der Gottesdienst war gerade zu Ende, so dass wir uns in die Klosterkirche vom "Mosteiro dos Jerônimos" hineinschleichen konnten. Sie war riesig und üppig geschmückt. Wegen des Feiertages waren die übrigen Klosterräumlichkeiten geschlossen, so wagten wir uns ins Maritim-Museum, so dass wir doch noch zu Kultur kamen. Nachdem wir uns "ausführlich" (war stinklangweilig) über die Entdeckungsgeschichte sowie über den Schiffsbau *gähn* informiert haben, war eine zweite Siesta angesagt. Wir hatten noch genügend Zeit, um uns eine weitere Attraktion anzusehen. Doch Ostern machte uns einen Strich durch die Rechnung, so dass wir ins Zentrum zurück kehrten. Auf dem Weg zur Pension trafen wir auf Südamerikanische Strassenmusikanten, denen wir einige Zeit zuhörten und etwas herum flirteten.
Nun war es Zeit, unser Gepäck in der Pension abzuholen und mit dem Aerobus ging es an den Flughafen. Beim Einchecken dann der Schreck: Mein Visum wurde vom Konsulat falsch ausgefüllt. Anstatt gültig im 2003 steht 2002! Tja, bin gespannt, ob sie mich auf die Cabo Verde reinlassen. Als Abendessen gönnte sich Corinne eine Doppelschachtel Toffifee und ich eine Deluxe Muschelschokolade.
Noch ein Wort zu Lissabon: Die Sehenswürdigkeiten liegen alle ziemlich nahe beieinander, so dass man vieles zu Fuss oder mit dem Tram besichtigen konnte. Es ist eine Stadt mit Charme und Atmosphäre. Allgemein waren die Einwohner nett mit ein paar schroffen Exemplaren.
4. Tag (21.04.2003): von der Insel SAL nach SAO VICENTE (Mindelo) - Der Anfang des Abenteuers - Flug zu unserer Ausgangsinsel (Text: Corinne)
Gott weiss wann – wir jedenfalls nicht – wir im Dunkeln auf Sal gelandet sind! (mehr davon später...)
Erstaunlicherweise wurde Conni ohne mit der Wimper zu zucken durch die Passkontrolle gelassen. Wir konnten sogar mitten in der Nacht noch Geld wechseln und fuhren mit dem viel zu teuren Taxi ins Hotel (Rückweg war halb so teuer). Beim Wecker stellen haben wir mit Schrecken festgestellt, dass wir gar keine Ahnung hatten, wie spät es ist! Telefon funktionierte nicht und beim TV war die Zeit nicht eingestellt! Vorsichtshalber haben wir die Uhr nur um eine Stunde zurückgestellt (nach Lissabon)!
Da wir immer mit einem portugiesischen Sprachdix bewaffnet sind, konnten wir beim "Frühstücks-Man" herausfinden, welche Zeit wir wirklich haben. Tatsächlich, wir waren noch eine Stunde zu früh aufgestanden... Naja, so hatten wir noch die Gelegenheit das kleine Dorf Espargos zu "bewundern"!
Weiterflug mit TACV (Kapverdische Fluggesellschaft) nach Sao Vicente. Unglaublich, Peter (mit ihm hatten wir bereits in der Schweiz E-Mail-Kontakt und er fragte dreimal nach, wann wir nun genau ankommen) hat es nicht vergessen und holte uns am Flughafen ab. Nachdem wir das Gepäck in der Pension "Melodie" abgeladen haben, machten wir uns auf eine kurze Orientierungstour durch Mindelo mit dem deutschen Peter, der seit mehr als einem Jahr hier lebt und sich den wenigen Touristen annimmt. Mindelo hat einen wunderschönen natürlichen Hafen und ist das Handelszentrum des gesamten Archipels. Anschliessend gings auf eigene Faust weiter, zuerst zum Hafen, danach auf den nahe gelegenen Hügel. Wir waren völlig überrascht, dass in der ehemaligen Festungsanlage noch jemand wohnt. Nach einer kleinen Stippvisite auf dem Gemüse- und Fischmarkt verzehrten wir unsere französischen Brötchen mit Käse.
Den Einfluss der früheren portugiesischen Herrschaft ist auch gut erkennbar an der Nachbildung des Torre de Bélem an der Bucht. Das Original haben wir bereits in Lissabon besichtigt. Nach einer kurzen Siesta machten wir uns auf das Ferry Ticket nach San Antao zu besorgen. Doch alle Anstrengungen halfen nichts! Die einen fahren an diesem Tag nicht und die anderen waren ausgebucht. Somit gingen wir ohne Billette ins Büro von Chris und Peter alias Café Royal. Sie haben uns auch gleich den Floh ausgetrieben in diesen zwei Wochen auch noch die Insel Santiago abzuklappern.
Mit dem Deutschen Pensionär Otto und Peter assen wir in einem einheimischen Lokal Poulet (heisst auf Portugiesisch Frango! Connis Arbeitgeber heisst ja auch so!!!) und Fisch. Mmmh! Wir haben darauf zur Desinfizierung unseren ersten Grogue, landestypischen Schnaps, probiert. Der ganze Spass kostete uns 1'200 Esc. = ca. CHF 15 für alle vier! So günstig werden wir wahrscheinlich auf der Reise nicht mehr essen. Entgegen unseren Informationen aus verschiedenen Reiseführern empfinden wir das Preisniveau als relativ tief, trotzdem dass über 90 % der Güter importiert werden müssen.
Anschliessend nutzten wir die super Gelegenheit einen Vortrag über die hiesige Walforschung anzuhören. Bea, Schweizerin, arbeitet für die Schweizerische Walforschung und war in der selben Pension untergebracht wie wir. Wir fielen todmüde ins Bett!
5. Tag (22.04.2003): SAO VICENTE (Rundfahrt) - Herumgegurke auf der Insel (Text: Conni)
Zum Glück gibt es Ohrenstöpsel!! Unser netter Nachbar veranstaltete eine Musik-Open-End-Nacht ... Das Frühstück auf der Dachterrasse mit der genialen Aussicht über die gesamte Stadt entschädigte uns sogleich für die nächtlichen Strapazen. Nach unserem Organisationsmarathon (Fähre-Ticket, Inland-Flug Sao Vicente – Sal, Flugbestätigung) setzten wir uns ans Meerufer und beobachteten die Hunderten von Amerikanischen Touristen, die mit dem Kreuzfahrtschiff, die regelmässig in Mindelo anlegen, einen Halbtagesstopp eingeschaltet haben. Nachmittags gings mit Peter auf Inseltour ... bergauf, bergab zu den schönsten Plätzen der kleinen Insel. Unteranderem besuchten wir den höchsten Berg der Insel, den Monte Verde. Doch entgegen dem Namen, ist er karg und felsig. Auf dem Gipfel befinden sich militärische Funkantennen und sind so geheim, dass jedermann Zutritt hat :-). Nach diesem "herumgegurke" (Zitat Peter) gingen wir zurück in unsere Pension "Melodie". Tür auf und grosses Staunen! Wo sind unsere Sachen? Das Zimmer sah aus, als würde niemand drin wohnen. Das Öffnen der Schränke löste das Rätsel auf. Die Putzfrau ist sehr gründlich und räumte alle herumliegenden Sachen inkl. unserer Rucksäcke in den Schrank. Corinnes Jäckchen und Pullover hingen an den Bügeln und meine gebrauchten Unterhosen waren gewaschen. Wir trauten unseren Augen nicht! So was haben wir noch nie erlebt. War mega lustig!
Nach einer Mini-Siesta begaben wir uns ins Büro, sprich Café Royal. Dort trafen wir auf Chris, Peter und Bea. Wir hatten uns verabredet, um die Kapverdische Spezialität Cachupa bei der Freundin von Chris zu essen. Bettina, Kapverderin, betreibt ein winziges Restaurant (drei Tische) namens "Zürich". Das Cachupa, eine typische Cabverdische Mahlzeit, war ausgezeichnet. Es wird aus Mais, Bohnen und sonstigen undefinierbaren Zutaten gemacht. Mmmmh, fantastisch! Nun getrauten wir uns nicht mehr Cachupa zu bestellen, denn es kann nicht besser werden. Nach einem traditionellen Grogue ging es bereits um halb zehn ab ins Bett.
6. Tag (23.04.2003): Von SAO VICENTE nach SANTO ANTAO - Überfahrt mit der alten Fähre und rumplige Anfahrt nach Tarrafal (Text: Corinne)
Heute mussten wir früh raus! Bereits um 7.30 Uhr erwartete uns der Taxichaffeur, um uns an den Hafen zu fahren. Zu unserem erstaunen legten wir pünktlich um 8.00 Uhr ab. Überhaupt kann man sich auf Cabo Verde auf die Leute verlassen. Niemand versucht einem übers Ohr zu hauen, die Touristen zahlen (noch) die selben günstigen Preise wie die Einheimischen und auf Fragen erhält man klare Antworten. Auch unser "Begleiter" Fafar, alias Oswald (da wir Touris seinen richtigen Namen nie richtig merken können) schaffte es noch rechtzeitig auf die ca. 200 plätzige Fähre. Bei der Überfahrt ging dann die "Kotzparty" los! Die Einheimischen kotzten kreuz und quer ... Heil auf der anderen Seite in Porto Novo (Sao Antao) angekommen erwarteten uns unzählige Aluguer-Fahrer. Aluguer sind kleine Wagen mit offenen Ladeflächen, wo Holzbänke montiert wurden, um möglichst viele Passagiere von A nach B zu bringen. Wir liessen uns bequem das "Aluguer Collectivo" nach Tarrafal von Oswald organisieren. Er quatschte einige Bekannte an, um sich nach dem Fahrer "Jack" zu erkundigen. Wir hatten Glück, er wurde diesen Morgen unter den Dutzenden von Aluguers gesichtet! Nach kurzer Verhandlung wars klar und Jack versprach uns um 12 Uhr im Café abzuholen. Wir machten es uns also auf der Terrasse gemütlich und frühstückten. Oswald gab uns noch gute Wandertipps, schliesslich ist er Reise- und Wanderführer auf dieser Insel.
"Pünktlich" um 12.30 hielt Jack vor dem Café und los gings ... zuerst luden wir jedoch noch ein paar Mehlsäcke etc. auf, bevor unserer Ralley startete. Anfangs war der Weg noch gepflastert, mehr und mehr verwandelte sich dieser dann in ein ausgewaschenes Bachbett. Wir wurden während der zweistündigen Fahrt so richtig durchgeschüttelt. Dank den portugiesischen Notizen von Oswald liess uns Jack oberhalb von Tarrafal aussteigen, um die einstündige Wanderung ins Tal unter die Füsse zu nehmen. Unser Gepäck wurde von Jack direkt in der Pension Mar Tranquilidade abgesetzt. Gleichzeitig stieg auch der zuvor zugestiegene Wüsten-Cowboy bereits wieder aus. Er hat uns auf den letzten Kilometern mit Gesang und Witzen, die wir natürlich nicht verstanden, unterhalten. Wir lachten trotzdem mit. Er transportierte seinen 50 kg Sack problemlos mit seinen Sandaletten in einem Wahnsinnstempo ins Tal. Unter uns tauchte schon bald die "Oase" Tarrafal auf. Nach der langen Fahrt durch die Mondlandschaft war dies fast unglaublich ... wunderschön!
Durstig kamen wir in der Pension von Susi (Engländerin) und Frank (Deutscher) an. So stellen wir uns das Paradies vor: kleines Häuschen im Grünen inkl. direktem Meer- und Strandanschluss. Susi und Frank sind auf ihrem Segeltripp vor 3 ½ Jahren hier in Tarrafal "gestrandet" und haben eine kleine gemütliche Pension aufgebaut. Im Moment stehen sechs Doppelzimmer den Individual-Touristen zur Verfügung. Geplant sind noch ein paar Häuschen mehr. Susi ist für den Garten und die "Gemütlichkeit" zuständig und Frank zeigt sich für den Bau und die Küche verantwortlich. Die Pension ist einfach eingerichtet, doch uns kam es vor wie purer Luxus. Sie ist so schön in die Natur eingebetet und strahlt eine riesengrosse "Gemütlichkeit" aus. Frank und Susi haben sich einen Traum erfüllt. Doch nach ein paar Gesprächen mit Frank mussten wir feststellen, dass er ziemlich labil ist und ihm das ganze Projekt langsam über den Kopf wächst. Er ist ein Perfektionist und macht möglichst viel selber und kann keine Verantwortung den Einheimischen abgeben. Zum Beispiel kochte er uns "einfachen" Touristen immer ein mega Menü, das wohl niemand an einem solch abgelegenen Ort erwartet. Eine Cachupa oder einfach Fisch und Reis, das eine einheimische Person zubereitet hat, hätte uns auch gereicht. Naja, die beiden müssen selber noch herausfinden, wie sie in diesem "Traum" auch selber relaxt leben können.
Nachdem wir fürs erste unseren Durst gelöscht hatten, zeigte uns Frank unser zu Hause für die nächsten paar Tage. Sind wir doch Glückspilze, ein ganzes Häuschen für uns und die Terrasse ist gemütlich und hat Meersicht. Nach einer kalten Dusche, warmes Wasser gibt es auch hier nicht, machten wir uns zu Fuss auf Erkundungstour an den schwarzen Lavastrand! Natürlich hielten wir alles auf Fotos fest!
Das Abendessen war supergut: Fisch, Kartoffeln und Salat, letzteres gibt es auf den Kaperden sehr selten.
Nach diesem langen Reisetag waren wir wieder einmal hundemüde und freuten uns auf unsere Betten (diesmal unter riesigen Mückennetzen). Oh Schreck, da ist aber noch eine riesige Spinne im Zimmer. Erste Devise: Todschlagen! Doch leider war sie schneller als wir und so schlief sie halt unter Conni’s Bett. :-)
7. Tag (24.04.2003): Tarrafal - Ein menschenleerer schwarzer Traumsandstrand (Text: Conni)
Bereits um 6.30 Uhr jagte Corinnes Kopfweh sie raus auf die Terrasse. Ich wälzte mich noch zwei-, dreimal hin und her, doch bei diesen ständig sich antwortenden Hähnen fand ich den ungestörten Schlaf nicht mehr. Nach einem ausgiebigen Frühstück, vor allem Corinne, sie verschlang drei grosse Brötchen, suchten wir uns ein schönes Plätzchen am menschenleeren schwarzen Sandstrand. Nach einer ungestörten Stunde gesellte sich ein junger Capverder zu uns. Und einmal mehr staunten wir über die sprachgewandten Einheimischen. Er sprach in akzentfreiem Französisch. Er machte uns Komplimente und er verehre Frankreich (er ging davon aus, dass wir aus Frankreich sind). Als wir ihn dann aufklärten, dass wir Schweizerinnen sind, versicherte er uns unverzüglich, dass er natürlich auch die Schweiz sehr schön findet. Ahaaaaaa! Als uns der Gesprächsstoff ausging setzte er sich trotzdem, nach höflichem Fragen, zu uns und beobachtete uns unverhohlen. Die Capverder sind im allgemeinen ziemlich hartnäckig. Wir lasen in unseren spannenden Büchern (ich: Cowboy-Liebesgeschichte; Corinne: grausige Mordstory) weiter. Unsere selbstverordnete Sonnenration war nach 1 ½ Stunden erreicht. Die Sonne hier in der Nähe des Äquators brennt stark und dem gefährlichen Sonnenbrand wollten wir vorbeugen. So kehrten wir zurück in die Pension und machten es uns auf der Terrasse unter dem Sonnenschirm gemütlich. Das Mittagessen bestand aus einer süss-sauren Fischsuppe.
Heute war unser Faulenzertag und deshalb genossen wir noch einige Stunden auf der Terrasse mit lesen und faul herumliegen. Am späten Nachmittag machten wir uns zu einem kleinen Spaziergang durch das Dorf auf. Die Leute reagierten unterschiedlich auf uns: einige lächeln uns an, andere starren nur und wieder andere begrüssten uns freundlich mit einem "Bom tarde" (schönen Nachmittag). Am Ende des Dorfes trafen wir auf etwa 15 fussballspielende Kinder. Sobald sie uns und vor allem unsere Fotokameras entdeckten, wollten sie sich unbedingt von uns abknipsen lassen; am liebsten Einzel- oder kleine Gruppenbilder. Lustig war es, als sie sich in Reih und Glied wie eine Fussballmannschaft aufstellten. Ich gesellte mich dazu und daraus entstand ein originelles Foto. Als die Kinder nicht mehr aufhörten um "Carnettas" (Kugelschreiber) und Fotos zu betteln, machten wir uns auf den Rückweg. Nach der kalten Dusche genossen wir vom Strand aus den Sonnenuntergang, bevor dann das Nachtessen serviert wurde. Es war wieder perfekt: frischen Fisch, Reisauflauf, Salat. Zum Nachtisch wie immer einen einheimischen Schnaps, den Grogue. Wir schrieben unsere Karten und waren froh, dass uns Fred, der deutsche Dauerlaberer, in Ruhe liess. Uhaaaa, gute Nacht!
8. Tag (25.04.2003): Tarrafal - Nicht ganz ungestörtes Sonnenbaden (Text: Corinne)
Die Hähne krähten uns wieder zu den Betten raus. Gemütliches Frühstück und ab gings an den Strand gleich vor der Pension. Conni war mit ihrer Taucherbrille ausgerüstet, sie wollte es mit Schnorcheln versuchen! Doch es ging nicht lange, da kam sie wieder zum Wasser raus. Sie ist halt ein kleiner "Angsthase"! Naja, laut Frank kamen in dieser Bucht auch öfters grosse Tiere wie Walhaie (grösstes Lebewesen), Buckelwale und Mantas vorbei. Leider haben wir diese bisher noch nicht gesehen. Um 11 Uhr ertönte dann wieder die fröhliche kreolische Musik. Strom gibt’s hier nämlich nur von 11 bis 14 und von 18 bis 24 Uhr!
Während wir am Strand lagen, kamen die Fischer zurück. Es war heute nicht so ein erfolgreicher Tag, sie fingen lediglich Fische für das eigene Abendessen! An guten Tagen fangen sie mehrere hundert Kilos. In ein paar Tagen soll es mit dem Thunfischfang losgehen. Diese schwimmen dann in grossen Schwärmen in die Bucht von Tarrafal.
Während der Mittagspause reservierte uns Frank ein Zimmer bei Sabine in Paùl im Norden der Insel. Nächsten Montag wollen wir an diesen Ort reisen. Frank erklärte aber gleich, dass die Abreise am Montag ab und zu kritisch sei. Es fahre dann nicht immer ein Aluguer nach Porto Novo. Weshalb? Naja, die Einheimischen "begiessen" das Wochenende immer ziemlich heftig mit Grogue und sind am Montag nicht mehr im Stande Aluguer zu fahren.
Mit dem Sonnenschirm bewaffnet ging es am Nachmittag an den einsamen Strand, den wir nur für uns alleine hatten! Nach dem Baden und Steine sammeln, wurden wir wieder von kleinen Kindern "belästigt". Nachdem sie uns dann sogar um unsere "Flip Flops" anbettelten, machten wir uns auf den Rückweg. Während dem tauchte ein grosses Kreuzfahrtschiff aus der Karibik in der Bucht auf. Gemäss Frank sei dies eine absolute Premiere. Doch gleichzeitig schien er und Susi einwenig besorgt darüber! Die Passagiere fuhren zum Teil mit kleinen Schlauchbooten dem Ufer entlang "spazieren". Frank fragte uns zum Scherz, ob wir auch kochen und servieren könnten, falls sich die Touristen in grossen Scharen im einzigen Restaurant bei uns versammelten.
Abends wurden wir wiederum von Franks Kochkünsten verwöhnt; es gab heute sogar Pasta und natürlich Fisch, inkl. Kopf! Das Bett rief uns heute schon zeitig zum liegen, denn morgen wollten wir früh aus den Federn, denn unsere Wanderung zum nächsten Fischerdorf "Monte Trigo" stand auf dem Programm. Susi hat uns die Sandwichs bereits belegt. Bevor wir jedoch ins Bett gehen konnten, musste zuerst die Riesenspinne unter Conni’s Bett daran glauben. Uff, geschafft!
9. Tag (26.04.2003): Tarrafal - Wanderung nach Monte Trigo (Text: Conni)
Fit und munter ging es um 7.30 Uhr los. Zuerst liefen wir durch das Dorf, wo die Leute bereits ihrem gewohnten Tagesablauf nach gingen. Ein-, zweimal mussten wir nach dem Weg fragen um den Einstieg nach Monte Trigo zu finden. Ausgangs Tarrafal liefen wir an vielen Schweineställen vorbei. Diese werden jeweils aus aufgestapelten Steinen und einem Strohdach gebaut. Schwarzweiss gefleckte Schweine begrüssten uns jeweils grunzend, in der Hoffnung wir bringen Futter in diese karge Gegend. Die erste Stunde ähnelte eher einem Spaziergang im Schatten. Wir genossen diese Zeit schweigend, im Wissen, dass der harte Teil erst noch folgt. Der zweite Drittel der Strecke forderte uns heraus. An der prallen Sonne, ohne irgendwelchen schattenspendenden Bäumen, überwanden wir die ersten 300 Höhenmeter. Geglaubt, das gröbste hinter uns zu haben, gab es eine Belohnung: Frühstück. Käsesandwich und eine saftige Tomate. Mit frischer Power marschierten wir weiter bis wir vor staunen stoppten: Wie aus dem Nichts ragte der höchste Vulkan von Santa Antào vor uns auf. Ein faszinierender Anblick. Die unwirkliche nachfolgende Vulkanlandschaft war schlicht grandios. Die erstarrten Lavaströme sind noch gut sichtbar. Diese schwarze Landschaft – sprich Hexenkessel (war mega heiss!) – brachte uns fast zum Verzweifeln... denn die zuerst flach aussehende gut ausgebaute Strecke entpuppte sich als abermaliger Berg- und Talmarsch. Mit unseren letzten Schweisstropfen entdeckten wir Schweineställe sowie den Friedhof, ein sicheres Zeichen, dass das Dorf nicht mehr weit sein kann. Endlich, nach 3 ½ Stunden haben wir unser Ziel erreicht! Monte Trigo kann nur per Boot oder zu Fuss erreicht werden. Die relativ armen Leute leben hier vom Fischfang und staunen noch bei jedem weissen Besucher. Freundlich öffneten sie extra wegen uns die Merceria (Tante Emma-Laden), um uns ein kühles Getränk zu verkaufen. Leider eine Alu-Dose, die überall am Strand herumliegen. Das Problem "Müll" haben die Kapverder noch nicht im Griff. Überall sieht man Müll herumliegen, sei es am Strand, hinter dem Haus oder ganz einfach auf der Strasse. Die westliche Entwicklung bringt bei weitem nicht immer Gutes mit sich...
Kaum sind wir ins Dorf spaziert, witterten die Bewohner bereits ihr Tagesgeschäft: Bootsfahrt zurück nach Tarrafal. Frank ist auch hier bekannt und so wurden wir zum ortsüblichen Tarif (2500 Esc. = 31 Stutz) in einer 45 minütigen Fahrt zurück geführt. Nun konnten wir vom Meer aus bestaunen, wo wir an diesen steilen Klippen entlang gelaufen sind. Wir sind stolz auf unsere Leistung. Zurück am Strand von Tarrafal versuchten wir uns barfuss in die Pension zu begeben. Tja, unsere Bürofüsschen waren dem überhaupt nicht gewachsen. Beim Rennen über den glühend heissen Sand schlug ich mir die Zehen auf und Corinne musste sich die Socken "montieren", um nicht die Füsse zu verbrennen. Nach einer abkühlenden Dusche und der guten Pasta-Suppe machten wir es uns auf der Terrasse bequem. Doch die Hitze war trotz Sonnenschirm nicht auszuhalten, deshalb wechselten wir in den kleinen schattigen Innenhof. Unsere körperliche Leistung belohnten wir uns mit einer Flasche Wein - Tischwein aus Portugal. Wäh! Mit einer Tutto-Runde (Karten- und Würfelspiel) schlossen wir diesen einmalig schönen Tag ab.
10. Tag (27.04.2003): Tarrafal - Einheimische Party (Text: Corinne)
Ausschlafen! Nach dem Frühstück und dem herumhängen entschlossen wir uns doch noch für einen Spaziergang in Richtung Tuna-Fabrik. Was wir dort antrafen übertraf unsere kühnsten Erwartungen! Ganz Tarrafal war am Festen. Musik dröhnte aus riesigen Boxen (Agregator?), was in diesen Mauern fast nicht auszuhalten war! Wir flüchteten an die Bucht und schauten dem Wellenspiel zu. War viel gemütlicher und "You are beautiful" und "I love you" haben wir auf den Inseln schon zu Genüge gehört.
Zurück in der Pension verzichteten wir heute gerne auf die Suppe. Wir zogen unseren Notvorrat Darvida und Farmer den undefinierbaren Schwimmern in der Suppe vor; es waren Klippen-Schnecken.
Den Nachmittag verbrachten wir an unserem Stammplatz am Strand, wo wir vor zwei Tagen unser Steinkunstwerk "Cabo Verde" vollbracht haben. Wir hofften auf einen ruhigen Nachmittag, doch die heimkehrenden Party-Gänger machten uns einen Strich durch die Rechnung.
Kurz vor dem Abendessen haben wir dem Dorflehrer "Simon" unsere mitgebrachten Farbstifte und Malbücher für die kleinen Kinder übergeben.
11. Tag (28.04.2003): Von Tarrafal nach Paùl - Lange Fahrt nach einer Nacht im Freien (Text: Conni)
Mitten in der Nacht setzte ich mich auf die Terrasse und bewunderte den leuchtenden Sternenhimmel. Leider waren die Umstände dafür nicht wirklich erfreulich: mir war kotzübel! Lustigerweise ging es unserem italienischen Nachbar genau gleich. Während ich draussen sass, begab er sich mit der Kerze auf die Gemeinschaftstoilette... Zum Glück erholte ich mich wieder, so dass ich doch noch zu ein paar Stunden Schlaf kam. Pünktlich um sieben stand unser gemietetes Aluguer vor dem Haus. Gleich sechs Touristen zogen an diesem Morgen weiter. Ich Glückliche durfte wegen meinem Gesundheitszustand vorne neben dem netten Fahrer sitzen. Corinne musste die Rallye hinten auf der Ladefläche über sich ergehen lassen. Resultat: staubige Mumie mit blauen Flecken! *grins*. Für die Weiterfahrt von Porto Novo haben wir rasch ein Aluguer gefunden, diesmal einen bequemen Minibus ... Corinne strahlte mich glücklich an ... so lernt man die kleinen Freuden wieder schätzen. Die Fahrt wurde zu einer netten Touri-Besichtigungs-Tour. An jedem interessanten Ausblickspunkt hielt der Fahrer an und so bestaunten wir das erste Mal den fruchtbaren Cora-Krater-Boden, sowie den Ausblick nach Ribeira Grande. In Paùl bei Sabine angekommen stellte sich heraus, dass das vorreservierte Zimmer doch nicht frei ist. Sabine wollte von einer Reservation nichts wissen. Naja, dann gings eben in die Pension von der einheimischen Noemi, was sich als Glücksgriff erwies. Einfach und gemütlich und eine super nette Gastgeberin, und erst noch direkt am Meer. Da wir so ausgehungert aussahen, stellte sie uns ein währschaftes Mittagessen auf. Die letzten Nachwehen von meinen nächtlichen Kapriolen schlief ich am Nachmittag weg. Dann begaben wir uns auf eine kurze Erkundungstour durchs Dorf und fanden eine gemütliche Strandbar, wo uns drei kleine Kinder unterhielten.
Zurück bei Noemi bot uns der Barman einen Spaziergang zur Statue des heiligen San Antonius an, von wo man einen Überblick auf das ganze Dorf hat. Unterwegs schnitt uns Halder (oder so?) Zuckerroh zum Kauen zurecht. Nach 187 Stufen (habe ich gezählt!) erreichten wir den Aussichtspunkt. Halder klärte uns über das traditionelle Familienleben auf den Inseln auf. Die Frauen sind meist schon ziemlich früh schwanger und die Kinder haben selten den selben Vater. Die Väter sind zu keinen Unterhaltszahlungen verpflichtet und die Frauen bauen ein gutes Sozialnetz (Kinderhüten, Kochen, Einkommen, ...) unter sich auf. Auch Halder ist mit seinen 27-Jahren bereits zweimal von zwei verschiedenen Frauen Vater geworden. Für die Capverder ist das völlig normal und auch in Ordnung so.
Nachdem Halder zu romantischen Worten griff und nicht mehr richtig wusste wohin mit seinen Händen, machten wir uns fluchtartig auf den Rückweg ;-). Kaum auf dem Zimmer klopfte es. Arlindos, der Nachbar von Sabine und unser Aluguer-Chauffeur stand da! Er wollte mit uns in den Ausgang. Wir konnten der Idee, mit einem 40-jährigen ziemlich aufdringlichen Cabo Verder herumzuziehen, nichts abgewinnen. Leider schwer von Begriff dauerte es eine Weile bis er endlich abschwirrte.
Abendessen: Fisch! *Kreisch*, sie schwimmen schon in unseren Bäuchen. Kurzer Besuch bei Noemi in der Bar und dann todmüde von diesem Reisetag ins Körbchen.
12. Tag (29.04.2003): Paùl und Fountainhas - Kurze Wanderung zu einem pittoresken Dorf (Text: Corinne)
Nach dem Morgenessen standen wir an die Strasse und warteten bis das nächste Aluguer in die nächst grössere Stadt fährt. Gar nicht so einfach ein Aluguer aufzuhalten, die meisten fahren am Morgen früh nach Porto Novo. Doch wir schafften es!
In Ribera Grande gibt es nicht viel zu sehen. Geldwechseln war aber angesagt. Das TACV-Büro (Fluggesellschaft) war noch geschlossen; so nutzte Conni die Chance, sich im einzigen Internet-Café der Insel bei ihren Freunden zu melden.
Zurück im TACV-Büro erwartete uns eine böse Überraschung. Wir waren auf der Warteliste für den Rückflug von Sao Vicente nach Sal! Nach langem hin und her entschieden wir uns, nicht weiter zu warten und buchten uns halt eben für den Flug um Mitternacht! Besser so als gar keinen Flug am Freitag! Nach dem Einkauf des Mittagessens im Shell-Shop, machten wir uns auf den Weg nach Fountainhas. 45 Min. schwitzen war angesagt. Es ging entlang der steilen Küste ... nur bergauf. Doch von unterwegs hatten wir einen wunderbaren Ausblick auf Ponto de Sol. Wir konnten von hier auch auf die nur 400 m lange Landepiste direkt am Meer blicken, sieht aus wie eine Piste auf einem Flugzeugträger. Wenn überhaupt, d.h. wenn’s der Wind zulässt, landen hier zweimal pro Woche Flugzeuge.
Nach etlichen Kurven erblickten wir das Dorf Fountainhas. Die pastellfarbenen Häuser kleben malerisch an der steilen Felswand. Wie die Einheimischen, wir haben es in der Zwischenzeit gelernt, setzten wir uns mitten im Dorf auf die Treppe und tranken unser 1,5 l Mineral. Auf dem Rückweg nach Paùl machten wir noch einmal einen Stopp in Ribeira Grande um unseren Proviant für die Wanderung am nächsten Tag einzukaufen. Gemüse vom Markt und Brot vom Bäcker. Wäre ganz einfach, doch die unfreundliche Verkäuferin fragte nach einem Plastiksack. Ohne Sack kein Brot! Wau, das sind ja ganz harte Sitten. Also ab in den Shell-Shop und zurück in die Bäckerei ... mit Shell-Plastiksack. Zurück in Paùl ging es für den Apéro wieder an die Strandbar. Wir testeten frittierte Fisch-Teigtaschen. Sie waren ausgezeichnet!
Wir freuten uns auf ein Fisch- und Fleischloses Nachtessen, das wir am Morgen so gewünscht hatten. Kaum zu Glauben, doch während dem Essen stand Arlindos, die Nervensäge, schon wieder da! Manche Männer wollen es einfach nicht kapieren. Nachdem wir ihn auch dieses Mal wieder abservierten, ging es noch auf einen Schlummertrunk zu Noemi und dann ab ins Bett!
13. Tag (30.04.2003): Paùl - Wanderung vom Cova-Krater nach Paùl (Text: Conni)
Um Punkt sieben Uhr stand unser "Freund" Arlindos vor der Pension. Wir hatten ihn bereits am Montag für die Fahrt hinauf auf den Cova-Krater angeheuert. Auf dem höchsten Punkt liess uns der Fahrer aussteigen. Hinter Wasser tragenden Eseln liefen wir hinab zum fruchtbaren Kraterboden. Die Bauern bewirtschafteten ihr Land bei den noch herrschenden tiefen Temperaturen. Nach einem 15 minütigen Aufstieg standen wir auf dem Kraterrand und hatten einen atemraubenden Ausblick auf das Tal Paùl. Weit unten, am Ende des grünen Tales erblickten wir das Meer – unser Wanderziel. Doch zuerst mussten wir die ca. 1'800 Höhenmeter überwinden. Der erste Teil war ziemlich steil und führte uns über gepflasterte Wege, flankiert mit kunstvollen Steinmäuerchen. Hier entdeckten wir die ersten Eidechsen.
Endlich wurde es etwas flacher und wir machten inmitten der Zuckerrohr-Felder eine Tomaten-Pause. Etwas weiter unten "schenkten" uns 10/12-jährige Mädchen Blumenblüten und verlangten als Gegenleistung Bonbons, Kugelschreiber oder die ganz dreisten Kinder sogar Geld. Naja, das fanden wir überhaupt nicht toll. In einem armen Land sollte man den Kindern nie Geld geben. Was werden da die Eltern denken, die Stolz auf ihre Arbeit, ihr Land und ihr Leben sind und die Kinder plötzlich durch Betteln einen grösseren Verdienst erwirtschaften als sie?
Etwa auf halbem Weg fing uns ein Franzose ab und zeigte uns sein Kunstatelier. Doch er konnte uns nicht dazu bewegen etwas zu kaufen. Der weitere Weg führte uns an Bananen-, Kaffee-, Zuckerrohr-, Papaya- und Gemüseplantagen vorbei. Aus den Zuckerrohren wird der traditionelle Schnaps Grogue gebrannt. Überall im Tal sah man Rauchschwaden aufsteigen. Man könnte meinen, die Einheimischen leben nur von diesem "Teufelszeug". Nach ca. 3 ½ Stunden dann die langersehnte Mittagspause im Schatten eines Baumes. Gemütlich und nichts böses ahnend genossen wir unser Pick-Nick (Tomaten, Maisbrot, Streichkäse, Aufschnitt, ...) bis ... klar, Arlindos stand auf der Matte! Das heisst, er fuhr, natürlich rein zufällig, Kundschaft hinauf ins Tal. Er versicherte uns, dass er, sobald er seinen Auftrag ausgeführt habe, sich zu uns gesellen will. Puh, das musste überhaupt nicht sein. Der rückt uns immer wieder auf die Pelle! Danach gesellten sich einige Schulmädchen zu uns und ich war froh, dass ich Abnehmerinnen für meinen "grausigen" Schafskäse fand. Gierig teilten sie ihn untereinander auf. Dabei entdeckten sie, dass wir noch weitere Leckereien (Gebäck) mit uns führten. Beharrlich blieben sie neben uns stehen, bis ich dann mal mit "Ciao" und winken einen Abschiedsversuch startete. Immerhin bewegten sie sich einige Meter von uns weg, jedoch wurden wir immer noch scharf beobachtet. Kaum hatten wir unsere Sachen zusammengepackt, fährt auch schon Arlindos vor. Sein Angebot, mit ihm zurück zu fahren, schlugen wir "schweren Herzens" ab. *grins*
Unterwegs nach Paùl trafen wir noch einen senegalesischen Französisch-Lehrer. Corinne unterhielt sich ausgezeichnet mit ihm, bis sie die Herausgabe ihrer E-Mail-Adresse verweigerte. "Komischerweise" war danach Funkstille.
Puh, geschafft, nach über fünf Stunden (inkl. Pausen) erreichten wir Paùl. Gleich unten schnappten wir uns ein Aluguer nach Ribeira Grande. Dort suchten wir noch einmal das TACV-Büro auf, um herauszufinden, ob der Morgenflug immer noch voll ist. Ja, wir müssen um Mitternacht fliegen.
Am Abend war ein weiterer Strandbar-Besuch angesagt. Die kleinen Jungs, die uns bereits an den Vorabenden mit ihren Kapriolen unterhielten, waren wieder da! Die feinen Apéro-Schenkeli waren vorzüglich. Hm! Wir packten gleich noch 20 Stück als Vorrat für unseren morgigen Reisetag mit ein (20 Stk. = CHF 1.30). Schreck lass nach, Arlindos stand plötzlich mit seinem Aluguer vor der Bar. Muss das sein? Wir versteckten uns und er entdeckte uns zum Glück nicht.
Zurück bei Noemi stellten wir fest, dass kein Abendessen für uns bereitstand. Während Noemi etwas für uns hinzauberte, besuchten wir das Kunstatelier von Heder. Er macht Bilder aus Sand, Erde und Steine. Sah toll aus!
Während dem Abendessen lernten wir noch eine Schweizerin und einen Portugiesen kennen. Nach einem Schlummertrunk, Small-Talk mit dem Portugiesen und der kitschigen Soap-Opera am TV fielen wir wieder einmal früh und todmüde, aber glücklich in die Falle! Wir hofften, dass der Tausendfüssler, den wir am Nachmittag unter meinem Bett entdeckten, inzwischen Selbstmord begangen hat oder verhungert ist :-).
14. Tag (01.05.2003): Von SANTO ANTAO nach SAO VICENTE - Adieu schöne Insel! (Text: Corinne)
Unser Reisetag! Um 7 Uhr sollte Arlindos uns abholen, doch bereits um viertel vor hupte es. Es stand nicht Arlindos vor der Pension sondern ein Kollege. Arlindos hatte wahrscheinlich genug von uns ... Alles schnell in den Rucksack und los gings.
Das letzte Mal die kurvige Strasse hinauf zum Cova und weiter nach Porto Novo. Wir konnten uns am Hafen gleich ins Café setzen, schliesslich hatte Arlindos uns die Billette für die Fähre bereits am Vortag besorgt. Im Café trafen wir auf einige bekannte Gesichter, die wir auf unserer Reise schon angetroffen haben. Oh, Schreck, Arlindos hat uns die Tickets für die kleine Fähre gekauft, Conni hat die Namen der Schiffe verwechselt! Nach dem entladen von Baumaterial, Reis, Getränke, Auto und einladen der Bananen und Ziegen legte unser "Kotz-Schiff" ab. Bei der Überfahrt nach Mindelo schaukelte es mächtig. Die Wellen waren riesig und schon bald waren ausser zwei Kapverder, Conni und mir keiner mehr an Deck. Taff girls!
Am Hafen wartete bereits Peter und teilte uns mit, das mit dem Flug etwas nicht in Ordnung sei. Da jedoch Feiertag sei, müssen wir ins Restaurant Salines, da der TACV-Mitarbeiter dort jeweils vorbei schaut! Das Gepäck stellten wir bei Peter ein (typische Junggesellenbude) und assen anschliessend mit anderen Touris im Salinas zu Mittag. Spätestens um drei hätte James auftauchen sollen. Doch solange noch nicht vier ist, ist das alle weil noch pünktlich und so traf unser TACV-Mann um viertel vor ein. Nach einem Telefon war alles klar und es war so, wie wir es schon lange wussten. Nur noch der Mitternachtsflug hatte freie Plätze, so ging nun die Warterei erst richtig los!
Peter schlug vor, an den Strand zu gehen, denn da würden am Feiertag die Kapverder feiern. Conni war müde und ging deshalb ins Hotel zurück um zu schlafen und ich zog mit Peter los! Am Strand war aber nichts los, denn der Wind wehte zu stark. Da an diesem Tag fast alles geschlossen war, waren wir schon bald wieder im Salinas. Mit Conni hatten wir erst um acht wieder abgemacht, deshalb hatten wir Zeit, viel Zeit. So gingen wir weiter zu Otto zum Kaffee und am Schluss ins Atlantis! Fühlte mich wie ein Kapverder: herumsitzen und warten, Zeit ist ja genügend da! Als wir endlich zahlen wollten, Conni wartete, dauerte es geschlagene 20 min. bis sie die 1’000 Escudos (CHF 13) wechseln konnten.
Gerade als wir zur Pension kamen, waren Conni und Alexander (deutscher Touri) auf dem Weg in den Ausgang. So ging es zu viert ins Atlantis zurück. Weitere drei Stunden bei Tratsch und Klatsch folgten. Der Abschied von den kuriosen Aussteigern Otto und Peter fiel schwer.
Mit dem Taxi ging es dann an den Flughafen und wir flogen sogar früher ab als geplant ... mit nur gerade 8 Passagieren an Board ...
15. Tag (02.05.2003): Von SAO VICENTE nach SAL (Santa Maria) - Vom Paradies ins Touristenzentrum (Text: Conni)
Pünktlich wie eine Schweizer Uhr landeten wir auf Sal. Mit dem Taxi, das wir mit zwei Westschweizern teilten, gings in das 18 km entfernte Santa Maria, der Badeort der Kapverdischen Inseln. Wir stiegen im Hotel da Luz ab, das uns Peter empfohlen hat. Der Nachtportier war alles andere als freundlich. Ah, welch Luxus, richtige Matratzen und erstmals warmes Wasser. Doch das sind schon alle positiven Punkte des Hotels. Die Tischtücher waren schmutzig, der Pool seit langem nicht mehr gereinigt und das Abendessen soll gemäss zwei Deutschen schrecklich sein.
Erster Tagespunkt: Bank - Geldwechseln. Dort trafen wir Ruth, die wir bereits in Porto Novo kennen lernten. Hey, sie wohnt in Grenchen. Die Welt ist mega klein. Mit ihr und ihrem Freund machten wir ab, um zusammen Abend zu essen.
Danach gingen wir an den wunderschönen gelben Sandstrand und schauten den Surfern, Fischern und den Pauschaltouristen zu, wie sie sich bei diesem starken Wind mit den Badetüchern abmühten. Sal ist nicht gleich Cabo Verde und das tat uns weh! Das Dorf Santa Maria ist grässlich, die Leute sind ziemlich unfreundlich und der Wind macht einem das Sonnenbaden zum verleiden. Die Highlights des Tages waren die französischen Crêpes und das ausgezeichnete Abendessen unter freiem Himmel. Wir assen zusammen mit Edi und Ruth (CH) und Joachim und Anja (D), die uns den Restaurant-Tipp gaben. Als "Verdauerli" bestellten wir einen Punch (Grogue mit Honig). Hm! Erst um 23 Uhr war Lichter löschen. Rekord!
16. Tag (03.05.2003): SAL (Santa Maria) - Abschiedsspaziergang am Strand (Text: Corinne)
Unser letzter Tag auf Cabo Verde! Nach dem Frühstück, von gemütlich "zmörgele" kann in diesem Hotel keine Rede sein, gings ab an den Strand zum tiefblauen Wasser. Heute gefiel uns Sal schon viel besser. Es war einiges wärmer und wir konnten uns sogar an den Strand legen. Conni hat sich das "Oril"-Spiel gekauft, welches wir auch gleich testeten. Viele Einheimische spielen Oril jeweils auf den Trottoirs an schattigen Plätzen. Man muss sich eine Taktik zurechtlegen, um möglichst viele Steine vom Gegner "klauen" zu können.
Die Senegalesen, die hier in Massen als Souvenir-Verkäufer auftreten, sind uns auch heute auf den Nerv gegangen.
Nach dem obligaten Crèpes und dem Steine sammeln für das Oril-Spiel von Conni, machten wir Siesta. Schliesslich können wir das Zimmer bis spät abends behalten ...
Nach dem Duschen habe ich das Badezimmer in einen See verwandelt. Ui, zum Glück müssen wir das nicht putzen! Anschliessend gings wieder ins Cafe Creole, es war so fein am Vorabend! Mit Punch und Oril haben wir die Zeit vertrieben bis es schlussendlich um 23.00 Uhr an den Flughafen ging.
17. Tage (04.05.2003): von CABO VERDE via Lissabon in die SCHWEIZ - Heimreise (Text: Conni)
Da ein italienisches Flugzeug noch Verspätung hatte und dieses zuerst abgefertigt werden musste, hatte unser Flug auch Verspätung. So verbrachten wir bis 03.00 Uhr mit warten. Corinne hatte eine kleine Schrecksekunde, als sie unser Transportmittel von Cabo Verde nach Lissabon sah. Da stand doch tatsächlich eine Maschine von der Airline Moçambique! Ui, ui, ui, hoffentlich hält die Kiste! Als ich mich auf meinen Platz setzte und den mit Pflastern geflickten Kabelsalat unter der Armlehne sah, wurde auch mir etwas mulmig ... hoffentlich wird das Audio-System nicht verwendet. Dem war zum Glück dann auch nicht so. Der vierstündige Nachtflug verlief ohne Zwischenfälle.
In Lissabon hatten wir einen siebenstündigen Aufenthalt und wollten den noch auf dem nahegelegenen Expo-Gelände verbringen. Wir haben noch nie ein solch schönes Riesen-Aquarium gesehen und die Fischotter unterhielten uns mit ihren lustigen Kapriolen. Die kurze Nacht machte unsere Glieder schwer, so dass wir uns noch eine Stunde auf eine Wiese legten und die letzten Sonnenstrahlen genossen.
Der Rückflug klappte tiptop und die Schweiz aus der Vogelperspektive sah ziemlich kitschig aus (blühende Rapsfelder).
Schlusswort / Facts
Wir hatten geniale Ferien und wurden in allen Belangen positiv überrascht:
Wetter: Immer schönes und trockenes (tiefe Luftfeuchtigkeit) Wetter bei ca. 25 bis 30°. Angenehme Abkühlung durch Passatwinde.
Leute: Die Einheimischen sind offen und ehrlich. Sie geben einem gerne Auskunft und hauen einem nicht übers Ohr. Wenn man die Anstandsregeln einhält, macht man auf Cabo Verde – wie auch in allen übrigen Ländern – gute Erfahrungen und trifft auf nette Einwohner. Wir finden, dass die Capverder Frauen sowie Männer sehr schöne Menschen sind. Sie sind relativ gross und der grösste Teil sehr Schlank. Die Hautfarbe variiert von Dunkel- bis Hellbraun (weisse Vorfahren).
Sprache: Die Landessprache ist Portugiesisch, doch einige Leute sprechen auch Französisch, ab und zu auch Englisch. Mit dem Wörterbuch oder sogar Händen und Füssen kann man sich jederzeit gut verständigen.
Preise: Auf Cabo Verde werden über 90 % der Güter importiert. In vielen Reisebüchern wird deshalb darauf hingewiesen, dass Cabo Verde kein Billigreiseland sei. Dies mag auf der Insel Sal stimmen, doch ansonsten haben wir günstiger gelebt als erwartet. Für ein einfaches Doppelzimmer (z.T. mit eigenem Bad) muss man mit ca. 20 bis 30 Franken rechnen. Für eine Hauptmahlzeit (inkl. Getränke) gaben wir zwischen 3 und 10 Franken pro Person aus.
Essen: In einem unserer Reiseführer stand, dass die Capverder das Kochen nicht erfunden hätten. Frechheit! Das Essen war immer ausgezeichnet. Auf dem Speiseplan steht fast immer Fisch und Reis. Kartoffeln und Tomaten kriegt man auch häufig. Gemüse ist ansonsten rar und Salat sehr selten. Bei einem Besuch unbedingt das Nationalgericht Cachupa probieren!
Transportmittel: Nichts einfacher als das! Um praktisch jede Insel führt eine Strasse rundherum und/oder mittendurch. Einfach an den Strassenrand stehen und auf ein Aluguer (Sammeltaxi) warten. Die Preise sind fix und kosten z.B. für eine Fahrt von 15 Minuten 90 Rp. pro Person; für drei Stunden CHF 7.
Baden/Wassertemperatur: Ja, Cabo Verde liegt im Atlantik und der Atlantik ist bekanntlich ziemlich kalt. Doch erstaunlicherweise war das Wasser in der Bucht von Tarrafal/Santa Antao sehr angenehm. Auf Sal kamen wir nicht über die Knöchel ins Wasser hinein, da bitterkalt!
An alle toleranten und abenteuerlustigen Individual-Reisenden können wir Cabo Verde empfehlen, für reine Badeferien unbedingt andere Reisedestinationen berücksichtigen!
Corinne, danke für die unvergesslichen Tage auf diesem atemberaubenden schönen Inselarchipel!
Comments